«Anhaltende Inflations- und Zinserhöhungssorgen halten die Anleger davon ab, ihr Engagement in risikoreicheren Vermögenswerten zu erhöhen, und die Aussicht auf einen Stillstand der US-Bundesverwaltung in der kommenden Woche drückt ebenfalls auf die Stimmung am Markt», fasst ein Händler die Stimmung zusammen. Das Fehlen einer Finanzierungsvereinbarung im US-Kongress würde sich laut Moody's wahrscheinlich negativ auf die Kreditwürdigkeit des Landes auswirken. Dazu gesellt sich die chinesische Wirtschaftsflaute samt drohender Immobilienkrise. «Für die Anleger türmen sich dunkle Wolken auf, und die nächsten Makrodaten dürften von den meisten genau geprüft werden, um festzustellen, wohin sich risikoreiche Anlagen demnächst entwickeln könnten.»

Der SMI gibt gegen 11.10 Uhr um 0,28 Prozent auf 10'983,39 Punkte nach. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,37 Prozent auf 1715,20 und der breite SPI 0,29 Prozent auf 14'408,22 Zähler. Im SLI stehen 21 Verlieren neun Gewinner gegenüber.

Für den Schweizer Aktienmarkt zeichnet sich aktuell eine negative Bilanz für das dritte Quartal ab. Nach Ansicht einiger Experten spricht derzeit auch nichts dafür, sich verstärkt am Markt zu engagieren. «Wer jetzt kauft, greift also sprichwörtlich in das fallende Messer», sagt ein Marktexperte. Denn das sonst typische jahreszeitliche Muster könnte die Anleger in diesem Jahr im Stich lassen. Im Schnitt habe der Markt in den ersten Oktobertagen oft ein Tief ausgebildet, um dann ein Jahresendrally zu starten. «Dieses Muster wird in diesem Jahr jedoch überlagert vom Präsidentschaftszyklus in den USA.» In Vorwahljahren sei bis Ende November mit neuen Tiefs und einer schwachen Entwicklung zu rechnen, bevor zum Jahresende eine Rally starten könnte.

Das Verliererfeld wird von konjunktursensiblen Titeln wie VAT, Richemont und SIG angeführt, die sich um bis zu 2,6 Prozent verbilligen. Mit Blick auf VAT betonen Marktexperten, dass der Halbleitermarkt möglicherweise seinen Tiefpunkt durchschritte habe. Es sei aber schwer vorherzusagen, wann genau sich das Nachfrageumfeld nachhaltig wieder verbessere.

Richemont leidet zusammen mit Swatch (-1,5 Prozent) unter einem erneut negativen Analystenkommentar. Dieses Mal sind es die Experten von Morgan Stanley, die den Daumen für die Titel senken. Erst zum Wochenstart hatte die Bank of America ihr Rating für die Titel gesenkt. Er habe seine Gewinnschätzungen aufgrund des ungünstigeren makroökonomischen Umfelds und der höheren Kapitalkosten reduziert, schreibt der zuständige MS-Analyst.

Sonova (-0,8 Prozent) sind ebenso auf den Verkaufslisten zu finden wie ABB, Kühne+Nagel oder Logitech, die um bis zu 0,9 Prozent nachgeben. Auch hier greift der Mix aus Sorgen um anhaltend hohe Zinsen und ein nachlassendes Wirtschaftswachstum. Bei ABB gehen die Experten der Deutschen Bank zudem davon aus, dass sich der Auftragseingang nach dem starken ersten Semester im dritten Quartal dann deutlich abkühlen werde.

Im Gewinnerfeld sind mit Novartis, Givaudan und Swisscom zahlreiche Vertreter der weniger konjunktursensiblen Branchen zu finden. Die Papiere gewinnen zwischen 0,6 und 0,4 Prozent hinzu. Auch der Goldhasen-Spezialist Lindt&Sprüngli (PS: +0,5 Prozent) gehört dazu. Im Fall von Givaudan sorgen erhöhte Gewinnschätzungen von Baader Helvea für etwas Zuversicht. Auch bei Partners Group (+0,6 Prozent) macht die ZKB die Aussicht auf steigende verwaltete Vermögen für die Hochstufung verantwortlich.

In den hinteren Reihen fallen Polypeptide (-0,4 Prozent) und Idorsia (-3,1 Prozent) mit neuen rekordtiefen Kursen auf. Beide hatten bereits am Vortag zu den grösseren Verlierern gezählt.

Die Papiere von Kinarus fallen mit einem Kursplus von 50 Prozent auf. Das Biotechunternehmen hatte die Investoren am Vortag mit einer Konkursankündigung verschreckt, was die Aktien am Montag um 90 Prozent nach unten schickte.

hr/ra

(AWP)