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Wer sich gestern von der geldpolitischen Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) neue Erkenntnisse erhoffte, wurde einmal mehr enttäuscht. Erwartungsgemäss nutzte Direktoriumspräsident Thomas Jordan die Gelegenheit, um die anwesenden Journalistinnen und Journalisten gebetsmühlenartig an den "hoch bewerteten" Franken und das "anfällige" Umfeld zu erinnern.

Wenigstens bei den Währungsstrategen um Hans Redeker von Morgan Stanley stossen diese Aussagen nun aber auf Gehör. Sie sehen den Euro-Franken-Kurs kurzfristig auf 1,1650 vorstossen und raten ihrer Devisenkundschaft deshalb aus taktischen Überlegungen zum Kauf von Euro gegen Franken. Gegen unten setzen die Strategen bei 1,1180 eine Verkaufslimite, welche grössere Verluste verhindern soll, sollte alles ganz anders kommen.

Seit Donnerstag ist der Euro-Franken-Kurs wieder auf dem Rückzug (Quelle: www.cash.ch)

Redeker und seine Kollegen rechnen mit einer Rückkehr internationaler Aktieninvestoren nach Europa und davon ausgehend mit einer steigenden Nachfrage nach Euros. In der Zinsdifferenz sowie in einer möglichen Beruhigung in den Schwellenländern sehen sie zwei weitere mögliche Treiber für den Euro-Franken-Kurs.

Und tatsächlich deutet eine von Morgan Stanley erstellte Grafik eine hohe Korrelation zwischen dem Euro-Franken-Kurs und der Entwicklung des Dollars gegenüber Schwellenländerwährungen an.

Dem Schweizer Aktienmarkt käme eine Frankenschwäche mit ihren positiven Impulsen auf die Gewinnentwicklung hiesiger Unternehmen gerade ziemlich gelegen. Der September - und mit ihm der schwächste Börsenmonat des ganzen Jahres - ist schon bald überstanden und der Oktober für gewöhnlich besser als sein Ruf (siehe Dem SMI steht ein heisser Herbst bevor vom 5. September).

Ich bin jedenfalls jetzt schon gespannt wo die Schweizer Aktienindizes stehen werden, wenn ich in zwei Wochen aus Ayia Napa zurückkehre...

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Wenn ein Schweizer Unternehmen eine Milliarde Franken oder mehr aufwirft, um ein anderes zu übernehmen, reagiert die hiesige Börse meist unterkühlt. Den Risiken - beispielsweise, dass der Firmenkauf überzahlt wird oder bei der Integration irgend etwas schiefläuft - wird erst einmal ein grösseres Gewicht beigemessen, als den Chancen. Ob die Skepsis wirklich gerechtfertigt ist, zeigt sich oft erst Jahre später.

Auch als Galenica im Sommer vor zwei Jahren im Hinblick auf die Aufspaltung in Vifor Pharma und Galenica Santé ein milliardenschweres Angebot für die amerikanische Relypsa abgab, gerieten die Aktien des Berner Pharmaunternehmens unter die Räder.

Zuerst sah alles danach aus, als ob Galenica in einen kostspieligen Bieterstreit verwickelt werden könnte. Als dann die befürchteten Gegenofferten von Sanofi oder AstraZeneca ausblieben, hiess es, dass selbst die gebotenen 1,5 Milliarden Dollar zu hoch gegriffen seien.

Der eigentliche Grund für den damaligen Kurszerfall war aber, dass sich Galenica zwecks Refinanzierung der Relypsa-Übernahme über einen Börsengang von Galenica Santé trennen musste. Wer auf eine Ausschüttung der Aktien der Apothekentochter hoffte, sah sich auf einmal unerwartet in den Aktien von Vifor Pharma gefangen.

Es sollte mehr als zweieinhalb Jahre dauern, bis im Sommer dieses Jahres auch die Valoren des Pharmaherstellers neue Kursrekorde schrieben. Doch die Freude währt nicht ewig. Denn die Vergangenheit holt Vifor Pharma ein: Der mit der milliardenschweren Übernahme von Relypsa erworbene Kaliumbinder Veltassa verkauft sich weiterhin nur schleppend.

Die Aktien von Vifor Pharma bekunden seit nunmehr gut zwei Wochen sichtlich Mühe (Quelle: www.cash.ch)

Anlässlich der Halbjahresergebnispräsentation von Anfang August sah sich das Berner Mutterhaus gar gezwungen, die diesjährigen Umsatzvorgaben für das Medikament auf 90 (zuvor 100) Millionen Franken zu kürzen. Analysten hatten im laufenden Jahr gar mit einem Umsatzbeitrag von fast 120 Millionen Franken gerechnet (siehe Vifor mit «hochkomplexen Zahlen» - Aktie fällt vom 8. August).

Gestern nun musste mit Scott Garland der Verantwortliche für den Markteintritt von Veltassa den Hut nehmen. Garland - er war von Relypsa zu Vifor Pharma gestossen - richtete rückblickend mit der (zu) grossen Kelle an. Er baute für mehrere hundert Millionen Franken eine gut zweihundertköpfige Vertriebsorganisation auf.

Dass der Pharmahersteller nun personelle Konsequenzen zieht, lässt tiefgreifende Probleme bei Veltassa vermuten. Diese Probleme könnten an der Börse gar Spekulationen rund um schmerzhafte Abschreibungen auf den für Relypsa bilanzierten Goodwill nach sich ziehen.

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Liebe Leserin
Lieber Leser

Getreu dem Motto "Nach den Ferien ist vor den Ferien", verabschiede ich mich für die nächsten zwei Wochen an die Sonne. Die nächste Kolumne erscheint deshalb erst wieder am Montag, dem 8. Oktober 2018, wie gewohnt um 12.30 Uhr.

Ich wünsche Ihnen allen eine freundliche Börse und stets das nötige Quentchen Glück bei den Aktiengeschäften.

Herzlichst,
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