Heute früh läutete die Bank of Japan eine weitere Runde im Abwertungswettlauf unter den führenden Wirtschaftsnationen ein. Bis die Inflation den Zielwert von 2 Prozent erreicht hat, will die japanische Zentralbank die monetäre Basis um jährlich 60 bis 70 Billionen Yen erhöhen. Für Ende Jahr wird eine monetäre Basis von 200 Billionen Yen angestrebt, was ohne aggressive Anleihenkäufe gar nicht zu bewerkstelligen wäre.

Im Laufe des heutigen Nachmittags werden sich auch die Europäische Zentralbank sowie die Bank of England zu Wort melden. Höchst wahrscheinlich wird man auch in unseren Breitengraden an den quantitativen geldpolitischen Lockerungsmassnahmen festhalten. Ein Ende der wundersamen Geldvermehrung ist nicht in Sicht.

Für gewöhnlich müssten sich die Entwicklungen an den Edelmetallmärkten nach dem Vorstoss der Bank of Japan überschlagen. Die ernüchternde Realität sieht heute allerdings anders aus: Gold und Silber setzen ihre Talfahrt der letzten Tage ungebremst fort.

Auch ein Kommentar aus dem Hause UBS findet am Markt bisher kein Gehör. Im Kommentar schreibt der Verfasser, dass sich das Gold schon seit Wochen in einem Bodenbildungsprozess befinde. Selbst vom jüngsten Rückschlag lässt sich der Markttechniker nicht entmutigen und sagt dem Edelmetall schon im weiteren Wochenverlauf ein langfristiges charttechnisches Kaufsignal vorher. Bis in den Monat Mai hinein werde dann auch die wichtige Widerstandsmarke von 1617 Dollar je Unze nach oben durchschritten, so glaubt der Experte. Er rät seiner Anlagekundschaft deshalb in schwächere Tage hinein zum Aufbau von Engagements.

In meinen Augen ist das Gold noch weit von einem charttechnischen Kaufsignal entfernt. Das Edelmetall bleibt nach dem heutigen Bruch der bisherigen Jahrestiefststände angeschlagen. Die nächste Schlüsselunterstützung verläuft bei 1525 Dollar die Unze. In dieser Region könnte es in den nächsten Handelstagen noch einmal zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers kommen. Auf die Seite der Haussiers schlage ich mich erst bei einem Ausbruch über den Schlüsselwiderstand bei 1620 Dollar je Unze.

Für mich gibt es derzeit keinen besseren Frühindikator als den amerikanischen Gold- und Silberminenindex (XAU). Allerdings weist das Börsenbarometer seit dem Spätsommer letzten Jahres rückläufige Tendenzen auf. Anhaltspunkte für eine Stabilisierung sucht man weiterhin vergebens. Vergangene Nacht stand das Handelsgeschehen in New York sogar im Zeichen einer weiteren Kapitulation der Haussiers. Der Index fiel in der Folge auf neue Mehrjahrestiefststände. Meiner Meinung nach dürfte einer Erholung bei den Edelmetallen eine Gegenbewegung beim Gold- und Silberminenindex vorangehen.

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Meyer Burger will die Konditionen für die vor Wochenfrist angekündigte Kapitalerhöhung zwar erst am Tag der ordentlichen Generalversammlung vom 25. April kommunizieren. Erste Anhaltspunkte lassen sich allerdings der in diesen Tagen versendeten Traktandenliste entnehmen.

Beim Traktandum Kapitalerhöhung ist von bis zu 48,2 Millionen neuen Namenaktien die Rede. Mit diesen will das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen im Rahmen einer Bezugsrechtsemission gut 150 Millionen Franken einnehmen. Nach Adam Riese liegt der Bezugspreis für die neuen Aktien im ungünstigsten Fall bei 3,10 Franken. Da die mit der Kapitalerhöhung betrauten Banken die nicht bezogenen Aktien fest übernehmen, dürften sie den Bezugspreis möglichst tief ansetzen.

Den Publikumsaktionären bleibt keine andere Wahl als an der Kapitalerhöhung zu partizipieren. Bei einem Verkauf oder einer Nichtausübung der Bezugsrechte droht ihnen ansonsten eine substanzielle Verwässerung. Mit anderen Worten: Die Aktionärinnen und Aktionäre von Meyer Burger müssen für jeden schlechten Franken einen halben guten Franken nachschiessen.

Lange Zeit haben sich die Firmenverantwortlichen vor einer Stärkung der Eigenkapitaldecke gedrückt. Letztendlich mussten sie dem Druck der kreditgebenden Banken wohl oder übel nachgeben. In meinen Augen ist die vor Wochenfrist bekannt gegebene Kapitalerhöhung ein Eingeständnis der Firmenverantwortlichen, dass die Auftragsflaute möglicherweise noch eine ganze Weile nicht überstanden ist.

In einem Kommentar aus dem Handel der MainFirst schlägt der Verfasser denn auch recht vorsichtige Töne an. Er äussert die Befürchtung, dass von den 150 Millionen Franken in 12 bis 18 Monaten kaum noch Barmittel übrig sein werden. Um das aktuelle Bewertungsniveau zu rechtfertigen werde Meyer Burger ziemlich bald einen EBIT von 50 Millionen Franken erzielen müssen. Ohne Licht am Ende des Tunnels für die Solarindustrie sei ein solcher EBIT ziemlich unrealistisch.

Eine Erklärung, wieso Meyer Burger in den vergangenen Handelstagen dennoch an Börsenwert zulegen konnte, entnehme ich einem Kommentar von CA Cheuvreux. Im Kommentar beziffert der Verfasser die offenen Baisseengagements auf nicht weniger als 18 Prozent aller ausstehenden Aktien. Dies erklärt auch, wieso mir aus dem Berufshandel schon seit Tagen von panikartigen Deckungskäufen aus dem angelsächsischen Raum berichtet wird. Ursprünglich ging ich nämlich von gezielten Baissespekulationen aus und das bis weit in die vom 29. April bis zum 7. Mai laufende Bezugsfrist hinein. Was mich weiterhin nachdenklich stimmt ist, dass ich mittlerweile von Personen aus meinem persönlichen Umfeld auf Meyer Burger angesprochen werde, die vorher noch nie etwas mit Aktien am Hut hatten.