Wie kommen wir aus der Covid-19 Krise? Der sicherste Weg ist eine Herdenimmunität. Laut führenden Epidemiologen und Virologen ist die Covid-19 Pandemie überstanden, sobald 60 Prozent der Bevölkerung immun sind. Diese Herdenimmunität lässt sich aber nicht über eine unkontrollierte "Durchseuchung" der Bevölkerung erzielen, ohne Zehntausende von Menschenleben in Kauf zu nehmen.

Der einzig ethisch vertretbare Weg zu einer Herdenimmunität führt über einen wirksamen Impfstoff. Führende Ärzte wären bereits mit einem Impfstoff zufrieden, dessen Wirkungsgrad 75 Prozent beträgt. Sobald ein derartiger Impfstoff gefunden wird, müssten sich aber mindestens 80 Prozent der Bevölkerung (60 geteilt durch 75) damit impfen lassen, um die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Skepsis innerhalb der Bevölkerung, dem hohen Zuspruch potenzieller Verschwörungstheoretiker sowie der Gefahr gesundheitsgefährdender Nebenwirkungen erscheint es allerdings unrealistisch, dass sich 80 Prozent der Bevölkerung freiwillig gegen Covid-19 impfen lassen. Robert E. Litan vom Brookings Institut hat deshalb vorgeschlagen, finanzielle Anreize für Impfungen gegen Covid-19 zu schaffen, um die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen.

Würde man beispielsweise jeder Person, die sich impfen lässt, 1000 Franken bezahlen, wäre es viel wahrscheinlicher, die notwendige Anzahl an Geimpften zu erreichen, um die Pandemie zu beenden. Bei einer Bevölkerung von 8 Millionen und einem Wirkungsgrad des Impfstoffes von 75 Prozent müssten 6.4 Millionen Menschen geimpft werden, um den Schwellenwert von 60 Prozent für die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen. Das wären Gesamtkosten in Höhe von 6.4 Milliarden Franken.

6.4 Milliarden sind ein stolzer Betrag. Im Vergleich zu anderen Massnahmen wäre dieser Betrag aber gut investiert. Viele Personen bleiben derzeit wegen Covid-19 zu Hause. Aus Angst sich anzustecken, gehen sie kaum noch in Restaurants und Bars, unternehmen weniger Reisen, besuchen keine Theater und Kinos mehr und meiden Einkaufs- und Freizeitzentren. Hierdurch sinken die Konsumausgaben und der Wirtschaft droht eine Rezession.

Geimpfte Personen hingegen könnten wieder ein normales Leben führen. Mit dem "Impfgeld" würden sie zudem über zusätzliche Kaufkraft verfügen. Der Staat würde mit dem Geld also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens wird die Pandemie beendet und zweitens wird die Konjunktur angekurbelt.

Aber was machen wir, wenn sich trotz des "Impfgeldes" nicht genug Personen impfen lassen, um die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen? Dann hätte man vielleicht 3 oder 4 Milliarden ausgegeben, aber keine Herdenimmunität erreicht. Dieses Problem lässt sich vermeiden, indem man nach erfolgter Impfung zuerst nur einen Teilbetrag ausbezahlt, beispielsweise 250 Franken. Die restlichen 750 Franken werden erst bezahlt, wenn die notwendige Gesamtzahl an Impfungen erreicht ist. Dieses Vorgehen würde dazu führen, dass diejenigen die bereits geimpft sind, versuchen werden, auch diejenigen zu überzeugen, die bislang noch nicht geimpft sind.

Da die Entwicklung geeigneter Impfstoffe bereits weit fortgeschritten ist, macht es Sinn, sich bereits heute Gedanken über wirksame Impfstrategien zu machen. Zumal sich die Schweiz bereits bei mehreren Pharmaunternehmen für den Fall einer erfolgreichen Impfstoffentwicklung entsprechende Impfkontingente gesichert hat. Um sicher zu stellen, dass diese auch eingesetzt werden, ist die Einführung eines "Impfgeldes" eine diskussionswürdige Strategie.