In diesem Umfeld klammerten sich Anleger an die Hoffnung, dass die Inflationsdaten aus den USA Grund zum Aufatmen geben. Werden diese Erwartungen allerdings enttäuscht, drohe eine nächste Verkaufswelle an der Börse, fasst ein Händler zusammen. So wird das Fed Ende des Monats aller Voraussicht nach die Zinsen erneut anheben. "Im Markt hat sich mittlerweile die Überzeugung durchgesetzt, dass die Pause im Juni nicht das Ende der Anhebungen war, sondern lediglich ein temporäres Abwarten, um mehr Daten sammeln zu können." Danach rechne der Markt jedoch weiter fest damit, dass es das dann auch gewesen sein könnte und nimmt zur Sitzung im März 2024 bereits die erste kleine Zinssenkung vorweg. "Damit wissen die Anleger über den weiteren geldpolitischen Kurs scheinbar mehr als die Mitglieder des Offenmarktausschusses."
Der SMI tritt gegen 11.05 Uhr mit -0,03 Prozent auf der Stelle bei 10'919,03 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt moderate 0,09 Prozent hinzu auf 1714,78 und der breite SPI verharrt mit +0,02 Prozent auf 14'435,01 Punkten. Im SLI gewinnen 18 Werte hinzu und 12 geben nach.
Für den SMI habe sich denn auch trotz der leichten Erholung zum Wochenstart die Chart-Situation kaum entspannt. Noch immer drohe ein Rücksetzer auf das Dezember-Tief bei 10'659 Punkten, heisst es in einem entsprechenden Kommentar von BNP Paribas.
Beim Blick auf die Gewinner- und Verliererlisten lässt sich lediglich festhalten, dass die am Vortag noch verstärkt gesuchten Schwergewichte nun wieder auf den Verkaufslisten stehen. Kursverluste von bis zu 0,5 Prozent bei Novartis, Roche und Nestlé beeinflussen denn auch die Bilanz des Marktes massgeblich.
Die deutlichsten Abgaben verbuchen allerdings bei den Blue Chips VAT (-1,6%). Neben einer Abstufung durch Oddo BHF heisst es im Markt, dass die jüngste Phantasie in der Branche etwas ausgereizt sei. Speziell bei VAT warte der Markt nach der vor rund einem Monat angekündigten Kurzarbeit auf eine mögliches vorgezogenes Update zum Geschäftsgang im zweiten Quartal.
Mit Sensirion (-16%) hat nämlich ein weiterer Branchenvertreter aus den hinteren Reihen eine Gewinnwarnung am Morgen ausgesprochen. In der zweiten Reihe folgen denn auch U-blox, Inficon und Comet mit Abgaben von bis zu 2,0 Prozent diesem negativen Vorbild.
Insgesamt schwächer stehen auch die Vertreter der Finanzbranche dar. So geben Zurich, UBS, Julius Bär, Swiss Life und Partners Group zwischen 0,8 und 0,1 Prozent nach. Für den Versicherer Zurich hat es am Morgen im Vorfeld der Quartalszahlen zahleiche vorsichtige Kommentare gegeben. Das strahle ab, heisst es.
Spitzenreiter sind unterdessen die Aktien der Bauchemiespezialistin Sika mit +2,4 Prozent. Seit Semesterbeginn waren die Aktien immer wieder mal im Zuge des allgemeinen Abwärtstrends gefallen. Dabei trauen zahlreiche Analysten dem Unternehmen zu, im zweiten Quartal besser als der Branchenschnitt abgeschnitten zu haben.
Richemont (+1,2%) und Swatch (+1,0%) lassen die Abgaben vom Vortag ebenfalls hinter sich. Zum Wochenstart hatten noch schwache Konjunkturdaten aus China belastet. Während Richemont am kommenden Montag Zahlen vorlegen werden, rechnen Marktteilnehmer bei Swatch in den nächsten Tagen damit. Ein konkretes Datum nennt der Uhrenkonzern traditionell nicht.
AMS Osram (+1,1%) tendieren nach den zuletzt starken Abgaben ebenfalls etwas fester.
Bei den Unternehmen aus der zweiten Reihe fallen Accelleron (+2,8%) positiv auf. Eine neu ausgesprochene Kaufempfehlung durch die UBS hilft dem Papier etwas auf die Sprünge.
hr/rw