Die amerikanischen Währungshüter beliessen zwar wie weithin erwartet den Leitzins unverändert. Ihre neuen Prognosen deuten allerdings darauf hin, dass in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung anstehen könnte und die Zinsen auch im kommenden Jahr höher sein könnten als zuvor angenommen. Für 2024 erwartet die Fed weniger Zinssenkungen als bisher. Anstatt vier Reduzierungen des Leitzinses werden jetzt zwei Senkungen prognostiziert. Gleichzeitig rechnet sie für 2023 nun mit einem deutlich höheren Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten.

Die grosse Enttäuschung für die Börsen seien sicherlich die Zinsprognosen für das kommende Jahr, kommentierte Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements bei der Investmentboutique QC Partners. Derweil zweifelt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank an den Konjunkturannahmen der US-Währungshüter: «Die Fed zeichnet ein Optimalbild. Die Inflationsraten werden fallen, gleichzeitig bleibt die Wirtschaft auf Kurs und die Fed kann trotzdem die Zinsen senken. Das erinnert an ein ökonomisches Schlaraffenland. So wird es nicht kommen. Im kommenden Jahr dürfte sich die US-Wirtschaft merklich abkühlen.» Ähnlich äusserte sich Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner, der weiterhin Anfang 2024 eine Rezession befürchtet.

Bei den US-Unternehmen stach am Mittwoch der Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty mit einem Kurssprung von 4,5 Prozent heraus. Die auch seit Jahresbeginn schon stark gelaufenen Aktien profitierten von einem angehobenen Umsatzausblick.

Das Online-Portal Pinterest erhielt nach seinem Investorentag grosses Lob von Experten. Die langfristigen Ziele des Konzerns erschienen erreichbar, hiess es. Daraufhin verteuerten sich die Aktien um 3,1 Prozent.

Zu den grössten Gewinnern im Dow zählte der Computer- und Softwarekonzern IBM mit einem Kursanstieg um 2,3 Prozent. Die Aktien knüpften damit an ihre Vortags begonnene Erholung an und erreichten den höchsten Stand seit Dezember, nachdem die kanadische Bank RBC die Beobachtung mit einem «Outperform»-Votum wieder aufgenommen hatte. Das Softwaregeschäft des Unternehmens werde missverstanden und nicht angemessen bewertet, schrieb Analyst Matthew Swanson.

Dagegen büssten die Anteilsscheine von Intel am Indexende weitere 4,5 Prozent ein. Analysten bescheinigten dem Chipkonzern anlässlich seiner Innovations-Konferenz zwar moderate Fortschritte. Doch wie schon seit Tagen nutzten Anleger das hohe Kursniveau für Gewinnmitnahmen. Vergangene Woche hatten die Aktien den höchsten Stand seit Juli 2022 erreicht, und seit Jahresbeginn steht immer noch ein Wertzuwachs von rund einem Drittel zu Buche.

Auch die Papiere des Technologieriesen Apple zollten mit minus zwei Prozent ihrem 2023 bislang guten Lauf etwas Tribut. Zudem schrieb UBS-Analyst David Vogt, dass die ersten Daten zum neuen iPhone 15 auf eine im Vergleich zum Vorjahr niedrigere anfängliche Nachfrage nach der High-End-Variante hindeuteten.

Die Instacart-Papiere sackten einen Tag nach dem Sprung des Einkaufs-Lieferdienstes auf das Börsenparkett um 10,7 Prozent auf 30,10 US-Dollar ab. Damit blieben sie am Ende nur minimal über dem Ausgabepreis von 30 Dollar, nachdem sie bereits am Dienstag nur einen Teil ihrer fulminanten Gewinne ins Ziel gerettet hatten.

Ähnlich erging es den Aktien des Chipdesigners Arm , der in der Vorwoche einen fulminanten Börsengang an der Nasdaq hingelegt hatte: Sie gaben um weitere 4,1 Prozent auf 51,91 Dollar nach und notieren damit inzwischen auch nahe ihrem Ausgabepreis von 51 Dollar.

Dem Lebensmittelkonzern General Mills gaben etwas besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das erste Geschäftsquartal und bestätigte Ziele keine Impulse: Die Titel traten auf der Stelle.

Der Euro geriet nach den Fed-Aussagen deutlich unter Druck und sackte zuletzt auf 1,0661 Dollar ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0702 Dollar festgesetzt und der Dollar hatte damit 0,9344 Euro gekostet.

US-Staatsanleihen drehten ebenfalls in die Verlustzone: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank um 0,20 Prozent auf 108,91 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Anleihen stieg im Gegenzug auf 4,40 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit den Zeiten der Weltfinanzkrise./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)