"Die grosse Frage ist, was nach dem heutigen potenziellen Stillhalten des Fed kommt", fasst ein Händler die aktuelle Stimmung zusammen. "Ihre bisherigen Zinserhöhungen haben definitiv Wirkung gezeigt, die Inflation in den USA ist von neun auf vier Prozent zurückgekommen - das Ziel von zwei Prozent ist allerdings auch noch ein Stück entfernt." Mit 65 Prozent veranschlage der Markt deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass Notenbank bereits im Juli die Pause wieder unterbricht und die Zinsen noch einmal erhöht. Immerhin habe die Aussicht auf eine Pause die Märkte zuletzt gestützt. Dennoch schienen Investoren derzeit zwar das das Beste zu hoffen, sich aber auf das Schlimmste vorzubereiten.
Der SMI weist gegen 11.05 Uhr ein knappes Plus von 0,06 Prozent auf 11'333,70 Punkte aus. Seine Handelsspanne beträgt gerade einmal gut 40 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind notiert mit +0,08 Prozent ebenfalls leicht höher bei 1778,31 und der breite SPI mit +0,12 Prozent auf 14'967,28 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 18 zu, zehn fallen zurück und zwei (Swatch, Alcon) sind unverändert.
Mit einem Minus von 9,1 Prozent quittieren Investoren den überraschenden Abgang vom Logitech-Chef Bracken Darrell, der per sofort von seinem Amt zurücktritt. Ad interim übernimmt den Posten Verwaltungsratsmitglied Guy Gecht. Mit Bracken Darrell gehe das "Gesicht" von Logitech, meinen Analysten.
Die Aktien vom Personalvermittler Adecco (-2,0%) wiederum werden laut Händler in Sippenhaft genommen. Der Rivale Robert Walters habe einen enttäuschenden Zwischenbericht vorgelegt. Wie der britische Spezialistenvermittler mitteilte, waren die Nettoerträge in den Monaten April und Mai im Jahresvergleich um 10 Prozent rückläufig, was die Aktien in London auf Talfahrt schickt. Tatsächlich schliessen Beobachter nicht aus, dass viele andere Stellenvermittler ebenfalls mit einem unerwartet schwierigen Tagesgeschäft zu kämpfen haben.
Sonova (-1,0% oder -2,40 Fr.) erschienen nur optisch schwach, da sie an diesem Tag ex Dividende (4,60 Fr./Aktie) gehandelt werden. Die jüngsten Daten vom US-Veteranen-Markt, wonach sie in den USA Marktanteile verloren haben, fallen aktuell weniger stark ins Gewicht.
Als Bremsklotz erweisen sich einmal mehr die Roche GS (-1,2% auf 276,95 Fr.). Sie setzen damit ihre seit gut einer Woche anhaltende Schwäche fort, in der die Bons mittlerweile etwa 15 Franken an Wert eingebüsst haben.
Während sich Novartis (+0,1) in etwa mit dem Markt bewegen, bilden Nestlé (+0,9%) ein positives Gegengewicht.
Im Verliererfeld sind zudem noch Temenos (-1,2%) und VAT (-0,5%) zu finden. Dabei hatte speziell VAT noch am Vortag von stützenden Analystenstimmen profitiert. Auch mit SGS (-0,6%) geht es abwärts. Bevor Ende Juli die Halbjahreszahlen anstehen, haben sich bereits jetzt einige Analysten zu dem Warenprüfkonzern teilweise recht vorsichtig geäussert.
Derweil haben die Aktien von Kühne+Nagel (+0,6%) offenbar ihre jüngste Schwächephase überwunden. Seit dem gestrigen Dienstag haben die Aktien den leer gewordenen Platz der CS im Leitindex SMI inne. Im Vorfeld der SMI-Aufnahme hatten die Papiere noch zur Schwäche geneigt, diese bereits gestern dann aber schon aufgeholt.
Mit Holcim, Sika und ABB stehen noch weitere Zykliker auf den Einkaufslisten. Die Aktien verteuern sich zwischen 0,9 und 0,7 Prozent.
Derweil brechen in den hinteren Reihen Evolva um 29 Prozent ein, nachdem Finanzierungsprobleme publik wurden. Bei Galenica (-0,4%) fallen die Abgaben moderater aus. Hier warnt die UBS, dass das Geschäft mit Grippemedikamenten schwächer als erwartet ausfallen könnte.
Dagegen setzen DocMorris (+5,6%) ihre Avancen vom Vortag fort. Nach ermutigenden Aussagen des deutschen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zum digitalen Arztrezept in Deutschland ging es bereits am (gestrigen) Dienstag steil nach oben.
hr/rw