«Man ist sich in der Fed aktuell nicht einig, ob der Fokus auf die erhöhte Inflation oder den schwachen Arbeitsmarkt gelegt werden soll», stellte Gunter Deuber fest, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International. Das duale Mandat der Notenbank aus Preisstabilität und Vollbeschäftigung führe aktuell zu einem Zielkonflikt. Da die Inflation trotz der Zollpolitik von US-Präsident Trump aber bisher geringer ausgefallen sei als erwartet, dürfte eine Zinssenkung das wahrscheinlichere Szenario sein, so Deuber. Marktanalyst Luis Ruiz vom Broker CMC Markets sprach gar vom «Weg des geringsten Widerstands».
Nach dem Teilstillstand der US-Regierungsgeschäfte hat die Fed allerdings noch immer wenige und obendrein verspätete Konjunkturdaten für ihre Entscheidungsfindung zur Verfügung. Ob das Fehlen wichtiger Daten zu einer geldpolitischen Lockerung animiert oder eher für ein Stillhalten spricht, sei unklar, gab Patrick Franke von der Landesbank Helaba zu Bedenken. Der Markt überschätze die Wahrscheinlichkeit einer vorweihnachtlichen Zinssenkung. Allerdings sei mittelfristig sowieso unwichtig, ob die Zinsen im Dezember oder erst im Januar sinken würden.
Vorbörslich stark gefragt waren die Aktien von Confluent , einem Spezialisten für das Management von Daten, die für die Entwicklung künstlicher Intelligenz wichtig sind. Ihr Kurs schnellte um rund 27 Prozent nach oben. So steht der IT-Konzern IBM laut dem «Wall Street Journal» kurz vor der Übernahme des Unternehmens. IBM-Aktien notierten 0,2 Prozent im Minus. Bei einem kolportierten Kaufpreis von rund elf Milliarden US-Dollar (9,4 Mrd Euro) wäre es eine der grössten Übernahmen der vergangenen Jahre für den Konzern.
Der Aktienkurs von Warner Bros. fiel vorbörslich ein wenig zurück, nachdem US-Präsident Donald Trump mögliche Wettbewerbsbedenken geäussert hatte mit Blick auf die geplante Übernahme des Hollywood-Urgesteins durch den Streaming-Anbieter Netflix . Ein Bieterrennen und schliesslich die Einigung mit Netflix auf einen Kauf hatte die Papiere zuletzt stark angetrieben.
Netflix-Aktien erholten sich vorbörslich um 0,5 Prozent. Sie hatten zuletzt unter dem Übernahmebegehren gelitten. Aktuell notieren sie rund ein Viertel unter ihrem Rekordhoch aus dem Sommer. Die geplante Akquisition mache eine eigentlich simple Investmentstory kompliziert, schrieb Analyst James Heaney vom Investmenthaus Jefferies aktuell. Vorerst dürfte die Aktie daher keine Sprünge machen wegen Sorgen über die Integration des möglichen Zukaufs./mis/men
(AWP)
