Zum Wochenstart sackte der deutsche Leitindex um 1,20 Prozent auf 23.590,52 Punkte ab. «Die Marke von 23.500 Punkten bleibt die zentrale Unterstützung, die es zu halten gilt, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern», kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Um vielleicht doch noch Bestmarken im laufenden Jahr zu erreichen, müsse es der Dax zeitnah schaffen, die 24.000-Punkte-Marke nachhaltig hinter sich zu lassen. Bisher bleibt aber fraglich, ob der traditionell gute Börsenmonat November seinem Ruf noch gerecht werden kann. Der MDax sank am Montag um 1,11 Prozent auf 29.086,93 Punkte.
Von der nahezu abgeschlossenen Berichtssaison der Unternehmen zog JPMorgan-Stratege Mislav Matejka wegen generell ermutigender Resultate ein recht positives Fazit. Die Eurozone hinke hinterher, dort dürfte die Profitabilität aber 2026 anziehen. Allerdings steht den Anlegern mit dem KI-Chipriesen Nvidia am Mittwoch nach US-Börsenschluss noch ein echter Höhepunkt bevor. Aus Sicht der Experten von Index Radar verlange der Markt eine Antwort darauf, ob die hohen KI-Bewertungen gerechtfertigt seien.
An den US-Börsen stabilisierten sich die Technologiewerte, der Nasdaq 100 legte zum europäischen Börsenschluss um 0,2 Prozent zu. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial bewegte sich zuletzt kaum. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss dagegen 0,93 Prozent tiefer mit 5.640,94 Punkten. In Zürich und London standen moderatere Verluste zu Buche.
Hierzulande lieferten ehrgeizige Mittelfristziele der Deutsche Bank den Papieren keinen Rückenwind mehr. Sie waren in den vergangenen Monaten bereits stark gelaufen und verloren nun 3,3 Prozent. JPMorgan-Experte Kian Abouhossein lobte die Fokussierung des Geldhauses auf die Kosten.
Die Aktien von Siemens Healthineers gerieten nach der Vorstellung einer neuen Konzernstruktur unter Druck und gaben am Dax-Ende um 4,8 Prozent nach. Der Medizintechnikkonzern will sein Labordiagnostikgeschäft in den kommenden Jahren eigenständig aufstellen und hält sich eine mögliche Trennung von dem Bereich offen.
Daneben waren bei Einzelwerten vor allem Analystenkommentare massgeblich. Die Titel von Heidelberg Materials stiegen nach einer Hochstufung auf «Overweight» durch den Barclays-Experten Tom Zhang um 1,2 Prozent. Dieser äusserte sich vor dem Hintergrund des europäischen Emissionsrechtehandels (ETS) optimistisch zu dem Baustoffhersteller.
Siemens Energy verbuchten ein Rekordhoch bei 114,80 Euro und stiegen schlussendlich um 3,4 Prozent. Hier gab es eine Hochstufung auf «Outperform» durch die spanische Grossbank Santander und eine Kurszielerhöhung der Deutschen Bank, die den Aktien des Energietechnikkonzerns einen weiteren Anstieg bis auf 130 Euro zutraut.
Im Kleinwerte-Index SDax knüpfte Nagarro mit einem Kurssprung um 8,1 Prozent an die Erholungsrally vom vergangenen Freitag an. Nicolas David von der Investmentbank Oddo BHF sprach dem IT-Dienstleister nach einem «beeindruckenden dritten Quartal» ein optimistisches Votum wegen verbesserter Geschäftstrends aus.
Bei Suss Microtec kamen die Ankündigungen anlässlich eines Investorentags gut an, hier zog der Kurs um 8,3 Prozent an. Der Chipindustrie-Ausrüster hatte Zielsetzungen für das Jahr 2030 formuliert, die laut einem Händler über dem Analystenkonsens liegen. Die Aktien holten damit auf ihrer Erholung neuen Schwung, der ihnen zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Ende Juli beschert hatte.
Noch grösser war das Plus bei Formycon mit 12,1 Prozent. Der Generika-Hersteller berichtete von einem erreichten Meilenstein bei der Entwicklung eines Biosimilar-Kandidaten für das immunologische Blockbuster-Medikament Dupixent von Sanofi . Damit kann nun die klinische Entwicklung durchstarten, an deren Ende nach mehreren Jahren eine Zulassung stehen könnte.
Die Aktien der Beteiligungsgesellschaft Mutares büssten dagegen 6,3 Prozent ein. Wegen «Verzögerungen bei einigen Aufträgen von internationalen Regierungskunden» kappte die Beteiligung Steyr Motors ihre Prognose./niw/he
-- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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