Am Vortag waren die Indizes noch etwas deutlicher von ihren jüngsten Rekordhochs zurückgefallen. Grund waren Äusserungen des Präsidenten der regionalen Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari. Falls der Fortschritt bei der Inflationssenkung ins Stocken gerate, könnte im laufenden Jahr womöglich doch keine Zinssenkung nötig sein, hatte er gesagt. Die Preisentwicklung im Januar und Februar sei «etwas beunruhigend» gewesen.
Am Freitag untermauerte eine noch bessere Entwicklung des US-Arbeitsmarktes als gedacht im Grunde die Befürchtungen der Anleger, dass die US-Notenbank sich länger als erhofft mit Zinssenkungen Zeit lassen könnte. Mittlerweile wird ein Zinsschritt nicht mehr im Juli, sondern erst im September erwartet.
Die Serie guter Arbeitsmarktdaten wolle einfach nicht abreissen, sagte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank Thomas Gitzel. «Arbeit heisst Einkommen, Einkommen heisst Konsum und Konsum heisst steigendes Bruttosozialprodukt. Mehr Wachstum heisst am Ende wieder mehr Beschäftigung. Die US-Wirtschaft trägt sich damit selbst.»
Dass Zinssenkungen dennoch das Hauptszenario an den Finanzmärkten blieben, habe allerdings Gründe, so Gitzel. Wichtige Konjunkturbarometer wie etwa der ISM-Einkaufsmanagerindex zeigten, dass die Einstellungsbereitschaft der US-Konzerne abebbe. Auch kleinere und mittlere Unternehmen hätten ihre Beschäftigungserwartungen zuletzt etwas zurückgeschraubt. All das spreche «für schlechtere Arbeitsmarktzahlen in den kommenden Monaten und folglich auch für Zinssenkungen der Fed.» Sollten sich diese Indikatoren jedoch als Nebelkerze erweisen, dann werde die Notenbank umdenken müssen./ajx/he
(AWP)