Dem Dax fehle die Kraft für einen entscheidenden Ausbruch, kommentierte Analyst Frank Sohlleder vom Broker Activtrades. Dies könne die Nervosität der Anleger erhöhen und zu weiteren Gewinnmitnahmen führen. Dass der Leitindex trotz saisonaler Schwäche nicht stärker fällt, spricht aus Sicht von Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets allerdings für seine innere Stärke. Das Zeitfenster für eine Herbstkorrektur schliesse sich langsam, aber sicher.
Dass der Dax aktuell nicht mit den rekordhohen US-Börsen mithalten kann, begründete Stanzl mit den wenigen Technologieaktien im Leitindex. Diese seien gerade besonders gefragt. Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners nannte ausserdem den starken Euro, das fehlende Vertrauen in die zukünftige Entwicklung der deutschen Wirtschaft und die angespannte Haushaltslage in Frankreich als Gründe dafür, dass internationale Investoren derzeit eher einen Bogen um die Eurozone machten.
An der Wall Street stellten der marktbreite S&P 500 und der Dow Jones Industrial am Dienstag neue Bestmarken auf. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,56 Prozent im Plus mit 5.472,39 Punkten. Der britische FTSE 100 bewegte sich kaum und der Schweizer SMI gab leicht nach.
Auf Unternehmensseite trieben Investitionen des US-Chipkonzerns Nvidia von bis zu 100 Milliarden US-Dollar in den ChatGPT-Entwickler OpenAI die Aktien deutscher Halbleiterwerte an. Infineon verteuerten sich um 2,4 Prozent und Aixtron um 4,4 Prozent. Unter den Nebenwerten im SDax zählten Siltronic mit Kursgewinnen von 3,9 Prozent zu den grössten Profiteuren.
Die Papiere aus dem Volkswagen-Konzernverbund erholten sich etwas von den deutlichen Vortagesverlusten. So stiegen die Titel des Sportwagenbauers Porsche AG um 2,3 Prozent, die VW-Vorzugsaktien um 3,1 Prozent und jene der Konzernholding Porsche SE um 2,5 Prozent. Tags zuvor hatten die drei Anteilsscheine unter Gewinnwarnungen gelitten und bis zu 8,2 Prozent verloren.
Henkel gaben am Dax-Ende 2,6 Prozent nach. Händler verwiesen als Belastung auf Aussagen bei einem sogenannten Pre-close-Call, einer Informationsveranstaltung für Analysten zum Quartalsende. Der Konsumgüterkonzern wird am 6. November Quartalszahlen vorlegen.
Aktien von Lanxess reagierten mit einem Kurssprung von 9 Prozent auf Pläne zum Verkauf der Anteile an Envalior. Der Chemiekonzern will sich komplett von seinem Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen trennen. Ein Basis-Kaufpreis von rund 1,2 Milliarden Euro sei vertraglich vereinbart.
Die Tui-Aktien legten um 2,8 Prozent zu, nachdem der Reisekonzern über die aktuelle Buchungslage informiert hatte. Bernstein-Analyst Richard Clarke sprach von einem guten Start in die Wintersaison. Für beide Saisonzeiten vermeldete Tui steigende Preise und hält sich auf dieser Basis für gut positioniert, das operative Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr zu erreichen.
Die Titel der Norma Group sackten nach dem nun vollzogenen Verkauf der Wassersparte um 11,1 Prozent ab. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach zuletzt gutem Lauf, ausserdem wirke sich der Verkauf negativ auf die operative Marge aus.
Die Anteilsscheine von Grenke profitierten von einer Hochstufung durch die Investmentbank Oddo BHF auf «Outperform» und gewannen 3,9 Prozent an Wert. Derweil büssten die Aktien der Commerzbank 1,9 Prozent ein, nachdem das Analysehaus Keefe, Bruyette & Woods das Geldhaus auf «Underperform» abgestuft hatte./niw/men
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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