Der Dax notierte gegen Mittag 0,4 Prozent tiefer bei 16 242,97 Punkten. Tags zuvor hatte der Leitindex das drei Wochen alte Rekordhoch zwar um wenige Punkte überboten, die ganz grosse Kauflust scheint aber vorerst nicht in Sicht angesichts eines Jahresgewinns von bereits 17 Prozent.
Der MDax der mittelgrossen Unternehmen sank am Donnerstag um 0,8 Prozent auf 27 335,58 Zähler. Für den EuroStoxx 50 ging es um 0,5 Prozent nach unten.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, sprach von "Zuckerbrot und Peitsche", die die US-Notenbank Fed den Investoren gegeben habe. "Pause ja, aber das Ende des Zinserhöhungszyklus sieht Fed-Chef Powell noch nicht gekommen. Im Gegenteil, zwei weitere Schritte nach oben sind mehr als der Markt bislang erwartet hat. Das Thema Zinssenkungen noch in diesem Jahr ist spätestens seit gestern endgültig vom Tisch", resümierte Molnar.
Unterdessen greift die chinesische Zentralbank der schwächelnden Wirtschaft des Landes mit der Senkung ihres Hauptleitzinses unter die Arme. Chinas Konjunktur kommt nach der Corona-Flaute weiterhin nicht in Fahrt. Das Wachstum der Industrieproduktion schwächte sich zuletzt weiter ab und die Einzelhandelsumsätze blieben hinter den Erwartungen von Experten zurück.
Die enttäuschenden China-Daten setzten die exportlastigen deutschen Chemiewerte besonders unter Druck. Im Dax rutschen Covestro als Schlusslicht um 3,7 Prozent ab, BASF um 1,7 Prozent. Bei Lanxess , Evonik und Wacker Chemie im MDax betrugen die Abschläge zwischen 2,6 und 3,3 Prozent. Auch andere von der Weltwirtschaft besonders abhängige Sektoren wie etwa Rohstoffe und Metalle standen unter Druck, was sich bei Aurubis und Thyssenkrupp mit Einbussen von bis zu 2,4 Prozent zeigte.
Siemens will sein florierendes Geschäft rund um Digitalisierung und Automatisierung weiter ausbauen. Der Technologiekonzern kündigte dafür Investitionen in neue Fabriken und Forschung in Asien, den USA und Europa an. Damit soll das Wachstumstempo beschleunigt werden. Siemens-Chef Roland Busch deutete unterdessen in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" an, dass der Vorstand sein 2021 festgelegtes Mittelfristziel von fünf bis sieben Prozent Wachstum pro Jahr anheben könnte. Die Siemens-Papiere gehörten mit einem Kursplus von 0,7 Prozent zu den besten Dax-Werten.
Die Aktien von Zalando litten unter einer negativen Analystenstudie und büssten 1,3 Prozent ein. Analyst William Woods von Bernstein Research geht nicht davon aus, dass die langfristigen Ziele des Online-Modehändlers erreicht werden und hält die Aktie für teuer.
Gewinnmitnahmen erwischten derweil Hugo Boss trotz höherer Mittelfristziele des Modekonzerns. "Da Hugo Boss das für 2025 angestrebte Umsatzziel von 4 Milliarden Euro bereits im laufenden Geschäftsjahr erreichen wird, hat der Kapitalmarkt mit einer Anhebung der mittelfristigen Ziele gerechnet", kommentierte DZ-Bank-Experte Thomas Maul. Die Boss-Titel verloren am Donnerstag 2,2 Prozent, nachdem sie seit Ende Mai um mehr als 11 Prozent zugelegt hatten.
Die Aktien von Atoss Software fielen mit einem Kursrutsch von 7,0 Prozent auf. Der vermeldete Verkauf eines umfangreichen Aktienpakets durch die Mehrheitsaktionärin sorgte für Belastung. Zunächst rund 20 Prozent des Grundkapitals sollen von der Grossaktionärin AOB Invest des Firmengründers an den Investor General Atlantic gehen - und dies mit einem Abschlag von 12,8 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittspreis der vergangenen sechs Monate.
Dagegen schnellten die Papiere von Krones als SDax-Spitzenreiter um 5,6 Prozent nach oben. Hauck Aufhäuser Investment Banking stufte die Titel des Herstellers von Getränkeabfüllanlagen von "Hold" auf "Buy" hoch und erhöhte das Kursziel von 114 auf 125 Euro. Das sehr gute Zahlenwerk von Krones sei als Bestätigung einer weiter starken Dynamik zu sehen, schrieb Analyst Jorge Gonzalez Sadornil. Er verwies dabei auch auf den Aufstieg der Aktie in den MDax zum 19. Juni./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---