Erwartet wird allgemein am Markt, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik nicht noch weiter straffen, es also an diesem Abend keine weitere Zinsanhebung geben wird. Spannung herrscht allerdings beim geldpolitischen Ausblick. Denn es ist ungewiss, ob es danach weitere Anhebungen geben wird oder die Fed am Ende ihres Straffungszyklus angelangt ist.

«Die grosse Frage für die kommenden Monate wird sein, wie die Zentralbanken damit umgehen, dass sich die Konjunktur immer weiter abkühlen, aber die Inflation noch weit über den gewünschten Werten verharren wird», kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Broker CMC Markets. «Die US-Notenbank muss heute Abend anerkennen, dass die straffere Geldpolitik zunehmend Wirkung zeigt, jetzt auch langsam am Arbeitsmarkt.»

Unter den Einzelwerten dürfte der Versicherungskonzern Talanx im Fokus stehen. Der MDax -Konzern will mit einer Kapitalerhöhung von bis zu 300 Millionen Euro den Anteil seiner Aktien in Streubesitz nach oben treiben. Ausserdem werde damit die Kapitalausstattung für weitere Übernahmen und ein Geschäftswachstum aus eigener Kraft erhöht, hiess es. Ausserdem wolle der Talanx-Mehrheitsaktionär HDI, ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, eigene Anteile im Wert von bis zu 100 Millionen Euro zum Kauf anbieten. Die Talanx-Papiere büssten auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss am Vortag knapp 6 Prozent ein.

Positiv dürften dagegen die Aktien der Commerzbank im Dax auf die Aussagen der Finanzchefin Bettina Orlopp während einer Finanzkonferenz reagieren. Vorbörslich ging es auf Tradegate bereits etwas nach oben. Im laufenden Jahr wird wegen der kräftig gestiegenen Zinsen offenbar mit einem noch etwas grösseren Zinsüberschuss auf rund acht Milliarden Euro gerechnet. Zuletzt hatte die Bank mindestens 7,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Ebenfalls leicht positiv werteten Händler, dass DWS -Vorstandschef Stefan Hoops von starken Zuflüssen beim Vermögensverwalter im Juli und August gesprochen habe. Eine Kursreaktion zeigten die Papiere der im SDax notierten Deutsche-Bank-Tochter allerdings auf Tradegate nicht.

Dagegen ging es für die Papiere des Windanlagenbauers Nordex und des Erneuerbare-Energien-Anbieters Encavis auf Tradegate leicht nach oben. Nordex erhielt einen Turbinen-Auftrag vom spanischen Stromerzeuger Ibereolica Renovables über insgesamt knapp 60 Megawatt. Encavis erwarb unterdessen in Schleswig-Holstein von der Baywa einen Windpark und steigert damit die Erzeugungskapazität seines deutschen Windpark-Portfolios um 17 auf 257 Megawatt.

Deutlich nach oben ging es auf Tradegate zudem für Hugo Boss . Das Analysehaus Jefferies hat sich in der Luxusgüterbranche neu aufgestellt und bewertet das Papier des Modeunternehmens nun mit «Buy» und einem Kursziel von 80 Euro. Inmitten schwieriger Zeiten für die Branche gebe es mit Boss und Richemont lediglich zwei Kaufempfehlungen, schrieb Analyst James Grzinic. Der Modekonzern sei «Boss aller vier Jahreszeiten». Die Anlagestory sei gekennzeichnet von Marktanteilszuwächsen, Margenerholungspotenzial und gesunkener Bewertung./ck/mis

(AWP)