Die USA hatten sich in der Nacht zum Sonntag dem Krieg Israels gegen den Iran angeschlossen und unterirdische iranische Atomanlagen bombardiert. Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump weckte international Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten. In der Folge hat Israels Armee nach eigenen Angaben Zugangswege zur iranischen Atomanlage Fordo angegriffen.

Die grosse Frage sei, wie der Iran reagiert und wie sich dies auf die Energiemärkte auswirkt, betonten die Marktexperten der ING. Ein grosses Risiko bestehe darin, dass der Iran versuchen könnte, den für den Öltransport wichtigen Seeweg durch die Strasse von Hormus zu blockieren. Laut dem Rohstoffstrategen Warren Patterson glaubt der Markt aber noch nicht daran, weil die Meerenge vor allem für Transporte nach Asien relevant sei. Damit würde der Iran mit China ein ihm recht nahe stehendes Land treffen.

Am Ölmarkt war nur zeitweise ein starker Preisanstieg zu beobachten. Ökonomen der Deutschen Bank warnten im Fall einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten jedoch davor, dass der Ölpreis für die Nordseesorte Brent binnen kurzer Zeit von 77 auf 120 US-Dollar pro Barrel steigen könnte. Aktien der Lufthansa gaben wegen der Empfindlichkeit für Treibstoffkosten um 0,9 Prozent nach. Die Aktien von Tui verloren sogar 3,9 Prozent wegen befürchteter Einschränkungen der Reiseaktivität.

Kurz vor dem Nato-Gipfel in Den Haag fielen die Papiere von Rheinmetall - ungeachtet der Vereinbarung der Mitgliedstaaten, die jährlichen verteidigungsrelevanten Ausgaben auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen - um 1,0 Prozent. Die Rekordrally der Rüstungswerte war seit Wochen schon ins Stocken geraten und weicht nun ein Stück weit der Skepsis.

Die MDax-Rüstungswerte Renk und Hensoldt sackten um 5,3 beziehungsweise 2,1 Prozent ab. Mit Blick auf das Gipfeltreffen und die Zeit danach sieht Citigroup-Fachmann Charles Armitage eher Risiken als Chancen, denn Aktien wie Renk und Hensoldt preisten mehr Wachstum ein, als es das Investitionsziel für klassische Rüstung hergebe. Er rechnet ausserdem bald mit der Diskussion darüber, ob die Länder das Ziel überhaupt erreichen können.

Um 3,1 Prozent nach unten am Dax-Ende ging es für den Rückversicherer Munich Re , dessen Aktien von der US-Bank Morgan Stanley auf «Underweight» abgestuft wurden. Experte Hadley Cohen sieht die «goldene Ära» der Rückversicherer am Ende, denn der Trend günstiger Preisentwicklung und steigender Erträge sei gekippt.

Angepasst wurde die Zusammensetzung der deutschen Indizes. Die Aktien des Internetdienstleisters Ionos ersetzten im MDax jene des Hightech-Unternehmens Jenoptik , die dafür in den SDax abstiegen. Dorthin kehrten die Papiere der Beteiligungsgesellschaft Mutares und des IT-Dienstleisters Nagarro zurück. dafür mussten die Titel des Biokraftstoff-Herstellers Verbio und des Spezialpharma-Unternehmens Medios weichen./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

(AWP)