Gleichzeitig honorieren die Anleger damit den guten Job der US-Notenbank in der Inflationsbekämpfung, ohne dabei eine schwere Rezession hervorzurufen, sagten Börsianer. Auch in der Eurozone sank die Inflation zuletzt überraschend klar. Marktteilnehmer setzen also vermehrt darauf, dass der nächste Zinsschritt eine Senkung sein werde. Im Fokus stehen nun US-Daten wie der ISM-Index am Nachmittag. Sollte auch er konjunktur-bullisher als erwartet ausfallen, könnte das die Aktien erneut beflügeln, hiess es im Handel.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11 Uhr um 0,62 Prozent höher bei 10'921,69 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI rückt um 0,54 Prozent auf 1725,85 und der breite SPI um 0,47 Prozent auf 14'302,59 Punkte vor. Im SLI kommen auf 21 Gewinner nur neun Verlierer.
Dabei werden am Berichtstag nicht nur konjunktursensible Titel gekauft, sondern vor allem auch verschiedene Pharmawerte, die zuletzt eher links liegengelassen worden waren. Sandoz etwa rücken um deutliche 3,4 Prozent vor. Novartis (+0,7 Prozent) wurden von Stifel in einer Studie als «der sichere Hafen» in einem für den Sektor schwierigen Jahr 2024 eingestuft. Die Roche-Bons verteuern sich um 0,9 Prozent.
Gekauft werden aber auch zyklische Papiere wie ABB (+1,6 Prozent), Kühne+Nagel (+1,5 Prozent) oder Holcim (+0,8 Prozent). Gerade für ABB treffen im Nachgang zum Investorenanlass vom Donnerstag weitere positive Analystenkommentare ein. Die wegen ihrer Zinsempfindlichkeit im Rampenlicht stehenden Technologie-Werte schnitten eher schwächer ab: Logitech büssten etwa 1,9 Prozent ein.
Für Richemont (+1,4 Prozent) hat Bernstein das Rating auf «Outperform» von «Market Perform» hochgestuft. Für Swatch (+0,2 Prozent) hat das gleiche Haus das Kursziel hingegen leicht gesenkt, die Kaufempfehlung aber bekräftigt. Vor allem chinesische Konsumenten könnten der Luxusgüterindustrie im Jahr 2024 viel Schub geben, denkt der zuständige Analyst.
Swiss Re büssen gegen den Trend 1,6 Prozent ein. Der Rückversicherer hat sich mit der Umstellung auf die neuen IFRS-Bilanzregeln für das kommende Jahr ein hohes Gewinnziel gesetzt. Einige Analysten hätten sich jedoch eine noch höhere Vorgabe gewünscht. Swiss Re peilt für 2024 einen Überschuss von mindestens 3,6 Milliarden US-Dollar an, am Markt sei aber mit 3,7 Milliarden gerechnet worden.
Sika notieren 0,2 Prozent tiefer. Der Hersteller von Bauchemikalien sieht sich in den USA mit einer Klage wegen angeblicher Preisabsprachen konfrontiert. Sika, Saint Saint-Gobain und Master Builders sollen die Preise für wichtige Inhaltsstoffe abgesprochen und damit künstlich angehoben haben. «So etwas passiert regelmässig, sobald die Behörden Untersuchungen einleiten», sagte ein Marktbeobachter mit Verweis auf die vor einigen Wochen bekanntgewordenen Anstrengungen der EU-Kommission.
Im Breiten Markt sacken Leonteq nach einer Gewinnwarnung um 17,3 Prozent ab. Der Derivate-Spezialist spürt die geringere Marktvolatilität und wird daher im laufenden Jahr deutlich weniger Gewinn schreiben. Analysten gehen daher nun von einer tieferen Dividende für das Geschäftsjahr 2023 aus.
Der «Pharma-Bias» am Berichtstag zeigt sich auch bei den kleineren Titeln. So ziehen etwa Idorsia um 14 Prozent und Kuros um 4,9 Prozent an. Sogar die Papiere der konkursiten Spexis verteuern sich um 3,9 Prozent.
ra/tv
(AWP)