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Als der Swiss Market Index (SMI) im März 2009 das Tal der Tränen durchschritt, herrschte unter den Marktakteuren Weltuntergangsstimmung. Hätte man damals jemandem gesagt, dass sich das Börsenbarometer fangen und zu einer der längsten Aufwärtsbewegungen in dessen Geschichte durchstarten werde - man wäre womöglich für verrückt erklärt worden.

Vor wenigen Stunden stieg der SMI kurzerhand über das bisherige Rekordhoch vom Juni 2007 bei 9'548 Punkten.

In den (Finanz-)Medien wird dieses Ereignis lautstark gefeiert. Was dabei gerne vergessen geht: Die Dividendenabgänge aufgerechnet, schreibt das Börsenbarometer bereits seit über vier Jahren neue Rekorde. Zwischen dem 9. März 2007 und dem gestrigen Tag erfuhr der dividendenbereinigte SMIC - er fristet in den Medien zu meinem Erstaunen noch immer ein Mauerblümchen-Dasein - nicht weniger als eine Verdreifachung.

5-Jahres-Vergleich des SMI (rot) mit dem dividendenbereinigten SMIC (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass die wichtigsten Vertreter aus diesen beiden Aktienindizes auch in New York gehandelt werden. Während die dortige Börsenbetreiberin alle zwei Wochen detaillierte Leerverkaufsstatistiken veröffentlicht, macht die Schweizer Börse SIX weiterhin keine Anstalten hierzu - eine Unterlassungssünde "par excellence".

Neues Jahr, neues Glück – das werden sich die Leerverkäufer in New York in den letzten Tagen wohl gedacht haben. Denn nur so lässt sich erklären, weshalb bei den dort gehandelten Aktien von Schweizer Grosskonzernen grössere Positionsveränderungen zu beobachten waren.

Angetan hat es den amerikanischen Hedgefonds in negativem Sinne insbesondere die Credit Suisse. Zuletzt liefen Wetten im Umfang von 8,75 Millionen American Deposit Receipts (ADRs) gegen die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken. Gegenüber der letzten Erhebung entspricht das einer Zunahme um 13 Prozent.

Seit dem Investorentag von Anfang Dezember hat sich die Anzahl leerverkaufter Titel beinahe verdoppelt. Das wiederum zeugt von einer gewissen Skepsis dortiger Marktakteure hinsichtlich des eingeschlagenen strategischen Kurses. Darüber hinaus trennten sich in den letzten Wochen auffällig viele Geschäftsleitungsmitglieder von eigenen Aktien.

Auch gegen Swiss Re haben sich die Hedgefonds verschworen. Mit 1,21 Millionen American Deposit Receipts wird in New York gegen den traditionsreichen Rückversicherungskonzern spekuliert. Das ist fünfmal mehr als noch vor zwei Wochen.

Die Aussagen des Rückversicherungs-Brokers Willis Re von vor wenigen Tagen lässt vermuten, dass sich die Prämienansätze trotz kostspieliger Naturkatastrophen nur sehr langsam erholen.

Aktionäre und Leerverkäufer müssen sich noch bis zur Jahresergebnispräsentation vom 23. Februar gedulden. Erst dann werden sich die Firmenvertreter selber hinsichtlich der Entwicklung der Prämienansätze zu Wort melden können.

Dass Swiss Re seit November täglich zwischen 100'000 und 200'000 eigene Aktien über die zweite Handelslinie zurückkauft, scheint zumindest die Leerverkäufer nicht wirklich zu beeindrucken.

Etwas zurückgegangen, nämlich um 7 Prozent auf 6,37 Millionen ADRs, sind die Wetten gegen die UBS. Zuvor waren sie allerdings über mehrere Wochen hinweg stark angeschwollen.

Während bei der Credit Suisse das Ausmass des milliardenschweren Abschreibers auf den zuvor aktivierten steuerlich abzugsfähigen Verlustvorträgen bereits bekannt ist, spielt die grössere der beiden Schweizer Grossbanken noch auf Zeit.

Bei Roche und Novartis befinden sich die amerikanischen Hedgefonds überraschend auf dem Rückzug. In New York wird gerademal noch mit 1,2 Millionen ADRs gegen Roche spekuliert, was einem Minus von 62 Prozent gegenüber der letzten Erhebung entspricht. Die Wetten gegen Novartis gingen wenigstens um 37 Prozent auf 1,77 Millionen Titel zurück.

Die am häufigsten leerverkauften Aktien eines Unternehmens aus der Schweiz bleiben übrigens jene von Logitech. Sie sind zwar im Swiss Leaders Index (SLI), nicht aber im SMI vertreten.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien (rot) und der ADRs (grün) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Und obwohl amerikanische Hedgefonds beim Peripheriegerätehersteller aus Lausanne nur noch mit 5,73 Millionen ADRs auf rückläufige Kurse setzen, benötigen sie mehr als 14 durchschnittliche Tagesvolumen, um ihre Wetten vollständig zu schliessen.

Vermutlich aus Angst vor einem starken Weihnachtsquartal sind die Leerverkäufer bei Logitech um einiges weniger stark exponiert als noch vor wenigen Wochen. Es fragt sich deshalb was es braucht, damit sich die Aktien endlich aus der Lethargie befreien können.

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