Grosse Impulse sind für den heutigen Handelstag nicht mehr zu erwarten. Denn das eigentliche Highlight der Woche, der US-Arbeitsmarktbericht, wird aufgrund des Shutdowns in den USA nicht veröffentlicht. Derzeit werde der US-Regierungsstillstand zwar noch weitgehend ignoriert. Doch die Absage wichtiger Konjunkturdaten erhöhe das Risiko einer zunehmenden makroökonomischen Unsicherheit. «Sollte die politische Blockade in den USA anhalten, könnte die gute Börsenstimmung kippen und Gewinnmitnahmen auslösen», sagt Daniel Lüchinger, CIO der GKB. Daher könnten die Käufe im weiteren Verlauf abebben und sich die Anleger vor dem Wochenende zurückziehen, sagt ein Händler. Dennoch dürfte dem SMI eine stark positive Wochenbilanz von aktuell mehr als 4,5 Prozent kaum zu nehmen sein.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,69 Prozent höher auf 12'512,65 Punkten und damit nicht viel unter dem Tageshoch von knapp 12'519 Punkten. Damit ist der Leitindex erstmals seit dem «Liberation Day» im April wieder über die Marke von 12'500 Punkte gestiegen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, steigt um 0,57 Prozent auf 2025,60 und der breite SPI um 0,61 Prozent auf 17'222,06 Zähler. Im SLI ziehen 20 Titel an und 10 geben nach.
Angeführt werden die Gewinner von den Finanzwerten Partners Group (+1,5 Prozent) und UBS (+1,5 Prozent). Laut «FT» arbeiten SVP und FDP sowie die Schweizerische Bankiervereinigung an einem Kompromiss, um die strengeren Eigenmittelvorgaben für die UBS deutlich abzuschwächen. Dagegen scheinen Medienberichte, dass die Grossbank womöglich über einen Fonds von der Insolvenz des grossen US-Autozulieferers First Brands betroffen ist, den Kurs nicht zu belasten.
Dahinter folgen die Papiere der Pharmariesen Roche (+1,4 Prozent) und Novartis (+1,3 Prozent auf 105,38 Fr.). Dabei hat letzteres mit 105,44 Franken am Berichtstag ein Rekordhoch markiert. Die Pharmawerte profitieren weiter von dem «Deal», den US-Präsident Donald Trump mit dem US-Konzern Pfizer bezüglich Medikamentenpreise geschlossen hat. Auch Lonza (+0,7 Prozent), Galderma (+0,7 Prozent) und Sandoz (+1,0 Prozent) werden gekauft. Die Medizinaltechniker Alcon (+0,6 Prozent) und Straumann (+0,8 Prozent) setzen die Erholung ebenfalls fort.
Gut gehalten notieren die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich (je +0,3 Prozent).
Auf der anderen Seite bilden Holcim (-1,7 Prozent) das Schlusslicht. Sowohl Goldman Sachs als auch Jefferies senken ihre Kursziele für den Zementhersteller leicht. Beide raten aber unverändert zum Kauf der Titel vor dem in drei Wochen anstehenden Zwischenbericht zum dritten Quartal. Auch SGS (-0,5 Prozent) geben nach. Die Bank of America nimmt die Titel mit «Underperform» wieder auf.
Die Anteile der Technologiewerte Logitech (-0,3 Prozent), VAT (-0,5 Prozent), Comet (-0,2 Prozent) und Inficon (-0,2 Prozent) konsolidierten die jüngsten Gewinne, heisst es. Leichter sind auch Nestlé (-0,4 Prozent).
Auf den hinteren Rängen fallen Barry Callebaut (+1,7 Prozent) auf. Zunächst liessen Gerüchte, dass die Jacobs-Familie als Grossaktionärin Gespräche über einen Rückzug der Firma von der Börse führe, den Kurs stark steigen. Denn dies löste laut Händlern einen «Short Squeeze» aus. Der Titel gehört zu dem am stärksten leerverkauften Aktien der Schweiz. Dann aber berichtete Bloomberg, dass diese Gespräche abgebrochen wurden und darauf gab der Titel einen Grossteil der Gewinne ab.
Bei Clariant (-1,1 Prozent) drückt eine weitere «Ethylen-Klage» die Stimmung, wie Händler sagen.
pre/hr
(AWP)