Die weiter aufgehellten Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland gaben dem Dax keine Impulse. Ähnliches galt für die Quartalszahlen der US-Banken Bank of America und Goldman Sachs sowie die überraschend deutlich gestiegenen US-Einzelhandelsumsätze. Später stehen noch Daten zur amerikanischen Industrie sowie zum dortigen Wohnungsmarkt auf der Agenda.
Es sehe so aus, als befänden sich die Märkte derzeit in einer «sehr gefährlichen Warteschleife», kommentierte Experte Jim Reid von Deutsche Bank Research. Dank der bisher ausgebliebenen Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zeigen sich die Börsen bisher relativ stabil.
Ungeachtet aller diplomatischen Bemühungen halten die Kampfhandlungen aber an. Zuletzt teilte ein israelischer Militärsprecher mit, dass die Vorbereitung «der nächsten Stufen des Krieges» gegen die Hamas nicht unbedingt eine Bodenoffensive sein müsse. Experten haben für diesen Fall vor einem blutigen Häuserkampf im dicht besiedelten Gazastreifen gewarnt.
Die Aktien von Dax-Schlusslicht Sartorius setzten am Dienstag mit minus 4,2 Prozent ihre Talfahrt fort und markierten ein Tief seit Mai 2020. Seit der Gewinnwarnung am Freitag haben die Titel des Pharma- und Laborausrüsters in der Spitze knapp ein Fünftel ihres an Werts eingebüsst - auch wegen schlechter Branchennachrichten von Pfizer und einer Analystenabstufung.
Auch Analystenkommentare bewegten die Kurse. Bei Brenntag mussten die Anleger einen Kursrückgang um 2,5 Prozent verkraften, nachdem die DZ Bank die Aktien des Chemikalienhändlers aus der Empfehlungsliste der Genossenschaftsbank gestrichen hatte.
Der Flugzeugbauer Airbus eroberte hingegen dank einer Hochstufung mit plus 2,1 Prozent die Dax-Spitze. Das US-Analysehaus Jefferies rät zum Kauf. Expertin Chloe Lemarie hob ihre Ergebnisschätzungen für 2025 und 2026 an, da sie auf eine bessere operative Entwicklung und Aktienrückkäufe setzt. Nach der zuletzt schwachen Kursentwicklung gebe es nun eine attraktive Einstiegsgelegenheit.
Für deutliche Kursgewinne im Nebenwerte-Index SDax sorgten Unternehmensnachrichten. Die Aktien von Spitzenreiter Drägerwerk sprangen um zehn Prozent hoch, nachdem der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern gute vorläufige Quartalszahlen vorgelegt und seine Jahresziele angehoben hatte.
Bei Adtran Holding verpuffte die anfängliche Kurserholung, mit der die Mutter des Telekomausrüsters Adtran Networks (früher Adva Optical) enttäuschenden Quartalszahlen getrotzt hatte. Bei den Aktien steht seit Jahresbeginn ein sattes Minus von 59 Prozent zu Buche. Zuletzt bewegten sie sich am Dienstag knapp im Minus.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,78 Prozent am Vortag auf 2,81 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,17 Prozent auf 123,12 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,57 Prozent auf 128,38 Zähler.
Der Euro zeigte sich mit zuletzt 1,0540 US-Dollar einigermassen stabil. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0538 Dollar festgesetzt./gl/tih
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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