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Die Liste der diesjährigen Schweizer Börsengewinner liest sich schon fast ein bisschen wie das Wer-ist-Wer der letztjährigen Schlusslichter. Ich denke da etwa an den Uhrenhersteller Swatch Group, den Reiseanbieter Lastminute.com oder den Textilmaschinenhersteller Rieter.

Allerdings trifft man auch auf einige "alte Bekannte" wie etwa auf die Börsenüberflieger Swissquote, Logitech und Straumann. An diesen seit Jahren erfolgreichen Unternehmen scheint es aus Anlegersicht kein Vorbeikommen zu geben.

Nestlé und andere «Shooting Stars»: Gleich sieben bekannte Schweizer Aktien steigen auf Rekordwerte

Was allerdings weder ein Blick auf die diesjährige Gewinnerliste, noch auf die Verliererliste offenbart: Es gibt unzählige Aktien, die seit langen Monaten ein Mauerblümchen-Dasein fristen - unter ihnen auch die SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis.

Die beiden bekannten Markttechnikexperten Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade bei Julius Bär bewiesen letzte Woche Mut, als sie mit den Valoren von Roche und Nestlé gleich zwei der drei Schwergewichte ins "Swiss Equities Portfolio" aufnahmen. Umso mehr, als dass – zumindest gefühlt - die ganze (Börsen-)Welt derzeit einen grossen Bogen um diese Titel macht. "Schwerfällig", "träge" oder "langweilig" sind da noch die netteren Adjektive, mit denen man die Aktien der drei Grosskonzerne in Verbindung bringt.

Zur Erinnerung: Bei Novartis geht das bisherige Rekordhoch bei 96,38 Franken auf Mitte Februar letzten Jahres zurück, jenes von Nestlé gar auf Anfang September 2019. In der Spitze wurden damals Kurse von bis zu 113,20 Franken bezahlt. Und selbst bei der einst als Pandemiegewinnerin gefeierten Roche aus Basel sind es bei den Genussscheinen noch immer gut 10 Prozent bis zum Rekordhoch von Ende April vergangenen Jahres bei 357,85 Franken.

Die führende Stellung bei Covid-19-Tests bescherte dem Traditionsunternehmen im Diagnostikgeschäft zwar satte Zusatzerträge. Diese konnten die Ertragsausfälle im Pharmageschäft jedoch nicht ganz auffangen. Zudem lässt die Gewinnwarnung der amerikanischen Abbott Laboratories erahnen, dass sich Covid-19-Tests schleppender verkaufen als auch schon.

Zumindest die fragwürdige Herunterstufung von "Buy" auf "Hold" bei einem 12-Monats-Kursziel von 340 (zuvor 385) Franken durch die französische Société Générale steckten die Genussscheine überraschend gut weg.

Die Straumann-Aktien (rot) im 12-Monats-Vergleich mit den Genussscheinen von Roche (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Doch nicht nur die SMI-Schwergewichte – auch bei den Aktien einiger kleiner und mittelgrosser Schweizer Unternehmen herrscht Kursflaute.

Beim Stromzählerhersteller Landis+Gyr sieht sich die Credit Suisse in einem mir zugespielten Kommentar dazu veranlasst, den Aktien zu Hilfe zu eilen. Chefanalyst Patrick Laager bekräftigt darin seine "Outperform" lautende Kaufempfehlung sowie ein Kursziel von 79 Franken. Er geht davon aus, dass das Unternehmen in den nächsten Wochen mindestens einen, wenn nicht zwei Grossaufträge aus Übersee vermelden werden kann.

Die geplante Infrastruktur-Offensive der amerikanischen Regierung unter ihrem demokratischen Präsidenten Joe Biden verspricht neue Aufträge im Geschäft mit smarten Stromzählern – auch wenn Geduld gefragt sein dürfte.

Die Liste von im Kurs zurückgebliebenen Aktien aus der Schweiz liesse sich beliebig ergänzen, beispielsweise um die dividendenstarken Vertreter aus der hiesigen Versicherungsindustrie wie Bâloise oder Zurich Insurance Group.

Oder aber um jene von Lonza. Aus Sicht der Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmazulieferers aus Basel erwiesen sich die letzten zehn Monate unter dem Strich als ein Nullsummenspiel.

Neben den hohen Vorabinvestitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten drücken auch die überraschend konservativen Vorgaben für dieses Jahr etwas auf die Stimmung. Mal schauen, ob das Unternehmen dem Ganzen am 23. Juli Abhilfe schaffen kann, wenn es den Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte vorlegt.

Die Anhaltspunkte, wonach vermehrt Jagd auf im Kurs zurückgebliebene Aktien gemacht werden könnte, verdichten sich. Bei nicht wenigen beginnt sich die Ausgangslage jedenfalls aufzuhellen. Die Frage lautet deshalb nicht ob, sondern vielmehr wann der Damm bricht. Harren wir deshalb der Dinge, die da kommen mögen...

 

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