Mit der israelisch-iranischen Waffenruhe richten sich die Blicke am Markt wieder mehr auf die US-Wirtschaft sowie die Auswirkungen von Handelsrisiken und fiskalischem Druck auf das Wachstum sowie die Unternehmensgewinne. «Wir befinden uns in einer Phase, in der eine etwas schwächere Wachstumsdynamik positiv aufgenommen wird, da es neue Erwartungen hinsichtlich Zinssenkungen weckt», sagte Lilian Chovin, Investmentexpertin bei der britischen Privatbank Coutts & Co.
Am Dienstag bekräftigte US-Notenbankchef Jerome Powell bei einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses zwar, bei Zinssenkungen keine Eile zu haben. Er sagte aber auch, angesichts des unsicheren Wirtschaftsausblicks seien viele Szenarien denkbar. Sollten Inflationsdaten schwächer als erwartet ausfallen oder sich der Arbeitsmarkt verschlechtern, könnte die Fed auch schneller die Zinsen senken. An diesem Mittwoch will Powell noch vor dem US-Senat sprechen.
Einige Experten warnen indes vor einer zunehmenden Sorglosigkeit der Anleger. Die schon hohen Aktienkurse preisten keine Risiken durch die in zwei Wochen auslaufende Frist von US-Präsident Donald Trump für eine Einigung im Handelskonflikt mit der EU ein, gab etwa Bhanu Baweja, Chefstratege bei der Schweizer Bank UBS, in einem Gespräch mit Bloomberg TV zu bedenken.
Unternehmensseitig steht Fedex im Fokus. Der Logistikkonzern hatte am Dienstag nach US-Handelsschluss Zahlen für das Schlussquartal 2024/25 vorgelegt und wegen der unsicheren globalen Nachfrage zunächst auf einen Gewinnausblick für 2025/26 verzichtet. Vorbörslich büssten die Aktien 4,7 Prozent ein. Ende April hatte bereits der heimische Konkurrent UPS wegen der möglichen Verwerfungen durch die US-Handelspolitik seine Jahresziele ausgesetzt.
Die zuletzt erholten Anteile an Paychex sanken um 0,6 Prozent, nachdem der Unternehmensdienstleister ebenfalls Quartalszahlen veröffentlicht hatte. Beim Lebensmittelhersteller General Mills mussten die Anleger in Reaktion auf den Zwischenbericht einen Kursrückgang um 4,4 Prozent verkraften.
Nach der Schlussglocke an den US-Börsen steht noch der Quartalsbericht des Halbleiterherstellers Micron auf der Agenda. Am Vortag war die Branche durch die Bank gefragt und ein wichtiger Kurstreiber an der starken Tech-Börse Nasdaq./gl/jha/
(AWP)