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Eigentlich gilt ja der Mai als ein eher launischer Börsenmonat. Doch in diesem Jahr dürfte ihm der April den Rang wohl abgelaufen haben. So knickte der Swiss Performance Index (SPI) innerhalb weniger Tage um mehr als 2400 Punkte oder rund 12 Prozent ein – nur um diese Verluste im weiteren Laufe des Aprils weitestgehend wieder wettzumachen.
Auch einigen der hiesigen Aktienmarktakteuren dürfte insbesondere der 7. April als «schwarzer Montag» in Erinnerung bleiben. Schon vorbörslich zeichnete sich an diesem Tag ab, dass sich in der ersten Handelsstunde teils dramatische Szenen abspielen könnten. Und tatsächlich kam es bei einigen Aktien wie etwa jenen von Swissquote oder EFG International zu Panikverkäufen. Die Valoren der Online-Bank aus Gland eröffneten um 62 Prozent tiefer, jene des Zürcher Vermögensverwalters sogar um 65 Prozent tiefer. Nachträglich musste die SIX Swiss Exchange sogar einige dieser Transaktionen wieder annullieren.
Anderen Marktakteuren erging es weniger gut. Ich denke da an die Verkäufer bei Oerlikon (Eröffnung bei 2,21 Franken, zuletzt bei 3,50 Franken), Sandoz (Eröffnung bei 26,25 Franken, zuletzt bei 36 Franken) oder Rieter (Eröffnung bei 50 Franken, zuletzt bei 71 Franken). Anders als bei Swissquote und EFG International wurden alle diese Transaktionen für gültig erklärt.
Auch am Morgen des 7. Aprils dieses Jahres zeigte sich wieder einmal, was ich seit Jahren predige: Panik ist an der Börse selten ein guter Ratgeber – selbst im Wissen, dass manchmal das einfacher gesagt als getan ist.
Nach der Aufholjagd der letzten Wochen trennen den SPI keine fünf Prozent mehr vom Rekordhoch von Anfang März. Damals stieg das breit gefasste Börsenbarometer in der Spitze in die Nähe von 17'390 Punkte. Dass den Swiss Market Index (SMI) ganze acht Prozent von der damaligen Bestmarke trennen, lässt sich damit erklären, dass die Dividendenabgänge zu Lasten des SMI gehen. Beim SPI werden diese hingegen aufgerechnet.
Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten** | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023 | + 3,9 % | + 6,0 % |
2024 | + 7,6 % | + 7,6 % |
2025* | + 1,5 % | + 6,5 % |
* Schlusskurse vom 30. April 2025
** Entwicklung vor anfallenden Kosten und unter Wiederanlage der Nettodividende
In einem mir zugespielten Strategiepapier aus dem Hause UBS geben sich die beiden Autoren Stefan Meyer und Matthew Gilman eher unterkühlt für den Schweizer Aktienmarkt. Die beiden Strategen aus dem Chief Investment Office des Globalen Wealth Managements der Grossbank sehen den SMI Ende Dezember bei 12'200 Punkten liegen. Sprich: Das Börsenbarometer dürfte dann in etwa auf dem heutigen Stand liegen.
Es ist noch nicht lange her, dass Meyer und Gilman ihre Schätzung für das diesjährige Gewinnwachstum für die 20 Unternehmen aus dem SMI von 7,5 auf 4 Prozent zusammengestrichen haben. Beim Jahresendziel stützen die beiden sich auf die überarbeiteten Gewinnerwartungen ab.
Neben diesem Basis-Szenario warten die UBS-Strategen auch mit einem Aufwärts-Szenario und einem Abwärts-Szenario auf. Im Rahmen des Ersteren trauen sie dem SMI bis Ende Dezember einen Vorstoss auf 13'200 Punkte (+8 Prozent) zu. Genau dort verläuft die bisherige Bestmarke von Ende Februar. Zweiteres spräche hingegen für einen Rücksetzer auf 10'000 Punkte (-18 Prozent), was dem tiefsten Stand seit November 2020 entspräche.
