Am Mittwoch entscheidet die US-Notenbank über ihren weiteren Kurs, wobei die Preisentwicklung eine entscheidende Rolle spielt. Die Kerninflationsrate verharre mit 4 Prozent noch auf einem hohen Niveau, sagte ein weiterer Marktbeobachter. «Fed-Chef Powell dürfte deshalb wohl kaum über blosse Andeutungen eines möglichen Endes des Zinserhöhungszyklus hinausgehen, wenn überhaupt.» Im kommenden Jahr erwarten die Experten allerdings deutliche Zinssenkungen. Am Donnerstag folgen die EZB, die Bank of England sowie die SNB mit ihren Zinsentscheiden. Vor Weihnachten wird von allen vier genannten Zentralbanken kein Zinsschritt erwartet. Gehofft wird jeweils auf Hinweise, ab wann und wie deutlich im neuen Jahr dann die Zinsen gesenkt werden könnten.

Der Leitindex SMI schloss am Dienstag 0,19 Prozent höher bei 11'151,22 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI gewann 0,30 Prozent auf 1762,74 und der breite SPI 0,12 Prozent auf 14'546,10 Zähler. 21 der 30 SLI-Titel legten zu, und neun gaben nach.

Während die schwergewichtigen Roche G (-0,2 Prozent) und Nestlé (-0,1 Prozent) den SMI bremsten, schoben Novartis (+0,4 Prozent) den Leitindex an. Am stärksten legten allerdings die Aktien von Kühne+Nagel (+3,1 Prozent auf 275,90 Fr.) zu. Die Bank of America hat ihre Verkaufsempfehlung für den Logistiktitel überdacht und diesen nun mit dem Rating «Neutral» nach zuvor «Underperform» eingestuft. Auch angesichts der aktuellen Bewertung wurde das Kursziel auf 270 Franken von zuvor 210 Franken erhöht. Kühne+Nagel stehen im zu Ende gehenden Jahr rund 27 Prozent im Plus.

Die stets volatilen Sandoz (+1,4 Prozent) befreiten sich im Laufe des Handels aus dem roten Bereich und schlossen am Ende unter den grössten Gewinnern. Klar gefragt waren zudem Wachstums- und Technologiewerte wie Logitech (+1,7 Prozent), VAT (+1,4 Prozent) und Straumann (+1,1 Prozent). Ein Händler verwies auf die Kursgewinne von US-Mitbewerbern.

Dagegen setzten Julius Bär (-1,3 Prozent) den Abwärtstrend fort. Die Bank befindet sich weiter im Strudel der Signa-Krise, seit Beginn hat die Aktie rund 20 Prozent verloren. Eine schnelle Erholung des Kurses wird in Handelskreisen nicht erwartet - zumindest solange nicht vollständig klar ist, wie hoch die Abschreiber auf den Krediten in Höhe von rund 600 Millionen Franken von Bär an die Signa-Gruppe ausfallen werden. «Der Aktienkurs dürfte sich wohl erst erholen, wenn sich der Nebel um die Zukunft des Managements und der Bank lichtet», sagte ein Marktteilnehmer.

Ausserdem gaben auch SIG (-1,4 Prozent) und Partners Group (-0,8 Prozent) deutlicher ab. Die Luxusgüter-Anteile Swatch (-0,7 Prozent) und Richemont (+0,2 Prozent) tendierten uneinheitlich.

Auf den hinteren Reihen fielen Meyer Burger stark negativ auf (-18,8 Prozent). Nach einem Kurssprung am Freitag waren sie am Vortag deutlich eingebrochen. Das setzte sich am Dienstag in grösserem Ausmass fort. Eine anstehende Debatte im deutschen Parlament über eine Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sorge für Nervosität, hiess es am Markt. Dabei gehe es um staatliche Fördermittel für inländische Betriebsstätten der Solarbranche.

Fester zeigten sich am breiten Markt VT5 (+2,0 Prozent). Die sogenannte Spac-Firma («Special Purpose Acquisition Company») soll am (morgigen) Mittwoch zur Börseneröffnung in die Ziel-Gesellschaft R&S übergehen. Dabei handelt es sich um einen Anbieter von Infrastrukturprodukten für die Stromversorgung.

ys/mk

(AWP)