Dass sich im Dax zur Wochenmitte nicht mehr genug neue Käufer fanden, könnte auch am Risiko liegen, dass sich durch die Geschäftszahlen des KI-Riesen Nvidia nach Börsenschluss in den USA ergibt. Nvidia-Berichte haben grosse Bedeutung für die Anlegerstimmung - weit über den Tech-Sektor hinaus.

Einem Börsianer zufolge steht dieses Mal auch «noch mehr auf dem Spiel», da das allgemeine Vertrauen in KI-Halbleiter wegen der Handels- und Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wackeliger geworden sei. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets schrieb: «Wer will schon auf dem falschen Fuss erwischt werden, wenn Nvidia, nach Marktkapitalisierung anderthalbmal so schwer wie der Dax, heute Abend auch über das Wohl und Wehe des Gesamtmarktes entscheidet.»

Der MDax rettete am Mittwoch noch ein Plus von 0,05 Prozent auf 30.648,82 Punkte über die Ziellinie, nachdem er im Verlauf zwischenzeitlich den höchsten Stand seit gut drei Jahren erreicht hatte. Gerade der Mittelstand gilt als Profiteur der Milliardeninvestitionen der neuen deutschen Regierung.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,68 Prozent auf 5.378,39 Punkte. Ausserhalb der Eurozone gab der FTSE 100 in London in ähnlichem Ausmass nach, der SMI in Zürich verlor noch etwas mehr. Zurückhaltung vor dem Quartalsbericht von Nvidia war auch in den USA zu sehen, wo zum europäischen Börsenschluss der Leitindex Dow Jones Industrial etwas nachgab und der technologielastige Nasdaq 100 kaum von der Stelle kam.

Gerresheimer zogen am deutschen Markt nach einer Kreisemeldung zu einer möglichen Übernahme durch Finanzinvestoren an. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, erwägen Warburg Pincus und KPS Capital Partners ein Gebot für den deutschen Spezialverpackungshersteller über mindestens 70 Euro je Aktie. In der Spitze hatten die Gerresheimer-Papiere um 9 Prozent auf 66,50 Euro zugelegt. Auch zum Handelsende blieben sie mit einem Plus von 5 Prozent auf gut 64 Euro unter dem möglichen Angebotspreis.

Höher gesteckte Ziele von Heidelberg Materials halfen den Aktien des Baustoffkonzerns am Kapitalmarkttag zur Wochenmitte nicht weiter. Langfristig böten sie aber eine überzeugende Gelegenheit, schrieb Analystin Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan. Die schwächere Kursentwicklung am Mittwoch mit minus 2,5 Prozent führte sie auf Gewinnmitnahmen nach sehr starkem Verlauf in diesem Jahr zurück. Seit Jahresanfang haben Heidelberg Materials noch immer um fast die Hälfte zugelegt und zählen zu den stärksten Dax-Werten.

Europaweit vorn lagen Autowerte. Die deutsche Autoindustrie verhandele mit der US-Regierung intensiv über Erleichterungen im Zollstreit, schrieb das «Handelsblatt» unter Berufung auf Konzernkreise. Dies gab Auftrieb. BMW legten an der Dax-Spitze um 4,3 Prozent zu, Mercedes-Benz und Volkswagen gewannen ebenfalls recht deutlich./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

(AWP)