Ich selber behalte momentan die Stimmung bei amerikanischen Privathaushalten genauestens im Auge. Denn die jüngsten Erhebungen schreien geradezu nach einer Stagflation – sprich: Einer unheilvollen Kombination aus wirtschaftlicher Flaute bei steigenden Preisen.
Erst am Freitag schrieb ich in diesem Zusammenhang:
...und weiter...
Das macht die Sache für den amerikanischen Notenbank-Präsidenten «Jay» Powell und seine Gouverneure mit Blick auf den Zinsentscheid vom kommenden Mittwoch nicht gerade einfacher. Hinzu kommt der politische Druck, beschimpfte US-Präsident Donald Trump den Notenbank-Präsidenten in den letzten Wochen doch mehrmals als einen «Major Loser» und einen «Mister Too-Late».
Diese drastischen Worte aus Washingtoner Politkreisen kommen nicht von ungefähr, wachsen die US-Staatsschulden doch so rasant wie noch nie. Das mag auch damit zu tun haben, dass auf diesen Schulden mittlerweile jährlich Zinsen von 1200 Milliarden Dollar anfallen. Bleibt mir nichts anderes übrig als zu hoffen, dass «Jay» Powell und seine Mitgouverneure Standhaftigkeit beweisen und wenigstens die dortige Geldpolitik noch frei von politischer Einflussnahme bleibt.
Wenden wir uns nun einem etwas unschönen Thema zu: Meine Schweizer Aktienfavoriten für 2025 sind im April weiter ins Hintertreffen geraten. Mit einem Plus von 1,53 Prozent schneiden sie seit Jahresbeginn deutlich schlechter als der um 6,51 Prozent höhere SPI ab. Das ist – obwohl noch immer früh im Jahr – schon ziemlich enttäuschend.
Performance kosteten zuletzt neben den Aktien von UBS und Julius Bär auch jene von Sandoz und Cosmo. Während die Formschwäche bei den Grossbanken branchenspezifischer Natur ist, drücken bei den beiden anderen Unternehmen hausgemachte Probleme auf die Kursentwicklung.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende April 2025
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 7'351 | ||||
Nestlé N | 147 | 75,13 | 12'898 | + 1'854 | +16,8 % |
Roche GS | 44 | 256,37 | 11'849 | + 569 | + 5,1 % |
Sandoz N | 293 | 37,12 | 10'484 | - 393 | - 3,6 % |
Sika N | 41 | 216,05 | 8'438 | - 420 | - 4,7 % |
UBS N | 317 | 27,73 | 7'890 | - 902 | - 10,3 % |
Adecco N | 248 | 22,34 | 5'312 | - 229 | - 4,1 % |
Baloise N | 53 | 165,97 | 9'715 | + 919 | +10,4 % |
Cosmo Pharma N | 86 | 63,14 | 4'098 | - 1'332 | - 24,5 % |
Dätwyler I | 80 | 136,57 | 9'504 | - 1'421 | - 13,0 % |
Julius Bär N | 112 | 58,38 | 5'963 | - 576 | - 8,8 % |
Medmix N | 610 | 8,83 | 6'307 | + 919 | +17,1 % |
Oerlikon N | 1'763 | 3,56 | 6'156 | - 120 | - 1,9 % |
SoftwareOne N | 701 | 6,18 | 3'996 | - 336 | - 7,8 % |
Total | 109'961 | + 1,5 % |
* Schlusskurse vom 30. April 2025
Der Grund, weshalb die Valoren von UBS und Julius Bär unter die Räder gerieten, liegt geradezu auf der Hand: Sollte die aggressive Handelspolitik Washingtons Folgen für die Weltwirtschaft haben, träfen diese auch die beiden Banken. Hinzu kommen die Verwerfungen an den Finanzmärkten kurz nach der Bekanntgabe des mittlerweile abgemilderten Strafzoll-Regimes der Trump-Regierung sowie der zuletzt schwache Dollar – da letzterer die Höhe der verwalteten Kundenvermögen schmälert.
