Hoffnungen auf zeitnahe und deutliche Zinssenkungen hatten in den letzten Wochen des Börsenjahres 2023 die Märkte gestützt. Mit dem Jahreswechsel scheint diese Hoffnung aber in Frage gestellt zu werden. Mit Blick auf die nächsten Tage und den weiteren Lauf steht daher der US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag im Fokus. Denn sollte sich der US-Beschäftigungssektor widerstandsfähiger als erwartet zeigen, könnte die US-Notenbank an ihrer «höher-für-länger» Zinspolitik festhalten. Dies würde die Hoffnung auf eine Zinssenkung bereits im ersten Quartal 2024 schwächen.
Der Leitindex SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,50 Prozent auf 11'168,75 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI gibt um 0,77 Prozent nach auf 1758,40 und der breite SPI um 0,57 Prozent auf 14'555,31 Zähler. Im SLI geben alle Werte bis auf Novartis und Nestlé nach.
Mit Kursverlusten von jeweils knapp 2 Prozent geben die beiden Finanzwerte Julius Bär und Partners Group am deutlichsten nach. In beiden Fällen haben sich Analysten im Vorfeld der anstehenden ersten Zahlen etwas zurückhaltend geäussert. Bei Partners Group hänge kommende Woche viel vom Ausblick ab, so die Meinung einiger Experten.
Bei Julius Bär wiederum warnen die Experten von Jefferies die Investoren vor schwächeren Zahlen, nachdem das 10-Monats-Update der Bank quasi auf jeder Ebene enttäuscht hatte und die Nachrichten seither Fragen zum Risikomanagement aufgeworfen hätten. Julius Bär steht mit Krediten, die sie an die in Schieflage geratene Signa-Gruppe vergeben hatte, im Fokus.
Bei Werten wie VAT, Sika oder auch ABB, die um bis zu 1,7 Prozent fallen, halten unterdessen Gewinnmitnahmen an, die den Titeln bereits seit Mittwoch zugesetzt haben. Immerhin hat etwa der Vakuumventilspezialist VAT im vergangenen Jahr gut 66 Prozent hinzugewonnen.
Die beiden Uhrenhersteller Swatch (-1,6 Prozent) und Richemont (-1,5 Prozent) sind ebenfalls auf den Verliererlisten zu finden. Vor allem bei Swatch beginnen Analysten sich um negativen Einflüsse Sorgen zu machen, die der zuletzt deutlich erstarkte Franken mit sich bringen kann. Dieses Thema dürfte bei der anstehenden Berichtssaison Experten zufolge an Gewicht gewinnen.
Dass der Markt nicht noch tiefer im Minus notiert, verdankt er den zaghaften Gewinnen vom Pharmakonzern Novartis (+0,4 Prozent). Die Papiere haben sich damit an jedem Handelstag dieser verkürzten Woche verteuert und weisen aktuell eine Wochenbilanz von +6 Prozent auf.
Nestlé (unv.) halten sich aktuell besser als der Markt und auch Roche (GS: -0,3 Prozent) geben nicht ganz so stark wie der Gesamtmarkt nach. Roche haben in dieser Woche damit immerhin etwa 3,5 Prozent zugelegt und Nestlé mehr als 1 Prozent. Beide Schwergewichte hatten 2023 den SMI mit ihren Verlusten ausgebremst.
Etwas deutlichere Bewegungen sind in den hinteren Reihen nach Analystenkommentaren zu beobachten. So gewinnen DocMorris (+9,5 Prozent) nach einer Hochstufung durch Berenberg hinzu. Die Versandapotheke sollte im laufenden Jahr von der Einführung des E-Rezeptes in Deutschland klar profitieren. Basilea (+3,0 Prozent) wiederum sind nach einem Pipeline-Update etwas stärker gesucht.
Dagegen fallen Barry Callebaut (-4,3 Prozent) deutlich zurück. Kepler Cheuvreux hat die Titel abgestuft - der zuständige Analyst macht sich angesichts massiver Ernteprobleme in Westafrika Gedanken um die Versorgungskette. Tecan (-3,0 Prozent) leiden unter einem vorsichtigen UBS-Kommentar. Auch her dürfte der starke Franken negative Spuren hinterlassen haben, warnt der zuständige Analyst.
hr/mk
(AWP)