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Man muss kein Börsenprofi sein, um zu erahnen, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Wer auch immer in den letzten Handelstagen des alten Jahres die Nerven verlor, dürfte vor allem eines: Der Gegenpartei - vermutlich einem mächtigen Hedgefonds oder dem Nostrohändler einer Bank - einen dicken Gefallen getan haben.

Dass sich die Gewinnerliste für das noch junge Börsenjahr 2019 wie die Verliererliste von 2018 liest, dürfte kein Zufall sein. Bei den Standardwerten führen letztjährige Verlierer wie die Aktien von LafargeHolcim (+16,7 Prozent) oder Julius Bär (+16,3 Prozent) die Liste der Gewinner an. Ähnlich verhält es sich bei den Nebenwerten. Dort haben Papiere wie jene von Basilea (+32,3 Prozent), Meyer Burger (+19 Prozent) oder Hochdorf (+18,6 Prozent) die Nase vorn.

Mit knapp 9'000 Punkten notiert der Swiss Market Index (SMI) in etwa wieder auf dem Stand von Ende November. Wenn in den Medien gejammert wird, dass das Börsenbarometer damit noch immer knapp 7 Prozent unter dem Rekordhoch aus dem vergangenen Januar notiert, dann ist das bloss die halbe Wahrheit. Den um Dividendenabgänge korrigierten Swiss Market Index (SMIC) trennen nämlich nicht mal mehr halb soviel von seiner damaligen Bestmarke bei 19'000 Punkten.

Weshalb die Medien nicht längst den dividendenkorrigierten SMIC für ihre Börsenberichterstattung hinzuziehen, ist und bleibt mir ein Rätsel. Womöglich liegt das aber auch bloss in der Natur von uns Schweizern, dass wir nach aussen gerne ein bisschen tiefstapeln.

Nicht tiefgestapelt wird hingegen in einer mir zugespielten Publikation aus dem Hause Julius Bär. In der Publikation sehen die beiden Markttechnikexperten Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade den dividendenkorrigierten SMIC einen weiteren Anlauf auf das letztjährige Rekordhoch bei 19'000 Punkten nehmen. Auf dem Weg dorthin entscheide die Widerstandsmarke bei 18'600 Punkten, ob der Anlauf von Erfolg oder Misserfolg gekrönt sein werde, so die Autoren der Publikation "Technical Investment Strategy".

Entwicklung des um Dividendenabgänge korrigierten SMI über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Die Botschaft Pocincis und Chassagnades ist jedenfalls unmissverständlich: Während vorsichtige Anleger den Ausbruch über die besagte Widerstandsmarke abwarten sollten, bringen sich mutige Anleger bereits jetzt in Position.

Ihre Zuversicht schöpfen die beiden Markttechnikexperten übrigens von ersten positiven Divergenzen bei den sogenannten Momentum-Indikatoren.

Die beiden für Julius Bär tätigen Autoren der "Technical Investment Strategy" bewiesen in den letzten Jahren immer wieder eine feine Nase für das Aktienmarktgeschehen. Ob sie auch mit ihren Prognosen für den Schweizer Aktienmarkt richtig liegen, wird sich vermutlich schon in den nächsten zwei bis drei Wochen zeigen.

Eines steht jedenfalls schon jetzt fest: Ohne die Mithilfe der drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis - sie sind auch beim SMIC für mehr als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich - wird wohl nichts aus der Rekordjagd.

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Während die Markttechnikexperten von Julius Bär Zuversicht versprühen, zieht die Credit Suisse mit einer "Kapitulation auf Raten" die Aufmerksamkeit auf sich. Chefstratege Andrew Garthwaite berichtete zwar schon Anfang November von sechs Vorboten einer Aktienbaisse, zeigte sich damals allerdings noch ziemlich entspannt.

Kurz vor dem Jahreswechsel nahm er dann quasi in letzter Minute noch Anpassungen bei seinen zuvor kommunizierten Schlüsselempfehlungen für das Börsenjahr 2019 vor. Zumindest an den Indexzielen hielt Garthwaite fest.

Den wichtigsten Aktienindizes traut er auch jetzt bis Jahresende durchschnittlich einen Anstieg um rund 5 Prozent zu. Anders als in der Vergangenheit rät der Chefstratege der Anlagekundschaft aber nicht länger zum Kauf von Aktien in Schwächen, sondern zum Verkauf in Stärken.

Der SPI (grün) hat auf 12-Monats-Sicht die Nase gegenüber dem Stoxx Europe 600 Index (rot) vorn (Quelle: www.cash.ch)

Wegen der weltweit rückläufigen Überschussliquidität schliesst Garthwaite auf einen Börsenrücksetzer im Umfang von 15 Prozent. Gefahren sieht er dabei von den rückläufigen Gewinnerwartungen, dem starken Lohnwachstum in Nordamerika sowie den Risikoaufschlägen bei Anleihen von Schuldnern mit eher mässigen Bilanzen ausgehen.

Dem Chefstrategen zufolge könnte es sieben Monate dauern, bis die Gewinnerwartungen wieder steigen und den Aktienmärkten neue Impulse verleihen.

Dass der Schweizer Aktienmarkt höher aus der ersten Januar-Woche hervorging, ist schon mal ein gutes Omen für das Börsenjahr 2019. Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von der Unternehmensberichterstattung für das vierte Quartal, wobei mein Interesse weniger den Zahlenkränzen selbst, als vielmehr den zukunftsgerichteten Aussagen gilt. Nicht weniger wichtig ist die Dividendenpolitik der hiesigen Unternehmen.

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