Der deutsche Leitindex beendete den Xetra-Handel 1,39 Prozent tiefer auf 24.041,62 Zählern und knapp über seinem Tagestief. Nach dem Ende des Shutdowns müsse nun damit gerechnet werden, dass es auch wieder stimmungstrübende US-Konjunkturdaten geben könne, sagte Börsenexperte Andreas Lipkow. In den kommenden Wochen könnten sämtliche ausgefallenen US-Daten über die Ticker laufen und laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets wohl «mit einer sehr hohen Fehlerquote behaftet sein». Entsprechend schwer werde es die US-Notenbank Fed haben, was die kommenden Zinsentscheidungen betreffe.

In besserer Form präsentierte sich der MDax . Angesichts positiver Reaktionen auf zahlreiche Quartalsbilanzen mittelgrosser Unternehmen übersprang er zeitweise sogar wieder die 30.000-Punkte-Marke. Aus dem Handel ging er aber nur mit einem Plus von 0,12 Prozent auf 29.610,57 Punkte.

Europaweit gaben zahlreiche Indizes ihre im Tagesverlauf erzielten Gewinne ab und schlossen schwächer. So auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 , der 0,77 Prozent auf 5.742,79 Zähler verlor. In der Schweiz und in Grossbritannien wurden ebenfalls Verluste verbucht.

Der bisher längste Shutdown wurde am frühen Morgen (MEZ) durch die Unterschrift von US-Präsident Donald Trump unter den zuvor vom Parlament beschlossenen Übergangshaushalt beendet. Der Etat gilt nun bis Ende Januar. Sollte bis dahin kein regulärer Haushalt verabschiedet werden, könnte es ab Februar zum nächsten Shutdown kommen. In den vergangenen Tagen war das Ende des Stillstands bereits vorweggenommen und an den Börsen teilweise mit Rekorden gefeiert worden. Auch der Dax hatte sich in den vergangenen drei Tagen stark entwickelt, sodass das Rekordhoch von Anfang Oktober bei 24.771 Punkten wieder greifbar nahe rückte.

Am Donnerstag zogen erneut zahlreiche Geschäftsberichte die Aufmerksamkeit auf sich. Aus dem Dax galt der Deutschen Telekom , dem Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA und Siemens die grösste Aufmerksamkeit. Hinzu kam eine grosse Zahl an Quartalsbilanzen aus MDax und SDax .

Spitzenwert in der ersten Börsenliga war die Merck-Aktie mit plus 5,0 Prozent. Zeitweise war sie angesichts überraschend starker Quartalszahlen auf den höchsten Stand seit Mitte Mai geklettert.

Die seit geraumer Zeit schwächelnde «T-Aktie» drehte nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und gab letztlich um 0,2 Prozent nach. Auf dem Heimatmarkt habe die Telekom schwächer als erwartet abgeschnitten, auch wenn dies grösstenteils durch positive Überraschungen andernorts ausgeglichen worden sei, hiess es von JPMorgan.

Siemens als Schlusslicht sackten um 9,4 Prozent ab und die Aktie der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers gab um 3,4 Prozent nach. Neben den vom Technologiekonzern vorgelegten Quartalszahlen und den Aussagen zu den weiteren Geschäftsaussichten hatten die Aktionäre auch die mittelfristigen Abspaltungspläne für die Medizintechniktochter zu verdauen.

Bilfinger gewannen im MDax nach höher gesteckten Jahreszielen des Industriedienstleisters nach einmonatiger Korrektur 9,3 Prozent. Die Aktie von Delivery Hero drehte nach zunächst positiv aufgenommenen Quartalszahlen ins Minus und verlor 2,5 Prozent. Der Essenlieferant dürfte auf kurze Sicht Profitabilität zugunsten der Marktführerschaft opfern, hiess es von der kanadischen Bank RBC.

Für die im SDax notierte Aktie der Heidelberger Druck ging mit einem Zuwachs von 9,8 Prozent die Erholung rasant weiter. Die LBBW hatte am Mittwoch im Nachgang des Halbjahresberichts zum Kauf geraten. Eckert & Ziegler zogen als zweitstärkster Wert um 8,4 Prozent nach oben. Umsatz und Gewinne waren im dritten Quartal weiter gestiegen. Damit lässt der Strahlen- und Medizintechnikkonzern die Probleme des Frühjahrs zunehmend hinter sich. Das Papier des Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke stach nach einer laut Analysten «soliden Profitabilität» gewann 8,2 Prozent./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)