Am Vortag war noch in der Hoffnung auf einen zeitlich begrenzten Krieg zwischen Israel und dem Iran Erholung angesagt gewesen. Auch die Erwartung, dieser belaste die globale Wirtschaft nicht übermässig, stützte. Dass US-Präsident Donald Trump den G7-Gipfel in Kanada vorzeitig verliess und gleichzeitig zur Flucht aus der iranischen Hauptstadt Teheran aufrief, sorgte am Dienstag für Nervosität an den Börsen.
Ausserhalb des Euroraums verlor das Londoner Börsenbarometer FTSE 100 0,46 Prozent auf 8834,03 Zähler. Der Schweizer SMI beendete den Handel in Zürich 0,69 Prozent tiefer bei 12.007,06 Punkten.
«Die Situation im Nahen Osten bleibt unübersichtlich und von Verhandlungen bis hin zu einem Eingreifen der USA in den Konflikt ist alles möglich», betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. «Die frühzeitige Abreise des US-Präsidenten vom G7-Gipfel in Kanada kann sowohl für die eine als auch für die andere Option sprechen.»
Aus Sektorsicht lagen nur Immobilienwerte und der Öl- und Gassektor im Plus. «Die Eskalation im Nahen Osten weckt Zweifel an einem der wenigen Faktoren, die in letzter Zeit günstig für die Weltkonjunktur waren: dem Rückgang der Ölpreise», so Gilles Moëc, Chefökonom von Axa Group, zur Stärke der Branche, die zugleich ein Warnsignal ist.
Stark waren Totalenergies mit 1,8 Prozent Aufschlag. Die Investmentbank Bernstein hatte den Wert auf «Outperform» angehoben. Die Bundesnetzagentur hatte zudem eine Offshore-Windfläche in der deutschen Nordsee an das französische Energieunternehmen versteigert. Mit BP , Shell und Eni legten die Kurse weiterer Branchengrössen zu.
Schwächer waren dagegen Pharmawerte. Roche hat in der Produktentwicklung einen Rückschlag erlitten. Das Tochterunternehmen Genentech und der US-Pharmakonzern Abbvie gaben bekannt, dass eine Studie zum Blutkrebsmedikament Venclexta die Zielvorgabe für die Gesamtüberlebenszeit letztlich nicht erreicht habe. Roche-Aktien verloren daraufhin bis zu 1,5 Prozent, gingen aber nur 0,5 Prozent tiefer aus dem Handel.
Den Telekomsektor belastete das Minus von 2,1 Prozent bei der Deutschen Telekom . Der zweite Grossaktionär der US-Tochter T-Mobile , der Technologie-Investor Softbank , hat T-Mobile Anteile im Wert von 4,8 Milliarden US-Dollar verkauft, um seinen Wachstumskurs im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu finanzieren. Auch die Aktien von T-Mobile US gerieten in New York unter Druck./bek/he
(AWP)