In der Hoffnung auf das inzwischen besiegelte Ende des längsten Teilstillstands der US-Regierungsgeschäfte (Shutdown) hatte der Dax in der ersten Wochenhälfte klar zugelegt. Doch dann setzten im Sog der New Yorker Handelsplätze Gewinnmitnahmen ein, was sich am Freitag fortsetzte. Äusserungen von Vertretern der US-Notenbank Fed verpassten der Zinssenkungsfantasie vor dem Wochenende einen ordentlichen Dämpfer. Das Dax-Chartbild trübte sich damit deutlich ein. Mit den jüngsten Verlusten entfernte sich der Index weiter von seinem gut rund fünf Wochen alten Rekordhoch bei 24.771 Punkten.

«An der Börse ist der Kampf zwischen Bullen und Bären jetzt voll entbrannt», kommentierte Marktexpertin Christine Romar vom Broker CMC Markets. «Während die Bären die vermeintliche Blase heute erneut zum Platzen bringen wollen, glauben die Bullen weiter fest an die Gewinnmaschine Künstliche Intelligenz und greifen auf dem Tief vom vergangenen Freitag wieder bei Aktien zu.»

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen sank letztlich um 0,67 Prozent auf 29.412,36 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,9 Prozent bergab. In Zürich und London standen ebenfalls Verluste zu Buche. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial dämmte zum europäischen Handelsende sein Minus auf 0,4 Prozent ein, während der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 in die Gewinnzone drehte und um 0,6 Prozent zulegte.

Am deutschen Aktienmarkt stand vor dem Wochenende Siemens Energy nach einer Prognoseerhöhung im Fokus. Analysten sehen nun erheblichen Spielraum für die Markterwartungen. Die Aktien gewannen an der Dax-Spitze 9,4 Prozent und nahmen damit Kurs auf ihr Anfang November erreichtes Rekordhoch.

Bei Allianz sorgte ein ebenfalls angehobener Ausblick für ein Kursplus von 1,2 Prozent. Die Titel blieben aber klar unter ihrem im August erreichten Jahreshoch. Wie andere Versicherer profitierte Allianz im Sommer von ungewöhnlich geringen Katastrophenschäden.

Dagegen büssten die Titel des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer am Indexende mit minus 5,1 Prozent einen Teil ihrer Wochengewinne ein. Auch für Technologiewerte wie Infineon und SAP ging es nach unten.

In den anderen Indizes sorgten IT-Dienstleister für Furore. Bechtle rechnet nach einem überraschend starken dritten Jahresviertel auch im Schlussquartal mit einem positiven Geschäftsverlauf. Die Aktien sprangen an der MDax-Spitze um 15 Prozent hoch.

Bei den jüngst rekordtiefen Anteilen von Branchenkollege Nagarro jubelten die Anleger nach der Zahlenvorlage über Kursgewinne von knapp 30 Prozent sowie den Spitzenplatz im Nebenwerte-Index SDax . Nagarro will zudem das Kapital der Gesellschaft durch Einziehung eigener Anteilscheine herabsetzen. Beschlossen wurde auch ein Aktienrückkaufprogramm. Im Kielwasser von Bechtle und Nagarro ging es auch für Cancom und Secunet bergauf. Beide Werte hatten zuletzt schon von den eigenen Quartalsberichten profitiert.

Wacker Chemie gewannen 4,8 Prozent. Analyst Sebastian Satz von der Citigroup nannte den Chemiekonzern als grössten Profiteur davon, dass die schwarz-rote Koalition die Industrie in den kommenden Jahren mit einem subventionierten Strompreis entlasten will. Beim Photovoltaikkonzern SMA Solar sorgte eine Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler für ein Kursplus von 8,7 Prozent./gl/he

-- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)