Marktbeobachter sahen eine schleppend verlaufene Auktion von US-Staatsanleihen mit einem Volumen von 16 Milliarden Dollar als Auslöser für die kräftigen Kursabschläge. Deren Renditen legten im Gegenzug sichtbar zu. Der ohnehin seit Tagen schwache US-Dollar geriet dagegen nur kurzzeitig stärker unter Druck. Die laufenden Haushaltsverhandlungen in Washington drehen sich um einen Gesetzentwurf, der unter anderem Ausgabenkürzungen und Steuersenkungen enthalten soll.

Im Dow gerieten die bereits von vielen Hiobsbotschaften gebeutelten Aktien von Unitedhealth erneut unter Druck: Nach einer mehrtägigen Erholungsphase fielen sie als Schlusslicht um 5,8 Prozent. Börsianer verwiesen auf einen Artikel der Zeitung «Guardian», in dem Vorwürfe hinsichtlich der Bezahlung von Pflegeheimen erhoben worden waren. Das Unternehmen wies diese dem Medium gegenüber zurück.

Die Anteilscheine von Wolfspeed brachen um 59 Prozent auf den tiefsten Stand seit den 1990-er Jahren ein. Das «Wall Street Journal» hatte berichtet, dass der Chiphersteller innerhalb weniger Wochen Konkurs anmelden wolle.

Bei Moderna sorgte ein zurückgezogener US-Zulassungsantrag für einen Kombinations-Impfstoff gegen Corona und Grippe für ein Kursminus von 7,8 Prozent. Das Unternehmen teilte mit, diese Entscheidung nach Rücksprache mit der US-Gesundheitsbehörde FDA getroffen zu haben. Es plant, den Antrag später in diesem Jahr erneut einzureichen, nachdem es mehr Daten aus einer Spätphase der Studie mit seinem eigenständigen Grippeimpfstoff erhalten hat. Die Aktien von Konkurrent Biontech verloren 2,6 Prozent.

Ansonsten sorgten Unternehmenszahlen und -ziele für Kursausschläge - überwiegend nach unten. Die Papiere von VF Corporation büssten 15,8 Prozent ein. Der Bekleidungskonzern stellte für das erste Quartal einen unerwartet hohen bereinigten operativen Verlust aus dem laufenden Geschäft in Aussicht. VF ist für die Outdoor-Marken Timberland und The North Face sowie Eastpak-Rucksäcke bekannt.

Nasdaq-100-Schlusslicht war Palo Alto mit einem Kursrückgang um 6,8 Prozent. Damit brachen die Titel aus der jüngsten Konsolidierungsspanne nach der vorangegangenen Erholungsrally aus. Dass das IT-Sicherheitsunternehmen mit seinem Quartalsgewinn trotz eines Rückgangs die Erwartungen übertraf, zog am Markt offenbar nicht.

Abermals enttäuschende Quartalszahlen sowie ein gesenkter Ausblick liessen die Papiere des Einzelhändlers Target um 5,2 Prozent absacken. Beim Computerspiele-Unternehmen Take-Two Interactive sorgte eine Kapitalerhöhung für einen Kursrückgang um 4,5 Prozent.

Dagegen führte Börsen-Schwergewicht Alphabet mit einem Kursplus von 2,9 Prozent die Gewinnerliste im Nasdaq 100 an. Am zweiten und letzten Tag der hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O setzte sich bei den Anlegern eine positive Interpretation der Unternehmensaussagen zum Mega-Thema Künstliche Intelligenz (KI) durch. Dazu passte eine Reihe von Analystenkommentaren. So geht etwa Ingo Wermann von der DZ Bank davon aus, dass KI die weiterhin führende Rolle des Konzerns auf dem Suchmaschinenmarkt stärken wird.

Die in New York gelisteten Anteilsscheine von XPeng zogen um 13 Prozent an. Der chinesische Elektroautobauer und Volkswagen -Partner dämmte seinen Verlust im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr deutlich ein./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)