Es waren die überraschend hohen Verbraucherpreise in den USA gewesen, die den Dax tags zuvor etwas deutlicher unter die Marke von 17 000 Punkten gedrückt hatten. Nun ist der Index zurück am unteren Ende der Seitwärtsspanne, in der er sich seit drei Wochen befindet. «Im Ergebnis ist damit noch keine neue Richtung entstanden.
Allerdings haben Anleger jetzt einen Vorwand, Gewinne mitzunehmen und dem Markt so zu einer vielleicht längst überfälligen Korrektur zu verhelfen», erläuterte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar verwies indes auf die «massive Unterstützung bei 16 820 Punkten», die ihm zufolge weitere Gewinnmitnahmen verhindern dürften.
Für die Gesamtmarktentwicklung bleiben in jedem Fall die Zinsen und damit die Daten zu Inflation und Wirtschaftsentwicklung zentral. Vor der Bekanntgabe der Verbraucherpreise in der weltgrössten Volkswirtschaft hatten sich die Zinssenkungserwartungen bereits vom März in den Mai verschoben.
Jetzt liegen die Hoffnungen auf dem Monat Juni oder gar noch später, denn die Teuerungsdaten im Januar «geben der US-Notenbank neue Munition, ihre stoische und abwartende Haltung noch länger beizubehalten», so Stanzl. Zunehmend wird an den Märkten inzwischen statt von einem Szenario serieller Zinssenkungen von einem geldpolitischen Stopp-and-Go-Betrieb ausgegangen. «Von zeitweise sechs erwarteten Zinssenkungen in diesem Jahr sind nur noch zwei oder drei übrig geblieben.»
Unter den Einzelwerten stehen vor allem Aktien aus der zweiten und dritten Reihe wegen Quartalsberichten im Blick. Im MDax profitierten die Aktien von FMC von Zahlen der Wettbewerberin DaVita in den USA und stiegen um rund 4,3 Prozent. Umsatz und Gewinn der Dialyse-Dienstleisterin im vierten Quartal waren besser als erwartet ausgefallen. Zudem liegt der für 2024 prognostizierte Gewinn über den Erwartungen.
Am Index-Ende büssten dagegen Thyssenkrupp 9,5 Prozent ein. Der Industriekonzern wartete zum Jahresauftakt mit roten Zahlen auf. Mitverantwortlich waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes. «Es gibt nach wie vor keinen Grund, die Aktie im Depot zu haben», urteilte daraufhin ein Marktakteur.
Im SDax überraschte der Medienkonzern ProSiebenSat.1 mit einem Gewinnanstieg im vierten Quartal. Beim bereinigten operativen Gewinn wird daher nun auch mehr für 2024 erwartet, was dem Papier ein Plus von knapp 11 Prozent bescherte.
Für die Bilfinger -Aktie ging es an zweiter Stelle um 8,2 Prozent nach oben. Der Industriedienstleister hatte endgültige Zahlen vorgelegt und einen Ausblick auf 2024 gegeben. Hier kam vor allem die Prognose für die operative Profitabilität gut an.
Ausserhalb der Dax-Familie sprang der Kurs des Börsenneulings Renk um weitere 11,3 Prozent nach oben. Zeitweise ging es sogar bis knapp unter 29 Euro nach oben. Damit hat sich der Kurs des Panzer-Zulieferers seit dem Börsengang vor sechs Tagen im Vergleich zum Angebotspreis der Aktie von 15 Euro nahezu verdoppelt./ck/mis
(AWP)