Vor Wochenfrist sorgte Goldman Sachs an den Edelmetallmärkten für Aufruhr: In einer Strategiestudie strich das mächtige amerikanische Bankinstitut beim Gold die Prognosen auf 3, 6 und 12 Monate zusammen und kündigte das Ende der langjährigen Hausse an.

Heute nun nimmt mit Merrill Lynch eine weitere Wall-Street-Grösse eine Prognosenreduktion vor: Die für das amerikanische Bankinstitut tätigen Rohstoffstrategen kürzen ihre Vorhersagen für die Jahre 2013 und 2014 auf 1680 (1805) und 1838 (2038) Dollar je Unze. Die Experten bleiben zwar bei ihrer Einschätzung, dass das Gold vorübergehend auf 2000 Dollar die Unze ansteigen könnte. Allerdings sei dies neu nicht vor 2014 zu erwarten.

In den vergangenen Wochen seien vor allem Hedgefonds an den Edelmetallmärkten als Abgeber in Erscheinung getreten, so entnehme ich dem mir vorliegenden Kommentar. Die aus diesem Lager beobachteten Positionsglattstellungen seien zumindest teilweise von Kaufaufträgen seitens von langfristig orientierten Privatinvestoren absorbiert worden.

Bei Merrill Lynch zieht man aufgrund der jüngsten Statistiken aus der Hedgefonds-Industrie dennoch negative Rückschlüsse auf die Entwicklung des Goldpreises. Dasselbe gilt für die erstmals wieder höheren Zinsen sowie die freundlicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Anders als ihre für Goldman Sachs tätigen Berufskollegen werfen die Strategen von Merrill Lynch auf längere Sicht die Flinte noch nicht ins Korn. In Erwartung einer weiteren Diversifikation der Devisenreserven in Gold durch die Zentralbanken und aufgrund weiterer Interventionen gegen die von der Bank of Japan angestrebte Schwächung des Yen sei gegen Ende Jahr wieder mit grösseren Goldkäufen zu rechnen, so die Experten.

Im Kommentar aus dem Hause Merrill Lynch signalisieren die Verfasser wider Willen ein gewisses Mass an Unsicherheit und Ratlosigkeit. Auf längere Sicht bleiben die Strategen zwar zuversichtlich für das Gold. Gleichzeitig geben sie jedoch offen zu, dass das erklärte Ziel eines Anstiegs auf 2000 Dollar je Unze nur mit einer rekordverdächtigen Zunahme der Goldnachfrage zu bewerkstelligen sei.

Noch ist der erbitterte Kampf zwischen Haussiers und Baissiers nicht entschieden. Charttechnisch betrachtet fiel das Gold in den letzten Wochen mehr als nur einmal in die zwischen 1550 und 1580 Dollar je Unze verlaufende Schlüsselzone zurück. Unterschritten wurde diese Zone bisher jedoch nicht. Solange die Unterstützungsmarke von 1550 Dollar die Unze erfolgreich verteidigt werden kann, dürften den Baissiers beim Gold die Argumente für einen weiteren Rückschlag fehlen.

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Anlässlich der gestrigen Jahresergebnispräsentation wartete Transocean mit einer Dividendenerhöhung auf. Dass das in der Zentralschweiz niedergelassene Ölserviceunternehmen den Aktionären für das vergangene Geschäftsjahr eine Dividende von 2,24 Dollar je Aktie entrichten will, sorgte in Analystenkreisen für überraschte Gesichter.

Dem US-Milliardär Carl Icahn kommt man bei Transocean damit allerdings nur auf halbem Weg entgegen. Denn der Grossaktionär fordert seinerseits weiterhin eine Dividende von mindestens 4 Dollar je Aktie. In einer Stellungnahme stellte Icahn vergangene Nacht denn auch auf stur. Aufgrund der historisch tiefen Zinsen mache die von den Firmenverantwortlichen angestrebte Reduktion des Fremdkapitals keinen Sinn. Ausserdem stelle seine Forderung die Wachstumsambitionen des Unternehmens in keinerlei Hinsicht in Frage.

Beide Seiten zeigen sich mit ihrer Haltung uneinsichtig. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass es an der kommenden Generalversammlung von Mitte Mai zu einem Schlagabtausch zwischen dem US-Milliardär Carl Icahn und den Firmenverantwortlichen von Transocean kommt.

Aufgrund der ziemlich mässigen Managementleistung der letzten Jahre dürfte es dem neuen Grossaktionär nicht schwer fallen, im Aktionariat weitere Verbündete für sein Vorhaben zu finden. Die Fantasie einer in Zukunft deutlich grosszügigeren Dividendenpolitik wird den Namenaktien über die kommenden Wochen denn auch weiterhin Rückenwind bescheren.

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Bei Swisslog zeichnet sich eine Machtübernahme von Grenzebach durch die Hintertür ab. Gemäss einer heute veröffentlichten Pressemitteilung stellt der deutsche Grossaktionär im Hinblick auf die Generalversammlung vom 11. April zwei eigene Vertreter für die Wahl in den Verwaltungsrat auf.

Werden die beiden Vertreter in den Verwaltungsrat gewählt, kann Grenzebach in Zukunft stärkeren Einfluss auf strategische Entscheide nehmen.

Der deutsche Grossaktionär kontrolliert nicht nur 21,5 Prozent an Swisslog, sondern auch eine Beteiligung im Umfang von rund 24 Prozent an KUKA. Deshalb wird am Markt schon seit Monaten auf eine Verschmelzung von ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten von KUKA mit Swisslog spekuliert.

Interessant sind in diesem Zusammenhang Berechnungen des für die Berenberg Bank tätigen Experten. Dieser schätzt, dass mit einem solchen Einbringen von Geschäftsaktivitäten ein deutlicher Mehrwert für die Aktionäre geschaffen würde. Der Experte hält in einem solchen Szenario eine Gewinnverdichtung auf Stufe des Gewinns je Aktie von mehr als 35 Prozent für möglich.

Vorschusslorbeeren erhalten die Aktien von Swisslog im Vorfeld der kommenden Generalversammlung möglicherweise zwar keine. Dennoch verfügen die Aktionärinnen und Aktionäre mit der davon ausgehenden Fantasie über ein möglicherweise entscheidendes Ass im Ärmel.