Der deutsche Leitindex sank am Freitagvormittag um 0,75 Prozent auf 15 868,56 Punkte. Damit steuert er auf einen Wochenverlust von knapp drei Prozent zu. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen gab um 0,32 Prozent auf 26 811,46 Punkte nach und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,53 Prozent auf 4281,51 Punkte.

Nach dem Rekordhoch von 16 427 Punkten vor einer Woche war der Dax am Donnerstag wieder unter 16 000 Punkte gerutscht und darunter geblieben, obwohl er sich bis zum Handelsende etwas berappelt hatte. Charttechniker sehen noch keine allzu grosse Gefahr. Unterstützungen für den Dax lägen noch etwas tiefer, so der Tenor.

Entscheidend bleibe die Zone bei 15 600 bis 15 700 Punkten, wo auch die für den mittelfristigen Trend wichtige 100-Tage-Linie verlaufe, schreiben etwa die Experten der Landesbank Helaba. Allerdings habe sich die technische Verfassung des Dax eingetrübt. Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets dürfte es dem Index schwerfallen, die psychologisch wichtige 16 000-Punkte-Marke wieder zu knacken.

Zuletzt waren von der US-Notenbank Fed wegen der hartnäckigen Inflation Signale für weitere Zinserhöhungen nach der Pause im Juni gekommen. Am Donnerstag hatten zudem die Bank of England und die norwegische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker als von Experten mehrheitlich erwartet angehoben. Die Schweizer Währungshüter hatten zwar wie prognostiziert nur einen kleinen Zinsschritt gemacht, aber ebenso wie die Norweger weitere Anhebungen signalisiert.

Am Freitag belasteten zudem Inflationsdaten aus Japan den dortigen Aktienmarkt. Die Teuerung fiel höher als erwartet aus, so dass Marktteilnehmer nun auch bei der bisher sehr expansiven japanischen Zentralbank vermehrt ein Umdenken befürchten. Steigen die Kapitalmarktzinsen, kann dies negative Auswirkungen auf Aktien haben, weil Anleger mit sicheren Anlagen wieder mehr Rendite einfahren und daher riskantere Investitionen umgehen können.

Zudem stehen in Europa und den USA die Einkaufsmanager-Indizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor auf der Agenda. In Frankreich und in Deutschland fielen die Daten enttäuschend aus.

Am Dax-Ende brachen die Aktien von Siemens Energy um fast ein Drittel ein, nachdem der Energietechnikkonzern wegen anhaltender Probleme bei der Windturbinentochter Siemens Gamesa die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte. Erst im Mai hatte das Management zum zweiten Mal in diesem Geschäftsjahr die Ergebnisprognose wegen der Schwäche im Windgeschäft gesenkt und höhere Verluste in Aussicht gestellt. Ein Händler sprach von einer sehr schlechten Nachricht für Siemens Energy, die auch Siemens etwas belaste. Die Papiere des Technologiekonzerns, der zu mehr als einem Drittel an Siemens Energy beteiligt ist, verloren 2,6 Prozent.

Bei der Hornbach Holding überschatteten derweil schlechtes Wetter zum Start in die Gartensaison und der anhaltende Kostendruck das erste Geschäftsquartal. Der Umsatz sank um mehr als zwei Prozent, während das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) und der Nettogewinn um über ein Viertel beziehungsweise gut ein Drittel einbrachen. Börsianer konstatierten eine weiter verhaltene Stimmung, aber kein Desaster für die Aktien, nachdem der Baumarkt- und Baustoffkonzern bereits vor schwachen Zahlen gewarnt habe. Mit plus 0,8 Prozent zählten sie zu den besseren Titeln im Nebenwerte-Index SDax .

Beim Versicherer Talanx sorgte eine gestrichene Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg für Kursverluste von 2,6 Prozent, was einen der hinteren Plätze im MDax bedeutete.

Der Pharma-Wirkstoffforscher Evotec profitierte hingegen als Index-Spitzenreiter mit plus 5,3 Prozent von einer Hochstufung durch Morgan Stanley. Die US-Bank empfiehlt die Aktien nun mit "Overweight" und schraubte das Kursziel von 22 auf 29 Euro hoch - damit liegt es mehr als ein Drittel über dem aktuellen Niveau. Zudem waren die Evotec-Titel zuletzt schwach gelaufen./gl/jha/