Der MDax gab am Freitag um 1,86 Prozent auf 25 339,59 Zähler nach, er war aber in den vergangenen beiden Tagen im Vergleich zum Dax deutlicher gestiegen. Für den Eurozonen-Index EuroStoxx 50 ging es am Morgen um 0,7 Prozent bergab.

Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell hatten am Vorabend bereits die US-Börsen belastet. Die Federal Reserve (Fed) ist nicht völlig davon überzeugt, die Geldpolitik ausreichend gestrafft zu haben. Powell versicherte, man werde nicht zögern, die Zinsen nochmal anzuheben, wenn es sich als angemessen erweisen sollte. Auch eine schwache Nachfrage nach 30-jährigen US-Staatsanleihen galt im US-Handel als Schlüsselthema.

Die seit Anfang November spürbare Hoffnung, dass der Zinsgipfel in den USA erreicht ist, erlitt also einen Dämpfer. Nach der Powell-Rede laute am Markt die Devise, Risiko herauszunehmen, hiess es am Morgen von der Commerzbank. Anziehende Renditen bei US-Anleihen waren einmal mehr die Folge. Sie gelten schon länger als ein Schlüssel zur Kursentwicklung an den Aktienmärkten.

Der Dax hatte am Donnerstag mit 15 364 Punkten seinen höchsten Stand seit Mitte Oktober weiter nach oben geschraubt. Sein Sprung über die mittelfristig relevante 50-Tage-Linie stand am Freitag aber wieder auf die Kippe. «Unter technischen Gesichtspunkten sind Hoffnungen auf eine dauerhafte Bodenbildung aber berechtigt», schrieben am Morgen die Charttechniker der Landesbank Helaba. Entscheidend dafür sei zum Beispiel die 21-Tage-Linie, die bei 15 025 Punkten verläuft.

Die Berichtssaison deutscher Aktiengesellschaften lief am Freitag mit den Zahlen der Allianz weiter. Die Titel des Versicherers stiegen an der Dax-Spitze um 2,7 Prozent und halfen damit auch einigen anderen Sektorwertung wie Munich Re . Schwere Unwetter hatten der Allianz im dritten Quartal zwar einen Gewinneinbruch eingebrockt, den Analysten allerdings noch deutlicher befürchtet hatten. Kamran Hossain von der Bank JPMorgan wertete die Resultate als stark, genauso wie die Kapitalausstattung.

In dem schwächeren Marktumfeld waren positive Kursreaktionen ansonsten rar. Bechtle gehörten mit minus 5,4 Prozent zu den relativ grossen Verlierern. Laut dem Analyst Yannik Siering vom Investmenthaus Stifel verfehlte der Umsatz des IT-Dienstleisters die Erwartungen. Ein Börsianer betonte, die Verlangsamung sei viel ausgeprägter als gedacht. Er wertete dies als Anzeichen einer weiterhin lahmen Nachfrage nach IT-Produkten.

Nicht besser sah es für Jungheinrich aus mit einem Rücksetzer um 6,7 Prozent. Alexander Hauenstein von der DZ Bank beurteilte hier die Entwicklung der Auftragseingänge und der Marge als leicht enttäuschend.

Bei Stabilus gab es nach Geschäftszahlen einen Kursverlust von 2,4 Prozent. Händler erwähnten hier den zuletzt guten Lauf der Papiere als Belastungsgrund. Einige Anleger machten wohl erst einmal Kasse.

Resultate mit negativen Reaktionen gab es ausserdem noch aus dem Konzerngefüge von United Internet . Neben dem Mutterkonzern fielen die Papiere der Mobilfunktochter 1&1 und des Internetdienstanbieters Ionos um bis zu drei Prozent. Letztere Aktien konnten ihre jüngste Rally am Freitag nur anfänglich fortsetzen.

Branchenseitig unter Druck standen Unternehmen, die rund um das Thema Wasserstoff ihr Geld verdienen. Der Brennstoffzellen-Spezialist Plug Power aus den USA warnte im Zuge seines Quartalsberichts vor Lieferproblemen in Nordamerika, die ihn vor grosse Herausforderungen stellten. Dies wirkte sich negativ auf die Stimmung für deutsche Sektorwerte wie Thyssenkrupp Nucera oder SFC Energy aus, die bis zu fünf Prozent verloren./tih/mis

(AWP)