Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets sieht die Kursentwicklung als Beleg dafür, dass die Anleger noch von einem begrenzten Konflikt ausgehen. Es sei aber noch zu früh, von einer möglichen Stabilisierung zu sprechen, gab Finanzmarktexperte Andreas Lipkow mit Blick auf den israelisch-iranischen Konflikt zu bedenken. «Die Situation im Nahen Osten bleibt angespannt und kann sich jederzeit dramatisch verändern.»

Auch in Europa berappelten sich die Aktienkurse überwiegend. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,9 Prozent fester und der Londoner FTSE 100 gewann immerhin 0,3 Prozent. Dagegen verabschiedete sich der Züricher SMI 0,5 Prozent tiefer. In New York notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss 0,9 Prozent höher, während der technologielastige Nasdaq 100 um 1,5 Prozent zulegte.

Druck von den Aktienkursen nahm auch, dass die Ölpreise nach dem Schub am Freitag zuletzt nicht mehr stiegen, sondern sogar deutlich nachgaben. Beobachter verwiesen darauf, dass die Strasse von Hormus, eine wichtige Schifffahrts- und Öltransportroute an der Südspitze des Irans, weiterhin offen ist. Hohe Ölpreise können sowohl Inflationsängste schüren als auch das weltweite Wachstum abschwächen.

Neben den geopolitischen Unwägbarkeiten seien die Märkte weiterhin dabei, die Auswirkungen der globalen Zölle und Handelsbeschränkungen einzuschätzen, ergänzten die Analysten der Dekabank. Bislang verkrafte die Weltwirtschaft diese Belastungen deutlich besser als befürchtet.

Bei den Einzelwerten sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. So blickt Jefferies-Experte Charlie Bentley bei Symrise vorsichtig auf das wichtige Geschäft rund um Heimtiernahrung, das in der Vergangenheit das im Vergleich zu den Wettbewerbern überdurchschnittliche Wachstum aus eigener Kraft angetrieben habe. Hier aber drohten sich wichtige Trends abzuschwächen. Für die Papiere des Herstellers von Duftstoffen und Aromen ging es um 3 Prozent abwärts.

Die Aktien von Beiersdorf verloren am Dax-Ende 4,2 Prozent. Hier rechnet Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan mit einer relativ schwächer als bislang erwarteten Entwicklung der Konsumgüter-Sparte. Gründe dafür seien ein zunehmender konjunktureller Gegenwind sowie schlechtere Geschäfte in den USA.

An der Dax-Spitze gewannen die Papiere des Energietechnikkonzerns Siemens Energy 4,6 Prozent. Damit nahmen sie nach der Konsolidierung der vergangenen Tage wieder Kurs auf ihr Anfang Juni erreichtes Rekordhoch. Analyst Gael de-Bray von Deutsche Bank Research rechnet bei dem Energietechnikkonzern mit der Einführung eines Aktienrückkaufprogramms und der möglichen Veräusserung des Kompressionsgeschäfts./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)