Zu Wochenbeginn hatten sich die Indizes - ähnlich wie in New York - nur wenig beeindruckt von der US-Bonitätsabstufung durch die Ratingagentur Moody's gezeigt. Nun stützte die vage Hoffnung auf eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine die Kurse. Nach seinem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin schürte US-Präsident Donald Trump entsprechende Hoffnungen. Er stellte sofortige Verhandlungen im Vatikan über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht.
Allerdings nannte Trump keine Details - und wurde einmal mehr dafür kritisiert, bei seinen Friedensbemühungen nicht genügend Druck auf Moskau auszuüben. Zudem betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, er lehne mögliche russische Bedingungen für eine Waffenruhe wie etwa den Abzug ukrainischer Truppen aus annektierten Gebieten im eigenen Land ab. Die EU-Staaten und Grossbritannien setzten angesichts des anhaltenden Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Russland-Sanktionen in Kraft.
Am europäischen Aktienmarkt waren Windenergie-Aktien gefragt. Die Anleger reagierten erleichtert auf die Entscheidung der US-Regierung, dass der norwegische Konzern Equinor die Bauarbeiten an dem Projekt «Empire Wind» vor der Küste von New York doch fortsetzen darf.
Analysten zogen aus der Nachricht vor allem positive Rückschlüsse für Orsted , dessen Aktien in Kopenhagen um mehr als 14 Prozent anzogen. Für die Papiere des dänischen Wettbewerbers Vestas ging es um knapp 5 Prozent nach oben.
Die Anteilscheine von Equinor legten nur um 1,2 Prozent zu. Einige Anleger könnten der Wiederaufnahme der Arbeiten an dem Projekt «Empire Wind» mit «gemischten Gefühlen» entgegensehen, sagte Teodor Sveen-Nilsen, Analyst bei Sparebank1 Markets. Denn diese Investoren seien der Ansicht, dass Alternative Energien nicht zu den Kernkompetenzen des Unternehmens im Bereich Öl und Gas gehörten. Zudem biete das Projekt eine unterdurchschnittliche Rendite.
Derweil profitierte der gesamte Versorgersektor von der guten Stimmung für Alternative Energien: Er führte die Gewinnerliste im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 an.
Im «Footsie» schnellten die Papiere von Diploma mit einem Plus von gut 15 Prozent an die Spitze. Das auf technische Dienstleistungen und Produkte spezialisierte Unternehmen hatte sein Jahresziel für das organische Umsatzwachstum aufgestockt.
Dagegen führten die Finanzdienstleister die sehr kurze Verliererliste im Branchentableau an. Die wochenlang gut gelaufenen Aktien von Indexmitglied UBS büssten in Zürich 3,3 Prozent ein. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, dass die Bank wahrscheinlich eine juristische Niederlage erleiden werde. Demnach könne sie wohl keine Abschwächung eines Gesetzes der schweizerischen Regierung bewirken, das sie zwingen könnte, zusätzliches Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden US-Dollar vorzuhalten./gl/he
(AWP)