Gewinnwarnungen in der Autobranche trübten die Laune am deutschen Aktienmarkt zusätzlich. Aus Sicht von Marktbeobachter Andreas Lipkow sind diese aber lediglich ein Katalysator der aktuellen Kurskonsolidierung. «Der Automotivsektor hat insgesamt keine grosse Gewichtung mehr im Dax und stand zudem bereits seit mehreren Jahren unter Druck», schrieb Lipkow. Es sei immer wieder von einer Erholung fabuliert worden, die bisher aber ausgeblieben sei.

Insgesamt beobachtete Lipkow ein Durchatmen an den Finanzmärkten, was nach der Rekordjagd an den US-Börsen auch nicht weiter verwunderlich sei. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets warnte aber: «Nehmen die Anleger in New York nach der Rally nun mal ein paar Gewinne mit, dürfte es auch für den Dax eng werden.» Potenzielle Verkäufer würden nur auf den Startschuss einer Herbstkorrektur warten.

In den USA mühten sich der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 zum Wochenstart aber zunächst auf weitere Bestmarken. Zum europäischen Handelsschluss bewegte sich der Dow Jones Industrial dagegen kaum. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,30 Prozent tiefer mit 5.442,05 Punkten. Der britische FTSE 100 und der Schweizer SMI stiegen leicht.

Europas Autosektor legte nach den Gewinnwarnungen des Volkswagen-Konzerns und seiner Sportwagen-Tochter Porsche AG den Rückwärtsgang ein. Für die Papiere der Konzernholding Porsche SE ging es als schwächster Dax-Wert um 8,2 Prozent nach unten, die VW-Vorzugsaktien büssten 7,1 Prozent ein.

Die Aktie der VW-Tochter Porsche AG fiel um 7,2 Prozent. Sie litt auch darunter, dass sie wegen ihrer zuletzt schwachen Kursentwicklung seit diesem Montag nicht mehr im Dax enthalten, sondern in den MDax abgestiegen ist. Die Experten von Index Radar schrieben von einem «ungünstigen Zeitpunkt».

Die schlechten Nachrichten von VW und Porsche zogen auch die Papiere von Mercedes-Benz und BMW um 1,3 beziehungsweise 1,1 Prozent nach unten.

Dagegen waren wieder einmal die Rüstungswerte gefragt. Nach wiederholten Verletzungen des Nato-Luftraums durch Russland kam zu Wochenbeginn der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Auch die Nato-Länder wollen sich am Dienstag zu Beratungen treffen. Die Titel von Rheinmetall legten um 0,6 Prozent zu. Branchenkollege Hensoldt gewann 5,9 Prozent, für Renk ging es als grösstem MDax-Gewinner 6,2 Prozent aufwärts.

Beliebt waren auch Aktien aus dem Bereich der Chipausrüster, nachdem die US-Bank Morgan Stanley die Titel von ASML hochgestuft hatte. Für Aixtron , PVA Tepla und Suss Microtec ging es in der Folge um bis zu sechs Prozent nach oben.

Die Kurse der beiden Dax-Aufsteiger Scout24 und Gea kletterten um 2,4 beziehungsweise 2,6 Prozent an die Index-Spitze, nachdem sie neben der Porsche AG auch Sartorius im deutschen Leitindex ersetzt hatten.

Die Aktien der DHL Group fielen auf den tiefsten Stand seit Mai und büssten schlussendlich 1,7 Prozent auf 37,05 Euro ein. Zuvor hatte die Bank of America die Papiere des Logistikkonzerns von «Neutral» auf «Underperform» abgestuft und das Kursziel von 41 auf 35 Euro gesenkt./niw/men

--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---

(AWP)