Je länger der US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Vorabend gesprochen habe, «desto mehr hörte der Markt aus seinen Worten heraus, dass die US-Notenbank Fed den Zinserhöhungszyklus abgeschlossen haben dürfte», begründete Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets die gelöste Börsenstimmung. Zwar habe Powell nichts dergleichen gesagt, «aber das ist bei einer auf dem Tiefpunkt angekommenen Anlegerstimmung eben egal», resümierte er. Analyst Christian Henke vom Broker IG sieht den Grundstein für eine November-Rally gelegt.

Der deutsche Leitindex schloss letztlich mit plus 1,48 Prozent auf 15 143,60 Zählern. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen legte sogar um 2,79 Prozent auf 24 729,99 Punkte zu und konnte damit den in den vergangenen zwei Monaten zunehmend steiler gewordenen Abwärtstrend brechen. Europaweit und in den USA zeigten sich die Börsen ebenfalls deutlich im Plus, während am US-Anleihemarkt die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen merklich zurückging.

Die Fed hatte am Mittwochabend zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins unverändert gelassen - allerdings auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren.

Bevor am Freitag der wichtige US-Arbeitsmarktbericht für Oktober ansteht, stand hierzulande eine Vielzahl von Quartalsberichten im Fokus. Aus dem Dax berichtete der Krankenhausbetreiber und Medizinkonzern Fresenius , der optimistischer wurde für das Gesamtjahr. Die Aktien legten um 5,8 Prozent zu.

Vonovia setzten mit plus 3,8 Prozent ihren jüngsten Aufwärtstrend fort und im MDax gewannen LEG und TAG Immobilien jeweils rund 6,5 Prozent. Die Hoffnung, dass der Zinsgipfel erreicht sein könnte, trieb Immobilienwerte weiter an, während Bankaktien unterdurchschnittlich zulegten.

Siemens Energy als Dax-Spitzenwert setzten ihre Erholung vom Rekordtief mit einem Kursgewinn von 6,4 Prozent fort, womit sie innerhalb einer Woche schon wieder um 37 Prozent zugelegt haben.

Pläne der Deutschen Telekom für Aktienrückkäufe und höhere Dividenden bescherten diesen Papieren ein Kursplus von 3,0 Prozent, während Heidelberg Materials ihre Gewinne letztlich wieder abgaben und 2,2 Prozent einbüssten. Zwar bestätigte der Baustoffkonzern sein jüngst angehobenes Gewinnziel, doch Analysten verwiesen auf einen Rückgang des Volumenwachstums, insbesondere in Europa. Zudem werden Zukäufe befürchtet.

Mit gekappten Jahreszielen stand der Online-Modehändler Zalando im Fokus, dessen Aktien am Dax-Ende 6,3 Prozent verloren. Im MDax zählten nach Quartalszahlen die Anteile von Lufthansa mit plus 7,1 Prozent zu den grössten Gewinnern. Delivery Hero legten noch deutlicher um 7,9 Prozent zu. Die Aktien des Essenslieferdienstes reagierten damit letztlich auch auf positiv aufgenommene Quartalszahlen des US-Lieferservices Doordash .

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,90 Prozent auf 4169,62 Zähler. In Paris, London und New York wurden ebenfalls deutliche Gewinne verbucht.

Der Euro stieg und wurde am frühen Abend mit 1,0613 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0661 (Mittwoch: 1,0537) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9379 (0,9490) Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,81 Prozent am Vortag auf 2,70 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,57 Prozent auf 124,28 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,02 Prozent auf 129,84 Punkte./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)