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Wenn die hiesigen Chemieaktien in den vergangenen Monaten ein Mauerblümchen-Dasein fristeten, galt das insbesondere für jene von Clariant. Seit wenigen Tagen ist bei den Valoren des Spezialitätenchemiekonzerns aus Basel allerdings eine auffällige Häufung von Heraufstufungen aus der Analystengemeinde festzustellen.

Zuerst sah sich der seit Jahren pessimistische Experte von BNP Paribas zum Handtuchwurf gezwungen. Weil sich Clariant mit einem ähnlich grossen Rivalen zusammenschliessen könnte, stufte er die lange vernachlässigten Aktien mit einem neu 18 (alt: 16) Franken lautenden Kursziel von "Underperform" auf "Neutral" herauf (siehe Kolumne vom 13. Januar).

Gestern kapitulierte dann auch sein für J.P. Morgan tätiger Berufskollege. Er stuft die Papiere seither ebenfalls mit "Neutral" und nicht mehr länger mit "Underweight" ein.

Sogar noch einen Schritt weiter gehen heute die Autoren einer Branchenstudie der amerikanischen Investmentbank Raymond James. Die Experten empfehlen die Aktien von Clariant neuerdings mit "Outperform" und einem Kursziel von 22 Franken zum Kauf.

Die Clariant-Aktien (rot) überholten jüngst gar den SPI (grün); Quelle: www.cash.ch

Sie erwarten, dass der Spezialitätenchemiekonzern mit einem Umsatz von 1,63 Milliarden Franken die bei 1,58 Milliarden Franken liegenden Konsensschätzungen im Schlussquartal regelrecht wegbläst. Gerade von den beiden im Zyklustief getätigten Übernahmen von Tel-Tech und X-Chem erhoffen sich die Studienautoren frische Wachstumsimpulse.

Dieses wiedererwachte Interesse kommt nicht von Ungefähr. Unter dem Konzernchef Hariolf Kottmann ist das hässliche Entlein Clariant innerhalb weniger Jahre zu einem stolzen Schwan herangewachsen. Das dürfte auch anderen Rivalen nicht entgangen sein und durchaus Begehrlichkeiten wecken. Nicht zuletzt aufgrund der angeblich hohen Preisvorstellungen der ehemaligen Südchemie-Aktionäre müsste ein Käufer wohl tief in die Tasche greifen. Egal ob mit oder ohne Übernahmeofferte - Clariant könnte an der Schweizer Börse SIX durchaus zur "Aktie der Stunde" aufsteigen.

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Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann: Noch vor wenigen Monaten machten Anleger einen grossen Bogen um die Aktien der Credit Suisse. Ein zusätzlicher Kapitalbedarf in Milliardenhöhe wurde der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken nachgesagt, ihre Ertragskraft ernsthaft in Frage gestellt.

Doch das war einmal, wie ein Blick auf die Kursnotierungen verrät. Nicht weniger als 60 Prozent trennen die Valoren der Credit Suisse mittlerweile von ihren langjährigen Tiefstständen vom vergangenen Sommer.

Im Hinblick auf die für Mitte Februar angesetzte Quartalsergebnispräsentation müssen die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre nun aber einmal mehr bibbern. Wie aus London zu hören ist, habe die Schweizer Grossbank in den letzten Tagen gegenüber Analysten die Erwartungen zu dämpfen versucht. Dabei sei von saisonal bedingt höheren Kosten und tieferen Erträgen die Rede gewesen, so lautet der Tenor.

Interessant ist, dass bislang noch kein die Credit Suisse abdeckender Analyst seine Schätzungen für das Schlussquartal auch tatsächlich mit dem Rotstift überarbeitet hat. Was nicht ist, kann aber immer noch werden...

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Galenica setzte im vergangenen Jahr gut 4 Milliarden Franken um, was sich mit den Erwartungen der Analysten deckt. Wie so oft steckt der Teufel allerdings im Detail. Denn während sich die beiden Schlüsselmedikamente Venofer und Injectafer besser als erwartet verkauften, blieb das im Zuge der Übernahme der amerikanischen Relypsa erworbene Präparat Veltassa den Erwartungen einiges schuldig.

Mit gerademal 7,4 Millionen Franken trug das Medikament in der zweiten Jahreshälfte fast einen Drittel weniger zum Umsatz bei als sich einige Analysten bis anhin erhofft hatten.

Schon seit Tagen stehen die Aktien von Galenica unter Abgabedruck; Quelle: www.cash.ch

Der 1,53 Milliarden Dollar teure Kauf von Relypsa schliesst im Pharmageschäft von Galenica zwar eine wichtige Produktlücke. Allerdings müssen sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung den Vorwurf gefallen lassen, im Hinblick auf die geplante Unternehmensaufspaltung viel Geld für ein Medikament mit noch schwer abschätzbarem kommerziellem Potenzial ausgegeben zu haben.

Angeblich haben sich im Frühsommer letzten Jahres auch andere finanzkräftige Pharmakonzerne mit Relypsa auseinandergesetzt, die Pläne dann aber verworfen - unter ihnen die übernahmehungrige französische Sanofi.

Ob Galenica die Übernahme von Relypsa überzahlt hat, lässt sich noch nicht abschliessend beurteilen. Stellt sich bei Veltassa nicht rasch der Erfolg ein, droht der milliardenschwere Firmenkauf gar zum Bumerang für das ab Ende Jahr eigenständige Pharmageschäft zu werden.

 

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