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Lange Jahre galt Martin Ebner als Ankeraktionär von Mobilezone. Über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex und die BZ Bank hielten der einst berüchtigte Financier und seine Frau Rosmarie in der Spitze fast 29 Prozent der ausstehenden Aktien. Seit Freitag gehen das Unternehmen und das Ehepaar Ebner nun allerdings getrennte Wege.

Der Ausstieg bei Mobilezone führt unmittelbar zur Frage: Wo schlägt der Financier als nächstes zu? Bekannt ist nur, dass das Beteiligungsportfolio von Patinex vermehrt in Richtung von Wachstumsaktien umgebaut werden soll.

Mit Leonteq wurde Ebner am frühen Freitagnachmittag gerüchteweise in Verbindung mit einem ersten Unternehmen gebracht. Alleine schon der Name des Financiers reichte aus, um in den Aktien ein Kursfeuerwerk zu zünden (siehe auch Kolumne vom 9. Februar).

Aggressive Deckungskäufe lassen die Leonteq-Aktien steigen (Quelle: www.cash.ch)

Die prozentual zweistelligen Kursgewinne vom Freitag überraschen, will Leonteq doch nicht so richtig ins Beuteschema passen. Noch bis vor wenigen Jahren schienen dem Anbieter strukturierter Produkte mit seinem Geschäftsmodell zwar schier keine Grenzen gesetzt. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen und einer genauso einschneidenden wie überraschenden Gewinnwarnung ist nicht mehr viel übrig von den einst frenetisch gefeierten Wachstumsfantasien.

Der Versuch, mit einem Stellenabbau für eine Entlastung auf der Kostenseite zu sorgen, lässt eher auf ein Unternehmen in einer Restrukturierungs- und nicht in einer Wachstumsphase schliessen.

Gewisse Anknüpfungspunkte sehen alteingesessene Händler einzig im Umstand, dass die BZ Bank bei uns in der Schweiz als Pionierin auf dem Gebiet von Warrants gilt. Dieselben Händler gehen deshalb davon aus, dass Ebner andere Firmen im Auge hat.

Ungewollt eine Liste möglicher Ziele für eine Beteiligungsnahme liefern die Strategen von Kepler Cheuvreux. Einmal im Monat durchleuchten sie gut 200 Publikumsgesellschaften aus der Schweiz nach verschiedenen Gesichtspunkten.

Dabei erstellen die Experten jeweils auch eine Rangliste mit stark wachsenden Unternehmen. Weit oben auf der Liste stehen der Medizinaltechnikkonzern Ypsomed, die auf Private Equity Anlagen spezialisierte Partners Group, der Sensorenhersteller AMS, die beiden Pharmazulieferer Lonza und Bachem, der Dentalimplantatehersteller Straumann, der Verbundstoffproduzent Schweiter, der Industriekonzern OC Oerlikon sowie die Softwareschmiede Temenos.

An Temenos sind Martin und Rosmarie Ebner bereits substanziell beteiligt. Wie der letzten Offenlegungsmeldung entnommen werden kann, halten sie über Patinex knapp 15 Prozent am Genfer Unternehmen. Bei Ypsomed handelt es sich zumindest um eine ehemalige Firmenbeteiligung. Ein Wiedereinstieg scheint deshalb ziemlich unwahrscheinlich.

Unabhängig von den monatlichen Erhebungen von Kepler Cheuvreux werden im hiesigen Berufshandel Comet, Bachem oder Schweiter als mögliche Ziele genannt. Im Hinblick auf die zweite Aktientranche zur Finanzierung der Capsugel-Übernahme fällt zudem der Name Lonza. Diese vier Aktien haben übrigens eines gemeinsam: Bei allen waren über die letzten Wochen auffällig rege Handelsaktivitäten zu verzeichnen - egal ob Zufall oder auch nicht.

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Ebenfalls als Wachstumsaktie gilt jene von Sika. In einer mir aus London zugespielten Unternehmensstudie erhöht der für Alliance Bernstein tätige Autor das Kursziel für die mit "Outperform" empfohlenen Inhaberaktien des Baustoffherstellers aus Baar auf 6'550 (bisher: 5'714) Franken.

Allerdings macht der Analyst kein Geheimnis daraus, dass er den bei Anlegern beliebten Papieren über die kommenden zwei Jahre sogar einen Anstieg auf 10'000 Franken zutraut.

Die Sika-Aktien (rot) lassen den SPI (grün) über 12 Monate weit hinter sich (Quelle: www.cash.ch)

In der Studie werden gleich drei mögliche Kurstreiber genannt: Wertgenerierende ergänzende Firmenübernahmen, ein Infrastrukturprogramm und Steuersenkungen unter der neuen amerikanischen Regierung oder eine Aufnahme in den Swiss Market Index (SMI).

Selbst ein Übernahmeangebot an die Publikumsaktionäre schliesst der Analyst nicht kategorisch aus, sollte die Schenker-Winkler-Holding (SWH) den Verkauf der Kontrollbeteiligung nach Frankreich nicht wie geplant vollziehen können.

Am Hauptsitz von Sika in Baar dürfen Verwaltungsrat und Geschäftsleitung mit Recht stolz auf die Geschäftsentwicklung der letzten Jahre sein. Die Rekordjagd der Inhaberaktien kommt jedenfalls nicht von ungefähr. Dennoch sind aggressive Kaufempfehlungen wie die vorliegende ein unmissverständliches Indiz dafür, dass der Höhenflug bei den hiesigen Nebenwerten bereits sehr weit gediehen ist.

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