Bei der UBS ist immer noch nicht klar, wie die künftigen Eigenmittelvorschriften aussehen. Vermutlich dürfte sich der regulatorische Nebel schon in den nächsten Wochen lichten und erste wertvolle Rückschlüsse auf die Ausschüttungspolitik der grössten Schweizer Bank der kommenden Jahre zulassen.
Dass sich – getreu hiesigen Gepflogenheiten – ein Kompromiss abzeichnet, erachte ich als ermutigend. So berichtete der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst Nicolas Payen kürzlich von versöhnlichen Signalen seitens der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Er glaubt, dass diese in Bezug auf den sogenannten «UBS Finish» zu Kompromissen bereit sein könnte. Einen solchen Kompromiss sieht er etwa in der von der Grossbank selbst ins Spiel gebrachten Obergrenze für das Investment Banking.
Auch sein Berufskollege Peter Berger von der Basler Kantonalbank hält die Angst vor strikteren Eigenmittelanforderungen für übertrieben. Vielmehr glaubt der Analyst, dass die Politik Hand zu einem Kompromiss bietet. Ein solcher könnte etwa eine neue Holdingstruktur zur Verbesserung der Abwicklungsfähigkeit, höhere Mindestliquiditätsreserven oder eine stärkere Überwachung umfassen.
Bis sich der regulatorische Nebel lichtet, gilt allerdings: Nichts scheut die Börse mehr als die Ungewissheit.
Apropos UBS: Mitte April ging bei diesen Aktien die Dividende für das vergangene Geschäftsjahr ab. Zur Auszahlung kamen 90 Cents je Stück, was zu diesem Zeitpunkt in etwa 73 Rappen entsprach. Noch Anfang Januar wären es fast 10 Rappen mehr gewesen. Es ist dies die Kehrseite des Bilanzierens in Dollar. Die Freude der Aktionärinnen und Aktionäre hierüber dürfte sich wohl in Grenzen halten und die Kritik an der Auszahlung der Dividende in Dollar so schnell wohl nicht verstummen...
Sandoz blickt auf ein enttäuschendes erstes Quartal zurück. Mit 2,48 Milliarden Dollar hat der Hersteller von Nachahmermedikamenten zwischen Anfang Januar und Ende März weniger als erhofft umgesetzt. Analysten waren durchschnittlich von 2,54 Milliarden Dollar ausgegangen. Enttäuschend entwickelte sich vor allem der Umsatzbeitrag aus dem Geschäft mit Biosimilars. Mit 671 Millionen Dollar verfehlte dieser margenstarke Geschäftszweig selbst die pessimistischen Einzelschätzungen.
Das Unternehmen selbst sieht sich jedoch auf Kurs und strebt für dieses Jahr wie bis anhin ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich bei einer operativen Kernmarge (EBITDA) zwischen 24 und 26 Prozent an. Nach dem verhaltenen Start ins neue Geschäftsjahr werden nun zumindest leise Zweifel an der Erreichbarkeit dieser Ziele wach.
Mit dem Rückgang des Aktienkurses von 45 auf 37 Franken innerhalb weniger Wochen und ohne klärende Neuigkeiten erscheint mir der Zahlenkranz fürs erste Quartal mehr als eingepreist. Nichtsdestotrotz bleibt Sandoz gefordert, muss die ehemalige Novartis-Tochter doch den Beweis antreten, dass die diesjährigen Finanzziele weiterhin realistisch sind.
Wer sich bei Baloise das schnelle Geld erhofft hat, wird enttäuscht. Ein Verkauf der traditionsreichen Versicherungsgruppe ins Ausland ist spätestens mit dem Ausstieg des schwedischen Finanzinvestors Cevian Capital wohl vom Tisch. Und aus Sicht der Aktionärinnen und Aktionäre kommt der geplante Zusammenschluss mit dem Branchennachbarn Helvetia eher einem Marathon denn einem 100-Meter-Sprint gleich.
