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Erst kürzlich flirtete der Swiss Performance Index (SPI) erstmals in seiner langjährigen Geschichte mit 13'000 Punkten. Für einen Vorstoss darüber reichte die Kraft dann aber nicht, vereitelten die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis einen solchen doch.

Zugegeben: Eigentlich sind die 13'000 Punkte nichts anderes als eine Zahl. Nicht sie, sondern vielmehr die 230 verschiedenen Komponenten entscheiden darüber, ob das viel beobachtete Börsenbarometer nun steigt oder fällt. Dennoch darf der psychologische Aspekt nicht unterschätzt werden - weniger beim Börsenbarometer selbst, als vielmehr bei einzelnen Aktien.

Seit Tagen versuchen die dividendenstarken Valoren der Zurich Insurance Group wieder zu Kursen von 400 Franken und mehr zurückzufinden, was die Baissiers bisweilen erfolgreich zu verhindern wussten. Sie argumentieren mit möglichen Kosten aus den Buschbränden in Australien.

Mit Jefferies reduzierte kürzlich eine erste amerikanische Investmentbank ihre Gewinnschätzungen für die Versicherungsgruppe aus Zürich. In Erwartung von Verlusten aus Ernteausfallversicherungen und solchen im Zusammenhang mit den besagten Buschbränden liegen die neuen Schätzungen von Versicherungsanalyst Philip Kett für den letztjährigen Gewinn fast 300 Millionen Dollar unter jenen anderer Berufskollegen.

Am heutigen Mittwoch zieht Analyst Nick Holmes von Société Générale nach und reduziert seine Gewinnerwartungen um durchschnittlich fast 5 Prozent. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, das 12-Monats-Kursziel auf 450 (zuvor 425) Franken anzuheben - denn nur so lässt sich die Kaufempfehlung überhaupt noch rechtfertigen.

Auch um andere Aktien wird mit teils harten Bandagen gekämpft. Die Aktionärinnen und Aktionäre von Straumann dürften wissen, wovon ich schreibe. Seit Tagen kosten die Papiere des Dentalimplantateherstellers aus Basel mal mehr als 1000 Franken, dann wieder weniger.

Den Aktien von Straumann reichte die Kraft bisweilen nicht für einen nachhaltigen Vorstoss auf über 1000 Franken (Quelle: www.cash.ch)

Dass Straumann Mitte Februar mit einem überzeugenden Zahlenkranz für das Schlussquartal aufwarten kann, gilt als so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch selbst damit lassen sich kaum noch Käufer mobilisieren - mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 38 für das laufende Jahr stossen die Aktien zusehends an ihre Grenzen.

Ähnliches liesse sich auch von jenen des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan sagen. Sie verharren bei Kursen um die 3000 Franken in Lauerstellung.

Hoffen muss vor allem Patrick Rafaisz von der UBS. Der bekannte Analyst empfiehlt die Aktien des Traditionsunternehmens aus Genf erst seit Mitte Dezember zum Kauf. Seit damals beziffert er das 12-Monats-Kursziel mit 3300 (zuvor 2700) Franken.

Bei den Aktionären von Julius Bär war die Freude über Kurse von 50 Franken und mehr nur von kurzer Dauer. Der 335 Millionen Euro schweren Klage einer litauischen Gesellschaft werden zwar keine allzugrossen Erfolgsaussichten nachgesagt. Trotzdem ruft die Klage schmerzhaft in Erinnerung, dass bei der Zürcher Bank noch immer zahlreiche Rechtsstreitigkeiten aus früheren Tagen hängig sind. Und die könnten kosten.

In welche Richtung sich die Kurse der besagten Aktien in den nächsten Wochen entwickeln werden und ob die Haussiers oder doch eher die Baissiers als Sieger vom Platz gegen, darüber entscheidet vermutlich die anlaufende Jahresberichterstattung - wobei das Interesse vor allem den Dividenden sowie den nach vorn gerichteten Aussagen gelten dürfte.

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Eigentlich müssten die Auftragsbücher von Bossard gut gefüllt sein. Denn der Schraubenspezialist zählt den Elektroautomobilpionier Tesla zu seinen Abnehmern - und dessen Aktien sind an der New Yorker Börse nicht zu bremsen.

Allerdings zeichnet der am gestrigen Dienstag veröffentlichte Jahresumsatz ein eher nüchternes Bild vom Tagesgeschäft. Nur Firmenkäufen war es zu verdanken, dass Bossard den Umsatz im vergangenen Jahr leicht steigern konnte. Dem Unternehmen bläst gerade in der Automobilindustrie ein eisiger Wind ins Gesicht. Ähnliches liesse sich auch über manch anderes Schweizer Industrieurgesteine sagen.

Es überrascht daher nicht, dass sich die Fondstochter der Credit Suisse zuletzt sowohl bei Komax als auch bei Autoneum von Aktien trennte. Etwas haben diese Unternehmen nämlich mit Bossard gemeinsam: Sie alle sind in einem hohen Mass von Aufträgen aus der Automobilindustrie abhängig.

Aktienkursentwicklung von Autoneum (rot) und Komax (grün) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Als Verkäufer von Aktien musste sich die Fondstochter der Credit Suisse nur deshalb zu erkennen geben, weil sie bei beiden Unternehmen den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent verletzte.

Dass die Fondsmanager der Grossbank ihre Beteiligungen an Komax und Autoneum etwas zurückfahren, kann man ihnen nicht verübeln. Gerade bei Autoneum muss sich die kleinere der beiden Grossbanken womöglich aber unangenehme Fragen gefallen lassen - preist sie diese Papiere doch schon seit geraumer Zeit mit "Outperform" und einem Kursziel von 150 Franken zum Kauf an...

 

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