Die Schweizer Börse, die am Freitag wegen des Nationalfeiertags geschlossen war und am Montagmorgen durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump unter Druck geraten war, verringerte ihre Verluste merklich. In London ging es für den FTSE 100 um 0,66 Prozent auf 9.128,30 Zähler hoch.

«Nach dem schwachen Freitag stellt sich jetzt die Frage: War das die Trendwende nach unten oder war das nur ein schwacher Tag?», schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Hedgefonds jedenfalls glauben ihm zufolge im Moment noch nicht an die grosse Trendwende.

Der SMI in Zürich dämmte zum Handelsschluss seine Verluste auf nur noch 0,15 Prozent auf 11.818,63 Zähler ein, nachdem er zum Auftakt auf den tiefsten Stand seit April gefallen war. US-Präsident Trump hatte am Freitag für die Schweiz einen künftigen Zollsatz von 39 Prozent bekannt gegeben und eine zuvor mit der Schweizer Regierung ausgehandelte Absichtserklärung abgelehnt.

Da die USA das wichtigste Exportland der Schweiz sind, bremste dies die Anleger erst einmal aus. Grosse Schweizer Firmen zeigten sich indes von den drohenden US-Zöllen wenig beeindruckt. Aktuell überprüfen sie vor allem die möglichen Auswirkungen und warnen vor Panik. Zudem wollen zahlreiche eidgenössische Unternehmen ihre Präsenz in den USA ausbauen, um die Zölle damit zu umgehen.

Am stärksten von den verkündeten Zöllen betroffen wären in der Schweiz Präzisionsinstrumente, Uhren und Maschinen, erläuterte Sophie Altermatt, Ökonomin bei der Schweizer Bank Julius Bär. Entscheidend würden der letztendliche Zollsatz sowie die noch ausstehende Regelung für den Pharmasektor sein.

Die Roche -Anteile grenzten bis Handelsende deutlichere Abgaben ein, verloren am Ende aber dennoch 0,8 Prozent. Im Pharmasektor sorgte auch ein Erlass von Donald Trump für Unruhe, der auf deutlich tiefere Medikamentenpreise abzielt. Im Sog davon gaben der Augenheilmittelspezialist Alcon und der Pharmazulieferer Lonza um jeweils 1,1 Prozent nach.

Unter Druck standen die Luxusgüteraktien von Swatch mit minus 2,3 Prozent und Richemont mit minus 1,3 Prozent. Für die Konzerne, die Produkte unter dem Label «Swiss made» in die Welt exportieren, sind die USA in den letzten Jahren zum wichtigsten Absatzmarkt aufgestiegen. Aktien des Computerzubehörherstellers Logitech, der die Lieferketten mit Blick auf US-Zölle optimieren will, verloren 1,9 Prozent.

Aktien britischer Banken wie Lloyds , Close Brothers und Barclays profitierten wie auch die spanische Grossbank Santander von einem Urteil des Obersten Gerichts in Grossbritannien zu Autofinanzierungen. Damit hoben die Richter das Urteil eines untergeordneten Gerichts weitgehend auf, das die Aktienkurse der betroffenen Banken schwer belastet hatte. Es waren milliardenschwere Entschädigungszahlungen durch die Geldhäuser befürchtet worden. Lloyds stiegen um 9 Prozent. Close Brothers gewannen sogar annähernd ein Viertel. An die Spitze im Eurostoxx setzten sich Santander mit plus 4 Prozent.

Air France-KLM sprangen als stärkster Wert an der Pariser Börse um 14 Prozent hoch. Die Papiere von Lufthansa und IAG stiegen um 1 beziehungsweise 0,8 Prozent. Sie alle wurden von Barclays-Analyst Andrew Lobbenberg auf «Equal-weight» hochgestuft. Zwar gingen Erlöse und Gewinne auf den bisher hochprofitablen Nordatlantik-Routen zurück, allerdings nicht im von ihm befürchteten Ausmass, begründete er seine neuen Anlageurteile./ajx/he

(AWP)