«An Arbeitseifer mangelt es Donald Trump wahrhaftig nicht», kommentiert denn auch ein Händler. Nach dem Zollhammer Anfang April stünden nun die nächsten Importzölle an. Diesmal treffe es die Filmindustrie sowie die Pharmakonzerne ausserhalb der USA, so der Händler weiter - nachdem Trump angekündigt hatte, für beide Branchen über Zölle nachzudenken. «Das Zollkarussell bleibt zum Leidwesen der Anleger nicht stehen.» Dabei hatte Hoffnung auf eine mögliche Annäherung zwischen den USA und China die Aktienmärkte zuletzt etwas beruhigt. Bislang hätten die Verhandlungen noch keine nennbaren Ergebnisse gebracht. Mit Blick auf das Fed wiederum wird am Markt ein «on-hold»-Entscheidung erwartet, eine erste volle Zinssenkung erst im Juli.
Der Leitindex SMI gibt gegen 10.55 Uhr um 0,08 Prozent nach auf 12'222,83 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,13 Prozent auf 1983,39 und breite SPI 0,08 Prozent 16'646,57 Zähler. Im SLI stehen 18 Verlieren elf Gewinner gegenüber. Roche sind unverändert.
Aus den Reihen der Blue Chips hat sich am Morgen Geberit (+0,7 Prozent) mit Zahlen gemeldet. Der Sanitärtechnikkonzern hat demnach im Startquartal 2025 mehr Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum. Geholfen haben die klar höheren Verkaufsvolumina. Die Gewinnmarge kam etwas zurück, blieb aber klar über dem anvisierten Zielband.
Daneben kann auch die UBS (-0,4 Prozent) mit News aufwarten. Sie hat sich im Namen der übernommenen Credit Suisse mit dem US-Justizministerium wegen Steuerverstössen aussergerichtlich geeinigt und zahlt dafür 511 Millionen US-Dollar. Damit ist der Fall, der 2014 mit einem Schuldeingeständnis und einer Busse von rund 2,6 Milliarden Dollar einherging, endgültig abgeschlossen.
Die rote Laterne halten unterdessen die Aktien von Kühne+Nagel mit -2,3 Prozent. Auch ABB, Adecco und Sika als weitere eher zyklische Branchenvertreter geben mit Abgaben von bis zu 1,8 Prozent überdurchschnittlich stark nach.
Derweil reagieren die beiden Pharmaschwergewichte Roche (unv.) und Novartis (-0,2 Prozent) kaum auf die Zolldrohungen. Sie hatten in den vergangenen Wochen allerdings deswegen schon Federn gelassen.
Grösster Gewinner im SLI sind mit +1,5 Prozent die Aktien des Generika-Konzerns Sandoz. Ein Kursplus von 0,7 Prozent beim Schwergewicht Nestlé sorgt dafür, dass der SMI nicht tiefer im Minus notiert.
Wie ein Händler betont, spiegelten die derzeitigen Kursbewegungen auch die Unsicherheit der Investoren bei der Frage, welche Branche US-Präsident Trump mit seinen Zolldrohungen als nächste ins Visier nehmen könnte.
Für Spannung sorgen derweil in den hinteren Reihen Rieter (-0,1 Prozent) und Oerlikon (+15 Prozent). So wird der Winterthurer Textilmaschinenkonzern die Oerlikon-Tochter Barmag für 713 Millionen Franken kaufen. Barmag stellt Anlagen zur Produktion von Chemiefasern her. Bei diesen Nachrichten spielen die Oerlikon-Zahlen zum ersten Quartal nur eine beiläufige Rolle. Das Unternehmen hat einen leichten Rückgang beim Umsatz und dem Auftragseingang ausgewiesen.
Im Plus bewegen sich auch die Aktien Gurit (+3,3 Prozent). Grund dafür ist das Ergebnis des dänischen Windkraftanlagenherstellers Vestas. Dieser hat im ersten Quartal einen kräftigen Umsatzsprung erzielt und ist zudem in die Gewinnzone zurückgekehrt. Dabei entwickelte sich vor allem der Bereich Power Solutions über den Erwartungen. Dies dürfte auch dem sich in Umbau befindlichen Unternehmen aus der Ostschweiz helfen, heisst es am Markt.
Anders sieht es bei DocMorris aus (-3,8 Prozent). Konkurrent Redcare Pharmacy ist zwar operativ in die Gewinnzone zurückgekehrt. Das sei aber bereits erwartet worden.
hr/ra
(AWP)