Zugegeben: Der Schulterschluss zwischen Baloise und Helvetia ist von bestechender Logik. Und das nicht nur, was das Synergiepotenzial zwischen den beiden Unternehmen angeht. Auch der finanzielle Spielraum für höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe steigt längerfristig deutlich. Dass Cevian Capital die Pläne nicht mitträgt und ausgestiegen ist, überrascht mich nicht. Schliesslich hätte sich Baloise wohl nicht widerstandslos vom Zusammenschluss mit Helvetia abbringen und ins Ausland verkaufen lassen. Rückblickend hat die Vernunft gesiegt.
Am kommenden Mittwoch werde ich meine Kolumne dem diesjährigen SMI-Zweitplatzierten Nestlé widmen. Dass der Nahrungsmittelmulti aus Vevey vom Lebensversicherer Swiss Life kürzlich vom Thron gestossen wurde, hat nämlich gute Gründe, soviel kann ich an dieser Stelle schon mal verraten.
Transaktionen Aktienfavoriten 2025
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
03.01.2025 | Nestlé N | Kauf | 144 | 74,88 | Franken | 10'783- |
03.01.2025 | Adecco N | Kauf | 241 | 22,36 | Franken | 5'389- |
03.01.2025 | Cosmo Pharma N | Kauf | 86 | 63,14 | Franken | 5'430- |
03.01.2025 | Dätwyler I | Kauf | 79 | 136,75 | Franken | 10'803- |
03.01.2025 | Medmix N | Kauf | 591 | 8,80 | Franken | 5'201- |
03.01.2025 | Roche GS | Kauf | 43 | 255,50 | Franken | 10'987- |
03.01.2025 | Sandoz N | Kauf | 290 | 37,17 | Franken | 10'779- |
03.01.2025 | Sika N | Kauf | 40 | 215,90 | Franken | 8'636- |
03.01.2025 | UBS N | Kauf | 311 | 27,83 | Franken | 8'655- |
03.01.2025 | Baloise N | Kauf | 52 | 165,71 | Franken | 8'617- |
03.01.2025 | Julius Bär N | Kauf | 109 | 58,66 | Franken | 6'394- |
03.01.2025 | Oerlikon N | Kauf | 1'825 | 3,56 | Franken | 6'497- |
03.01.2025 | SoftwareOne N | Kauf | 701 | 6,18 | Franken | 4'332- |
20.03.2025 | Dätwyler I | Kauf | 1 | 122,00 | Franken | 122- |
27.03.2025 | Sika N | Kauf | 1 | 221,90 | Franken | 222- |
27.03.2025 | Roche GS | Kauf | 1 | 293,60 | Franken | 294- |
03.04.2025 | Oerlikon N | Kauf | 62 | 3,78 | Franken | 234- |
14.04.2025 | Julius Bär N | Kauf | 3 | 48,20 | Franken | 145- |
15.04.2025 | UBS N | Kauf | 6 | 22,80 | Franken | 137- |
17.04.2025 | Sandoz N | Kauf | 3 | 32,50 | Franken | 98- |
22.04.2025 | Nestlé N | Kauf | 3 | 86,89 | Franken | 261- |
23.04.2025 | Adecco N | Kauf | 7 | 21,80 | Franken | 153- |
25.04.2025 | Medmix N | Kauf | 19 | 9.85 | Franken | 187- |
29.04.2025 | Baloise N | Kauf | 1 | 179,30 | Franken | 179- |
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2 Kommentare
tja avolta scheint vergessen gegangen zu sein... bude mit gut potenzial das wie es scheint erst kürzlich entdeckt wird....
die synergien mit autogrill machen sich bezahlt und stabilisieren die ertragskraft... klar vom kurs zu 90 Fr. seinerzeit zu dufry sind sie weit weg aber hoffung besteht
hm.... irgendwas macht der cash insider falsch.... ich hab seit anfang jahr derzeit ne outperformance gegen den SMI von nahe 7%.... troz kurskapriolen konnte ich mich unten einkaufen was den plan stützt... das zertifikat ist also kein kauf da ich auch den SPI um mehr als 3% schlage