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Hätte ich im Dezember jemandem gesagt, dass der Swiss Market Index (SMI) noch vor Ostern neue Rekorde schreibt – ich wäre von meinem Gegenüber womöglich ausgelacht worden. Spätestens mit dem gestrigen Tag wäre ihm das Lachen allerdings vergangen. Bei 9628 Punkten erreichte das viel beachtete Börsenbarometer allen Unkenrufen zum Trotz nämlich eine neue Bestmarke.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieses Rekordhoch längst nicht bei allen Anlegern Glückgefühle auslöst. Wer im Dezember in Panik verfiel und sich von Aktien trennte, hat jetzt nämlich erst recht das Nachsehen.

Gar von einem regelrechten Albtraum für die Anleger will Mensur Pocinci von Julius Bär wissen. Wie der bekannte Markttechnikexperte in einem mir zugespielten Kommentar schreibt, sei es nur den allerwenigsten Anlegern möglich gewesen, mit dem SMI Schritt halten zu können. Der wohl triftigste Grund: Nicht wenige räumten den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis einen eher geringen Platz in ihren Wertschriftendepots ein. Doch genau diese Titel zogen seit Jahresbeginn kräftig an. Nun geraten viele Anleger und Vermögensverwalter zusehends in Erklärungsnot.

Im Dezember in Panik zu verfallen und zu verkaufen war nicht der einzige Fehler, den man in den vergangenen Monaten begehen konnte - wenn auch der Verheerendste. Die Wahrscheinlichkeit, daneben zu liegen, war und ist gross. Ich muss mich bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 angesichts der zuletzt hohen taktischen Barmittelquote selber ein bisschen an der Nase nehmen. Von einem Albtraum kann aber noch lange keine Rede sein.

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Die Rechnung ist einfach gemacht: Grosse Marktakteure, die sich nach dem Stoxx Europe 50 Index richten, erhalten im Zuge der Abspaltung von Alcon vom Basler Mutterhaus knapp eine Million Aktien zugeteilt. Von diesen müssen sie sich wieder trennen.

Nicht so beim Swiss Market Index (SMI). Rein rechnerisch zwingt die Indexaufnahme dort andere Marktakteure zum Zukauf von etwas mehr als drei Millionen Aktien.

Alleine am gestrigen Dienstag wechselten mehr als 23 Millionen Aktien die Hand. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass auch andere Marktakteure bei Alcon munter mitmischen. Einen ersten Call-Warrant gibt es mit ALCAJB bereits. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, kämen schon in den nächsten Tagen weitere Warrants auf den Markt.

Mit fast 59 Franken in der Spitze übertrafen die Aktien von Alcon am ersten Handelstag selbst die optimistischsten Analystenschätzungen, wie ein Blick auf die Schätzungsbandbreite von 32 bis 55 Franken verrät.

Ob dieses luftige Kurs- und Bewertungsniveau noch hält, wenn das indexbedingte Kaufinteresse abebbt, werden wohl schon die nächsten Tage zeigen. Bekanntlich neigt die Börse ja zu Übertreibungen...

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Ich muss zugeben: Manchmal gehe ich mit den Banken und ihren Aktienstrategen ganz schön hart ins Gericht. Auch Chefstratege Andrew Garthwaite von der Credit Suisse bekam hier an dieser Stelle schon sein Fett weg.

Nun darf ich ihm und seinen Mitarbeitern zur Abwechslung mal ein Kränzchen winden. Mit ihrer Wette auf Halbleiteraktien von Mitte Dezember lagen sie rückblickend goldrichtig. Die hiesigen Vertreter aus diesem ziemlich launischen Wirtschaftszweig befanden sich damals sowohl in einem Stimmungs- als auch in einem Kurstief.

Seither konnten die Aktien des Vakuumventileherstellers VAT Group um 23 Prozent zulegen, jene des Sensorenspezialisten AMS sogar um fast 40 Prozent - nur um zwei Beispiele zu nennen.

In einer mir aus Frankfurt zugespielten Strategiestudie schliessen Garthwaite und seine Mitautoren diese Wette nun wieder und stufen die Halbleiteraktien von "Overweight" auf "Benchmark" herunter. Zu aktuellen Bewertungen habe sich das Titelsegment in der Vergangenheit während 75 Prozent der Zeit unterdurchschnittlich entwickelt. Das gleiche sei bei einer inversen Zinskurve der Fall, so die Strategen.

Alleine in den letzten drei Wochen zogen die Kurse der Aktien von AMS (rot) und VAT Group (grün) deutlich an (Quelle: www.cash.ch)

Für Technologiewerte als solches bleiben sie jedoch zuversichtlich. Das gilt insbesondere für die Papiere bekannter Softwarehersteller wie Microsoft, SAP oder Oracle.

Dass mir gestern Montag aus London von einem Verkaufsprogramm in den Aktien europäischer Halbleiterhersteller und ihrer Zulieferer berichtet wurde, dürfte kaum ein Zufall sein. Das Verkaufsprogramm geht ziemlich sicher auf die Branchenrückstufung durch die Credit Suisse zurück.

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