Für den MDax der mittelgrossen Unternehmenswerte ging es in etwa zeitgleich um 0,56 Prozent auf 27 479,81 Zähler nach oben. Auf europäischer Bühne zog der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,8 Prozent an.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Aktienmärkten in Europa und hierzulande tags zuvor frischen Schwung eingehaucht. Der Dax war auf Wochensicht ins Plus gedreht: Die Notenbanker hatten zwar in ihrer mit äusserster Spannung erwarteten Sitzung den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozent hochgesetzt; nach damit zehn Leitzinserhöhungen in Folge dürfte der straffe Anhebungskurs nach Einschätzung von Experten aber ein Ende gefunden haben.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte entsprechende Andeutungen gemacht, allerdings sich auch die Tür für weitere Erhöhungen generell offen gelassen. Eine Garantie für ein Ende der Zinserhöhungen gibt es also nicht. «Vermutlich ist der Deckel noch nicht endgültig drauf», glaubt daher Rolf Schäffer von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets warnt denn auch die Investoren davor, in Sachen Geldpolitik bereits zu optimistisch zu werden. Das könne sich als Fehler erweisen. In der kommenden Woche entscheidet dann die US-Notenbank Fed über ihren Leitzins.

Grössere Kursschwankungen könnte es vor dem Wochenende im Handelsverlauf wegen des grossen Verfalls an den Terminbörsen geben, weil grössere Investoren die Kurse oft in eine für sie günstige Richtung zu treiben versuchen. In den USA stehen zudem später noch einige Konjunkturdaten auf der Agenda, die von Interesse sein dürften: darunter Zahlen zur industriellen Produktion, den Im- und Exportpreisen sowie das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen.

Bei den Einzelwerten im Dax zeigten sich in der Frühe die Pharma- und -zuliefererwerte stark. Papiere des Medizintechnikspezialisten Siemens Healthineers verteuerten sich an der Index-Spitze um gut 2,3 Prozent. Ihnen folgten die Anteile am Laborzulieferer Sartorius , die ihre Kurserholung mit plus zwei Prozent ausbauten. In dieser Woche waren sie auf das tiefste Niveau seit Ende Juli gefallen. Fresenius - und Merck-Aktien verteuerten sich um bis zu 1,8 Prozent.

Auffällig starke Kursbewegungen gab es indes vorrangig in den hinteren Börsenreihen. Dort schossen Baywa -Papiere nach einem positiven Analystenkommentar auf ein Hoch seit Anfang August, mit einem Aufschlag von fast sieben Prozent gehörten sie zu den Spitzenreitern im SDax der kleineren Unternehmenswerte. Baader-Analyst Rene Rückert gab für den Agrarhandelskonzern in einer Ersteinschätzung eine Kaufempfehlung ab. Ihm zufolge winkt mit dem neuen Konzernchef und weiterer Treiber eine Neubewertung der zuletzt von Investoren oft übersehenen Aktien.

Noch stärker zeigten sich zuletzt Morphosys -Papiere, hier sorgte ein aufgegebenes negatives Votum der US-Bank Goldman Sachs für Rückenwind. Die Titel kletterten zeitweise auf ein Hoch seit Anfang 2022 und verteuerten sich zuletzt um mehr als achteinhalb Prozent. Bereits zur Wochenmitte war der Kurs deutlich angezogen, da ein Mittel der Bayern gegen Gebärmutterkrebs es in ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in den USA geschafft hat. Der Morphosys-Kurs hat sich in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt, war allerdings in den drei Jahren zuvor auch auf einen Bruchteil eingebrochen.

Kaum Wellen schlugen unterdessen die Halbjahreszahlen des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische (W&W ), der zudem seine Ziele für 2023 bestätigte. Die Papiere verbuchten ein Kursplus von gut einem Prozent./tav/mis

(AWP)