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Noch bis vor wenigen Wochen standen Aktien bei den Banken und ihren Anlagestrategen ganz oben auf der Kaufliste. Aufgrund der historisch tiefen Zinsen gebe es an Aktien schlichtweg kein Vorbeikommen, so lautete der Tenor.

Seither sind die Zinsen im Zuge der Notenbankpolitik des billigen Geldes und verhalteneren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch einmal kräftig gefallen. Plötzlich will man bei den Banken allerdings nichts mehr von diesen Bekundungen wissen. Viele werfen das Handtuch.

Jüngstes Beispiel ist die Credit Suisse. Erst gestern senkte die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken die empfohlene Aktiengewichtung von "Overweight" auf "Benchmark". Mit anderen Worten: Ein Übergewicht halten die Strategen aufgrund der stolz bewerteten amerikanischen Leitbörse und des schwierigeren Wirtschaftsumfelds bei Aktien nicht mehr für angebracht.

Zumindest aus Sicht eines Privatanlegers ist diese Haltung weder Fisch noch Vogel, messen sich doch nur institutionelle Grossinvestoren an Referenzindizes. Denn zu einer negativen Haltung für Aktien können sich die Experten der Credit Suisse dann nämlich doch nicht durchringen.

Bei anderen Berufskollegen herrscht peinlich berührtes Schweigen, was diesen durchaus als Ratlosigkeit ausgelegt werden kann. Einige Anlagestrategen warten vermutlich schlichtweg auf bessere Zeiten.

Zu Wort melden sich in diesen Tagen vor allem die Charttechnikexperten. Das erstaunt nicht, haben diese rückblickend doch immer für alles eine logische Erklärung. Was für den Laien ein bisschen arrogant daherkommen mag, liegt allerdings in der Natur der Sache. Nicht selten lassen sich charttechnische Konstellationen erst unmittelbar nach einer Verletzung wichtiger Schlüsselmarken zweifelsfrei feststellen.

Für die Experten der Commerzbank ist klar: Der Weltaktienmarkt hat den seit 2009 entstandenen Aufwärtstrend im Laufe des Januars beendet und eine sogenannten "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation gebildet. Diese Trendumkehrformation mit Nackenlinie bei 1570 Punkten mahne zur Vorsicht, so schreiben sie.

Auch bei Julius Bär stellt man weitere Kursgewinne in Frage, sollte die amerikanische Leitbörse am S&P-500-Index gemessen auf unter 1800 Punkte fallen. So tönt es bei der Zürcher Traditionsbank jedoch noch nicht lange. Mitte Januar hiess es noch, schlechte Neuigkeiten aus der Wirtschaft seien gut für die Börse in New York.

Nun krebsen die Strategen zurück und reduzieren die Anzahl der charttechnisch zum Kauf empfohlenen Aktien. Den Verkaufserlös legen sie aus Gründen der Diversifikation in amerikanischen Staatsanleihen an.

Was den heimischen Swiss Market Index (SMI) anbetrifft, so berichten die Experten von einer schleichenden Verschlechterung des Gesamtbildes. Den Aktien mittelgrosser Unternehmen wird hierzulande nach einer kurzen Verschnaufpause weiterhin eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zugetraut.

Noch ernüchternder fällt die Bilanz der für die Credit Suisse tätigen Berufskollegen aus. Auf ihrer Liste der attraktivsten Börsenplätze wird dem SMI die zweifelhafte Ehre des Schlusslichts zuteil. Obschon das Börsenbarometer bislang nicht unter das Zwischentief vom August gefallen ist, bezeichnen die Strategen die charttechnische Ausgangslage auf längere Sicht als schwach.

Die für die UBS tätigen Experten machen nach dem Rücksetzer vom Januar ebenfalls bedeutende Schäden an der charttechnischen Situation aus. Gerade in Europa hätten die wichtigsten Aktienindizes ihren Aufwärtstrend gebrochen, so berichten sie. Allerdings erwarten sie aufgrund der überverkauften Lage eine taktische Bodenbildung. Diese werde im Laufe des Februars allerdings noch einmal zu einem Test der Jahrestiefststände führen, heisst es.

Den SMI sehen sie im Zuge einer solchen Erholung sogar in die Nähe von 8800 Punkten zurückklettern. Dies unter der Voraussetzung, dass die Schlüsselunterstützung bei 7900 Zählern nicht verletzt wird.

In den letzten Jahren erwiesen sich die Aktien der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse gerne als ziemlich zuverlässiger vorauseilender Indikator für die hiesige Börse. Alleine schon deshalb ist der jüngste Ausverkauf bei diesen Valoren genauestens im Auge zu behalten.

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Gestern bot sich den erfolgsverwöhnten Aktionären von Logitech ein ungewohntes Bild: Kurz nach Handelsbeginn gerieten die Aktien des in Lausanne beheimateten Peripheriegeräteherstellers unter starken Verkaufsdruck. Im Zuge des schwachen Gesamtmarktes verloren die Papiere vorübergehend mehr als 6 Prozent.

Die Lawine ins Rollen brachte eine Unternehmensstudie aus dem Hause Morgan Stanley. Darin stufte der Autor die Aktien von "Equal-weight" auf "Underweight" herunter. Um seiner Verkaufsempfehlung Nachdruck zu verleihen, strich er auch gleich noch das Kursziel auf 13,80 (14,50) Franken zusammen.

Die Schlüsselbotschaft des Experten: Aufgrund der noch immer hohen Abhängigkeit von PC-Peripheriegeräten dürfte Logitech am Investorentag vom 2. März mit einer vorsichtigen Prognose für das Fiskaljahr 2016/17 aufwarten. Raum für Enttäuschungen macht er insbesondere bei der Margenentwicklung aus.

Man muss der Geschäftsleitung um Bracken Darrell ein Kränzchen winden. Immerhin hat sie das Unternehmen innerhalb von wenigen Jahren wieder auf Erfolgskurs gebracht. Wie mir berichtet wird, herrscht bei Logitech die Kultur und die Innovationsfähigkeit eines Startups.

Wie der Zahlenkranz für das Weihnachtsquartal verrät, hat die Abhängigkeit vom Geschäft mit PC-Peripheriegeräten aber eher noch zugenommen. Auch ich schliesse eine Margenenttäuschung deshalb nicht kategorisch aus.
 

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