Marktteilnehmer machen sich derzeit vor allem Sorgen hinsichtlich der Folgen der neuen Nahost-Krise für den Ölpreis, die Inflation und die Weltwirtschaft insgesamt. Dazu kommt der anhaltende Renditeanstieg an den Anleihemärkten, welcher die Aktienmärkte belastet. Zum einen mache dies Anleihen für Anleger attraktiver als Aktien, hiess es. Zum anderen bedeuteten höhere Renditen auch höhere Finanzierungskosten für Unternehmen, was wiederum die Aktienmärkte belaste. Dass der SMI heute deutlich weniger einbüsste als am Vortag, hat vor allem mit den Index-Schwergewichten zu tun, die sich klar besser hielten als am Vortag.

Der SMI fiel am Freitag zum Schluss 0,95 Prozent auf 10'348,60, das am Morgen markierte neue Jahrestief lag mit 10'341,75 Punkten nur leicht darunter. Für die ganze Woche bedeutet dies ein Minus von 5,1 Prozent, wobei der wichtigste Schweizer Aktienindex mittlerweile im bisherigen Jahresverlauf 3,5 Prozent eingebüsst hat.

Der SLI, in dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, fiel entsprechend mit 1,36 Prozent auf 1616,73 Zähler noch etwas deutlicher. Unter den 30 Blue Chips schlossen 26 im Minus und nur vier höher. Im Gesamtmarkt gemessen am breiten SPI betrug das Minus 0,97 Prozent auf 13'568,75 Zähler.

Wie meist in politisch turbulenten Zeiten war auch der Schweizer Franken als sicherer Hafen gesucht. Das EUR/CHF-Währungspaar fiel mit 0,94175 ebenfalls auf den tiefsten Stand bisher in diesem Jahr. Hier muss man bis September 2022 zurückgehen, um ähnlich tiefe Kurse zu finden.

Die grössten Einbussen bei den Blue Chips erlitten am letzten Handelstag der Woche vor allem Finanzwerte und konjunktursensitive Aktien. So mussten UBS (-2,8 Prozent), Partners Group (-2,7 Prozent) oder auch Julius Bär (-2,4 Prozent) unten durch. Finanztitel hätten es in einem solchen Umfeld immer schwer, sagte ein Händler dazu.

Schwach performten auch die Versicherer Swiss Life (-3,0 Prozent), Swiss Re (-2,5 Prozent) und Zurich (-2,0 Prozent), wobei es sich hier zum Teil auch um Gewinnmitnahmen gehandelt haben dürfte. So waren diese Titel in den letzten 4 Wochen an der Spitze der SMI-Titel zu finden.

Bei den Zyklikern wurden vor allem Schindler (-3,2 Prozent), VAT (-2,9 Prozent), Holcim (-2,8 Prozent), Geberit (-2,5 Prozent) oder ABB (-2,4 Prozent) aus den Depots gekippt. Aber auch die Papiere des Pharmazulieferers Lonza (-2,7 Prozent) wurden weiter verkauft. Nach der verunglückten Investorenpräsentation haben sie damit diese Woche über 20 Prozent eingebüsst.

Besser hielten sich am Freitag Sika (-0,5 Prozent). Der Bauchemiespezialist hat in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld mehr Umsatz, aber auch weniger Gewinn gemacht. Baader Helvea sprach von einem starken Ergebnis ohne grössere Überraschungen. Allerdings hat die Aktie im Verlauf der Woche über 7 Prozent eingebüsst.

Stütze des Marktes waren aber vor allem die Pharmaschwergewichte Roche und Novartis, die es beide knapp ins Plus schafften. Auch bei Nestlé (-0,2 Prozent) hielten sich die Verluste in Grenzen. Roche und Nestlé waren am Vortag nach Zahlenvorlage massiv unter die Räder geraten. Novartis wird nächste Woche Zahlen abliefern.

Im breiten Markt gehörten etwa die Aktien von Gurit (-8,5 Prozent) zu den schwächsten Titeln. Das hauptsächlich im Windmarkt tätige Unternehmen gab sich anlässlich der am Mittwochabend veröffentlichten Umsatzzahlen im Ausblick auf das Gesamtjahr zurückhaltend, was diverse und zum Teil scharfe Kurszielsenkungen von Analystenseite zur Folge hatte.

uh/jb

(AWP)