Hoffnungen, dass die Lage im Nahen Osten nicht weiter eskaliert, hatten die Börsen damit nur kurzfristig gestützt. «Die sonstigen wirtschaftlichen und geldpolitischen Rahmenbedingungen laden nicht gerade zum Engagement am Aktienmarkt ein», beschrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Lage. «Sichere Anleiherenditen und Geldmarktzinsen zwischen drei und fünf Prozent sind durch die erhöhte geopolitische Unsicherheit noch ein wenig attraktiver geworden, als sie es zuvor schon waren.»

Zudem stehen am Nachmittag Daten zu US-Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion an, die Signale für Konjunkturentwicklung und Geldpolitik geben könnten. «Das Bild der gesamtwirtschaftlichen Lage ist diffus», merkten die Volkswirte der Helaba dazu an. Daraus resultiere eine «anhaltend hohe Risikoaversion.»

Die am Vortag noch starken Rohstoffwerte lagen nun am Ende des Feldes. Aktien von Rio Tinto verloren dabei 1,4 Prozent. Der Produktionsbericht zum dritten Quartal hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Eisenerzpreise dürften in den kommenden Monaten jedoch weiter schwächeln, so Analyst Tyler Broda von der kanadischen Bank RBC.

Spannender war die Nachrichtenlage zu Ericsson . Ein schwacher Ausblick liess die Aktie des Telekomausrüsters um 8,7 Prozent fallen. Die andauernde Zurückhaltung von Kunden bei 5G-Komponenten werde auch das Schlussquartal belasten, hatte das Unternehmen mitgeteilt. Die Zahlen zum dritten Quartal, die den Erwartungen entsprachen, verblassten indes hinter den düsteren Aussichten. Aktien des Wettbewerbers Nokia taumelten mit 4,3 Prozent Abschlag ebenfalls.

Unter den Nebenwerten fielen Umicore mit über zwölf Prozent Gewinn auf. Hintergrund waren Aussagen zu geplanten Investitionen. Die Analysten von Jefferies werteten diese als Indiz dafür, dass die Gefahr einer Kapitalerhöhung in den kommenden Monaten sinke. Zudem fungiert das belgische Materialtechnologie-Unternehmen als Zulieferer für BMW für dessen Batteriefertigung in Nordamerika. VW und Umicore hatten schon am Samstag angekündigt, in Polen ein Werk für Batteriekathoden bauen zu wollen.

Dagegen brachen Lonza um 9,2 Prozent ein. Die vom Schweizer Pharmazulieferer genannten neuen Mittelfristziele waren zwar im Rahmen der Analystenschätzungen ausgefallen. Was den Anlegern aber missfiel, war das «Übergangsjahr» 2024, das laut den Angaben des Managements bevorsteht./mf/stk

(AWP)