Wie am Donnerstag nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) klar wurde, scheint eine Leitzinssenkung im Juni mehr oder weniger ausgemacht zu sein. EZB-Präsidentin Christine Lagarde «hat gestern sehr deutlich mit dem Zaunpfahl gewunken. Eine Zinssenkung auf der nächsten Sitzung (am 6. Juni) ist sehr wahrscheinlich», erklärte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. «Es müssten schon ziemlich unerwartete Dinge passieren, damit sie noch abgeblasen wird.»
Am deutschen Aktienmarkt war es am Nachmittag im Sog schwächerer US-Börsen dennoch nach unten gegangen. Von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hiess es, den Aktieninvestoren reiche letztlich die Perspektive einer Zinssenkung im Juni nicht. Das Korrekturrisiko für den Dax bleibe.
Gleichwohl hatte sich der Dax über dem von charttechnischen Analysten zurzeit genau beobachteten Bereich um die 17 900 Zähler gehalten. Dieser stellt erst einmal eine «volumenstarke Haltezone». Im Verlauf hatte sich dann zudem Wall Street erholt und für die Techwerte an der Nasdaq war es sogar deutlich nach oben gegangen. Das liefert nun dem Dax etwas Rückenwind.
In den USA dürfte eine Zinswende angesichts weiterhin recht hoher Inflation zwar auf sich warten lassen. Angesichts insgesamt starker US-Konjunkturdaten und der anstehenden Berichtssaison zum ersten Quartal konzentrieren sich die Anleger allerdings schon aufs Positive: die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft und die Unternehmensgewinne. Los geht die Bilanzsaison in den USA an diesem Freitag mit den Quartalszahlen grosser Bankhäuser wie JPMorgan , Wells Fargo und der Citigroup .
Hierzulande liefert der Batteriehersteller Varta negative Schlagzeilen. Der Konzern hält das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend. Die Anleger warfen das Handtuch: der Aktienkurs brach im vorbörslichen Handel auf Tradegate um fast ein Drittel ein verglichen mit dem Xetra-Schluss.
Die Aktien des Versorgers Eon gewannen im Zuge einer positiven Studie von JPMorgan auf Tradegate 1,2 Prozent gegenüber dem Xetra-Schluss. Analyst Javier Garrido sieht für die Gewinnschätzungen noch Luft nach oben.
Deutschlands grösster Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel will seine Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduzieren. Damit werde «auch ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein», hiess es. Die Thyssenkrupp-Aktien standen vorbörslich auf Tradegate etwas höher, hatten am Vortag allerdings sieben Prozent verloren./ajx/stk
(AWP)