Während die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche noch einmal an der Zinsschraube gedreht hatte, erwarten die meisten Experten von den US-Währungshütern am Mittwoch keine weitere Zinserhöhung. Die Marktteilnehmer konzentrieren sich vor allem auf den geldpolitischen Ausblick der US-Währungshüter. Die beiden wichtigsten Fragen sind, ob die Entscheidungsträger eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende avisieren und ob beziehungsweise wie viel Lockerung sie für 2024 vorsehen.

Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, rechnet diesmal zwar mit einer Zinspause. Die Fed dürfte aber die Bereitschaft zu weiteren Zinsschritten deutlich betonen. Auch er macht sich Gedanken um erste Leitzinssenkungen, die er von der Fed und der EZB frühestens im zweiten Quartal 2024 erwartet. Doch sollten sich die Märkte in beiden Wirtschaftsräumen darauf einstellen, «dass man so bald nicht vom Zinsgipfel absteigt», warnt Greil.

Die wiederholten Mahnungen von Fachleuten, wonach die Zinsen vermutlich noch länger hoch bleiben werden, hatten in den vergangenen Tagen die Freude am Markt über das sich anbahnende Zinsplateau in den Hintergrund rücken lassen.

Unterdessen hält der Gegenwind durch die Ölpreise für den Kampf der Notenbanken gegen die Inflation an. Die Notierungen für den wichtigen Rohstoff klettern weiter und nähern sich zusehends der runden Marke von 100 US-Dollar. Dies verhalf den Aktien der Ölkonzerne aber nicht dauerhaft zu weiteren Kursgewinnen - Chevron und Exxon Mobil drehten ins Minus und büssten zuletzt 0,3 beziehungsweise 0,5 Prozent ein, während es für ConocoPhillips gar um 1,3 Prozent bergab ging.

Die Autobranche steht weiter wegen des Streiks der Branchengewerkschaft UAW im Fokus. Diese warnt, dass an mehr US-Standorten gestreikt werden könnte, sollte es in den Gesprächen mit den Herstellern Ford , General Motors (GM) und Stellantis keine Fortschritte geben. Deren Titel erholten sich dennoch um jeweils mehr als zwei Prozent.

Ansonsten stachen die Papiere des Raumfahrtunternehmens Rocket Lab USA heraus: Sie sackten nach einem missglückten Raketenstart um 7,7 Prozent ab.

Die Aktionäre von Dow-Schlusslicht Walt Disney mussten nach den jüngsten Kursgewinnen einen Rückgag um 3,1 Prozent verkraften. Der Unterhaltungsriese kündigte an, in den kommenden zehn Jahren die Investitionen in seine Freizeitparks und Resorts mit 60 Milliarden Dollar nahezu zu verdoppeln.

Dagegen legte der Einkaufs-Lieferdienst Instacart ein gutes Debüt an der US-Technologiebörse Nasdaq hin. Der erste Kurs der Aktien lag mit 42,00 Dollar 40 Prozent über dem Ausgabepreis von 30,00 Dollar. Nach einem Anstieg bis auf 42,95 Dollar fielen sie zuletzt allerdings etwas zurück auf knapp 38 Dollar. Die Titel des Getränke- und Snack-Riesen Pepsico , der mit 175 Millionen Dollar gross bei Instacart eingestiegen ist, setzten mit einem Minus von 0,9 Prozent ihre jüngste Verlustserie fort.

Abzuwarten bleibt, wie es bei Instacart weitergeht. Beim Chipdesigner Arm , der am vergangenen Donnerstag einen ähnlich fulminanten Börsengang an der Nasdaq hingelegt hatte, ist das Plus zum Ausgabepreis mittlerweile deutlich zusammengeschmolzen./gl/jha/

(AWP)