Denn es wäre laut Ökonomen auch ein Zeichen, dass die US-Notenbank die realwirtschaftlichen Risiken und die Deflations-Risiken höher gewichte als die Inflationsrisiken. «In dubio pro rate cut» wäre in diesem Fall das Motto. Andere Experten betonen aber, dass eine «grosse» Zinssenkung keineswegs in Stein gemeisselt sei. Ausserdem gelte es, die Worte von Fed-Chef Jerome Powell an der Pressekonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid auf die Goldwaage zu legen. «Es gibt jede Menge Enttäuschungspotenzial», so ein Börsianer. Die Wahrscheinlichkeit, dass es am Donnerstagmorgen ein böses Erwachen gebe, sei durchaus hoch.

Der Schweizer Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,42 Prozent auf 12'056,23 Punkte. Im Verlauf des Vormittags hatte er sich zeitweise sogar der 12'100-Punkte-Marke angenähert. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, steigt um 0,53 Prozent auf 1964,72 und der breiter gefasste SPI um 0,47 Prozent auf 16'032,95 Zähler. 26 der 30 SLI notieren im Plus.

Am deutlichsten aufwärts geht es bei den Blue Chips mit Julius Bär (+3,8 Prozent auf 48,88 Fr.). Der Analyst von Keefe, Bruyette & Woods erhöht das Rating auf 'Outperform' und sieht das Kursziel bei 62 Franken. Das Institut habe eine schwierige Zeit hinter sich, schreibt der Experte. Nun aber könne das Management die Früchte der Effizienzmassnahmen ernten. Mit Blick auf die tiefe Bewertung erscheine der Zeitpunkt für einen Einstieg in die Titel zudem günstig, so seine Meinung.

Auch beim zweiten positiven Ausreisser im SLI ist ein Analystenkommentar der Grund für die Avancen. So erhöht Barclays das Rating für Lindt&Sprüngli (+2,9 Prozent) auf 'Overweight'. Dank besserer Kakaoernten in Westafrika gehe er davon aus, dass die Preise für den Rohstoff weiter sinken werden, schreibt der zuständige Analyst. Am breiten Markt hilft der gleiche Analyst mit dieser Aussage und einer entsprechenden Rating-Aufstufung auch den Barry-Callebaut-Papieren auf die Beine (+6,7 Prozent).

Gewinne von über 1 Prozent verbuchen ausserdem noch ABB und SIG (je +1,3 Prozent), Straumann (+1,2 Prozent) sowie Geberit (+1,1 Prozent).

Bei den Gewinnern eingereiht haben sich auf die drei Schwergewichte, wobei diese die anfänglichen Avancen nicht halten konnten. So notieren Novartis und Roche nur minimal im Plus, und Nestlé ziehen auch nur um 0,3 Prozent an.

Nur knapp im Plus sind ausserdem auch Swisscom (+0,1 Prozent) Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM sieht die geplante Übernahme von Vodafone Italia durch die Swisscom kritisch. Ein Swisscom-Sprecher gab jedoch Entwarnung. Er sieht den Zeitplan für die Übernahme nicht in Gefahr.

Die kurze Verliererliste wird von den heiss gelaufenen Sandoz (-0,4 Prozent) angeführt.

Dahinter folgen Swatch (-0,2 Prozent). Hier belastet ein Hilferuf der Schweizer Uhrenindustrie an die Politik. Dieser Hilferuf sei alarmierend, meint ein Marktbeobachter. Denn darin werde betont, dass es keine Aussichten auf eine kurzfristige Besserung gebe und dass vor allem die Hersteller von Zeitmessern im unteren und mittleren Preissegment unter der Marktflaute litten - also insbesondere Swatch.

Leicht im Minus sind ausserdem noch Lonza und Sonova (je -0,1 Prozent).

Am breiten Markt sorgen diverse Analysteneinschätzungen für Kursbewegungen. So geben deshalb Siegfried (-0,9 Prozent) und Interroll (-1,8 Prozent) nach.

Auf der positiven Seite setzen Curatis (+33 Prozent) den Höhenflug nach den Zahlen vom Vortag fort, als sie sich schon um fast 50 Prozent verteuert hatten.

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(AWP)